Das Mallorca Kartell (German Edition)
verkauft hat er es!« Frau Sheen sprang von ihrem Stuhl auf und ging im Büro auf und ab. »Das Grundstück hatte ich über seine Kanzlei erworben. Ich war die letzten fünf Jahre nicht mehr hier. Nun komme ich nach Mallorca, weil ich endlich das Geld für den Bau eines Hauses zusammen habe, und was muss ich entdecken?« Sie fuhr sich hektisch durch ihre aufgelöste Frisur. »Auf meinem Grundstück baut bereits jemand! Diese Deutsche, eine gewisse Frau Weiler, behauptet, sie hätte das Grundstück vor vier Monaten gekauft. Sie zeigte mir die Kaufurkunde. Einen Verkauf habe ich jedoch niemals veranlasst! Die Kanzlei Súarez-Alonso hatte eine Generalvollmacht von mir, um die ganzen Steuersachen zu erledigen. Und was macht dieser saubere Carlos? Verkauft das Grundstück in meinem Namen! Die Grundsteuer durfte ich letzten Monat trotzdem noch bezahlen. Geld aus dem Verkauf habe ich natürlich auch nie gesehen.«
Ángel nickte bedächtig. Nun wusste er noch genauer, wonach er beim morgigen Einsatz suchen musste. »Mal sehen, ob ich Sie richtig verstanden habe. Sie haben ein Grundstück gekauft, der Verkauf wurde von der Kanzlei Súarez-Alonso notariell begleitet und die Kanzlei besitzt eine Generalvollmacht von Ihnen. Wo liegt das Grundstück?«
»Auf der Cala Llamp bei Andratx«, presste sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
Durch die Unterlagen aus dem Katasteramt waren ihm die vielen Verkäufe und Umschreibungen durch das Notariat Súarez-Alonso natürlich aufgefallen. Um dem auf den Grund zu gehen, war die Überprüfung des Notariats geplant. In ihm reifte der Verdacht, dass es sich hier nicht um einen Einzelfall handelte. »Haben Sie mit jemandem aus der Kanzlei gesprochen?«
»Nein. Ich will kein dummes Gewäsch hören, sondern mein Grundstück zurück!« Frau Sheen kramte in ihrer Handtasche und zog eine Kopie der Kaufurkunde heraus.
»Sehen Sie selbst. Carlos Súarez-Alonso hat die Urkunde unterschrieben und meine Generalvollmacht in Kopie beigefügt. Der Verkauf ist gültig, das ist mir klar. Trotzdem will ich meinen Grund und Boden wiederhaben. Es hat doch keinen Sinn, mit diesen Betrügern zu reden. Mein Grundstück verkaufen und mir noch die jährlichen Steuern in Rechnung stellen. Das hätte noch Jahre so weitergehen können!«
Das war allerdings richtig. Wer weiß, mit wie vielen Ausländern Carlos dieses Spiel getrieben hatte. Morgen wüsste er mehr. »Frau Sheen, ich verspreche Ihnen eine schnelle Klärung. Sie müssen mir jedoch die Unterlagen überlassen.«
»Kein Problem.« Sie legte die Dokumente auf den Tisch.
»Und noch etwas. Unternehmen Sie selbst nichts mehr in dieser Sache. Spätestens übermorgen wissen wir mehr.«
Ángel sah den ungläubigen Ausdruck in Frau Sheens Gesicht.
»Das ging einfacher, als ich gedacht hatte. Und da heißt es immer, die spanische Polizei interessiert sich nicht für die Besitzansprüche von Ausländern.«
Am Nachmittag besprach das Team den Einsatz. Es wurden weitere Durchsuchungsbefehle für die privaten Wohnungen der Kanzleimitarbeiter besorgt.
Bevor er zu Cristina fuhr, rief er in der Klinik an, um sich nach Martins Zustand zu erkundigen. Er war nicht wieder zu sich gekommen. Ángel fragte die Schwester, ob er Besuch von Cristina hatte, was diese verneinte.
Gedankenverloren stieg er in seinen Wagen. Er hätte schwören können, Cristina würde ihren Freund besuchen, und sei es nur, um seinen Eltern zur Seite zu stehen.
Ángel drückte die Klingel zum zweiten Mal. Cristinas Wagen stand immer noch am selben Platz, also musste auch jemand zu Hause sein. Die Glocke funktionierte. Er hatte sie deutlich gehört. Ungeduldig klopfte er an die Tür.
»Ich komme schon!«, schallte es ihm entgegen.
»Ach, Sie schon wieder!« Von der Freundlichkeit des Vormittags war nichts mehr übrig. Célia funkelte ihn ungehalten an.
»Guten Abend, Señora Crespo. Ich komme wohl ungelegen«, versuchte Ángel höflich, die Situation zu retten. Etwas musste die Dame sehr verärgert haben.
»Cristina ist nicht hier!«, blaffte Célia ihn an.
»Haben Sie ihr gesagt, dass ich heute Morgen hier war?« Ángel verstand nicht, was vor sich ging. Warum bat sie ihn nicht herein? Vielleicht war die alte Dame doch nicht mehr so gesund, wie er gedacht hatte. Senile Leute verhielten sich manchmal merkwürdig.
»Wo ist Cristina? Ich muss dringend mit ihr sprechen«, insistierte Ángel.
»Sie ist zu Freunden aufs Land, um ihre Ruhe zu haben. Ich werde Ihnen ganz bestimmt
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