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Das Mallorca Kartell (German Edition)

Das Mallorca Kartell (German Edition)

Titel: Das Mallorca Kartell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Becker
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niedergeschlagen worden? Das war möglich. Eventuell lag María gefesselt in einem anderen Zimmer. Das machte Sinn. Wahrscheinlich waren die Einbrecher längst mit ihrer Beute abgehauen.
    Cristina musste sich befreien. Sie spannte die Muskeln an Beinen und Armen an, um die Fesseln zu lockern. Anspannen und lockerlassen. Anspannen und lockerlassen. Ihre Finger betasteten die Fesseln. Es handelte sich um eine Wäscheleine. Wenn sie die Leine lange genug dehnte, könnte sie vielleicht mit den Händen herausschlüpfen und sich befreien. Sie musste es nur weiter versuchen. Ihre Gedanken schweiften zu Célia. Hoffentlich hatte ihr niemand wehgetan.
    Wo war eigentlich Marías Bruder? Hätte er nicht etwas von dem Überfall bemerken müssen? Gabriel betrat selten das Haus. Er hielt sich hauptsächlich im Anbau oder im Garten auf. Trotzdem musste es ihm auffallen, wenn seine Schwester verschwunden war. Irgendwann würde er sie suchen und herkommen. Sie widerstand der Versuchung, die schmerzenden Arme und Beine ruhen zu lassen, und kämpfte weiter, um die Leine etwas zu lockern. Schließlich konnte sie nicht wissen, ob Gabriel nicht auch überwältigt worden war und überhaupt keine Hilfe holen konnte. Sie musste sich selbst befreien.
    Der Hauswirtschaftsraum erwärmte sich trotz der geschlossenen Fensterläden. Der Schweiß durchnässte ihr Nachthemd und sie hatte Durst. Ihr Magen knurrte leise, doch den konnte sie ignorieren, der Durst war schlimmer. Wie lange war sie hier? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Eisern spannte sie die Muskeln an. Es schien, als würde sich die Leine allmählich lockern. Sie zerrte daran, konnte jedoch ihre Hand noch nicht herausziehen.
    Aufmerksam horchte ins Halbdunkel, ob sie etwas hören konnte. Doch im Haus rührte sich nichts. Kein Geräusch ließ darauf schließen, dass sich noch jemand darin befand. Trotzdem hatte sie das Gefühl, nicht alleine hier zu sein. Etwas hatte sie aus ihrem tranceartigen Zustand gerissen. Sie lauschte erneut. Nichts.
    Cristina riss weiter an ihren Fesseln. Die Leine hatte sich spürbar gelockert. Sie konnte ihr rechtes Handgelenk drehen und bemühte sich, es aus der Schlinge zu ziehen. Mit einem plötzlichen Ruck war ihre Hand frei. Der Schwung riss sie mitsamt des Stuhls um und ein heftiger Schmerz durchzuckte ihre Schulter. Sie stöhnte auf. Cristina ignorierte das Pochen und nestelte mit ihrer freien Hand an der Leine. Die Schlinge war nun groß genug, um auch die linke Hand herauszuziehen. Sie löste den Knebel und sog gierig die Luft ein. Ihre Kehle war ausgetrocknet und ihre Zunge zu einem fremden, aufgequollenen Objekt in ihrem Mund geworden. Zielstrebig krümmte sie sich nach vorn, um zu den Stuhlfüßen zu gelangen. In ihrem steifen Rücken schmerzte jede einzelne Faser, doch die Bewegung tat ihm gut. Nach endlos scheinenden Minuten hatte sie auch ihre Fußfesseln gelöst. Sie stemmte sich in eine sitzende Position hoch und bewegte sich vorsichtig, bis sich ihre Muskeln etwas gelockert hatten. Dann tastete sie sich zum Handwaschbecken, das neben dem Wäschetrockner an der Wand angebracht war, und drehte den Hahn auf. Das kühle Wasser brannte auf ihren aufgesprungenen Lippen, auch ihre Kehle zog sich krampfhaft zusammen, bis sie hustete. Sie ließ das Wasser in ihre Hand laufen und trank schluckweise daraus. Als sie ihren Durst gestillt hatte, wusch sie sich das Gesicht und strich die nassen Haare zurück. Sie tastete sich mit zitternden Schritten zur Tür, drückte die Klinke und stellte erleichtert fest, dass nicht abgesperrt war. Das milde Abendlicht schmerzte in ihren Augen und sie benötigte einige Sekunden, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Die Küche lag verlassen da. Sie schlich in die Eingangshalle, ging die steile Treppe nach oben und durchsuchte jedes Schlafzimmer. Célia war nicht hier.
    Vielleicht lag sie gefesselt im Arbeitszimmer. Sie stieg die Stufen hinab, öffnete die Tür zum Büro und blickte in den Lauf einer Pistole.
     
    ***
     
    Célia erwachte vom Klingeln des Telefons. Sie fühlte sich noch immer müde. Am Vorabend war sie nach dem Essen mit Cristina beinahe auf der Terrasse eingeschlafen. Noch nie hatte sie das Geschirr einfach stehen lassen. Es war gegen ihre Natur. Wenn sie zu Bett ging, musste alles an seinem Platz sein. Doch am vergangenen Abend hatte sie sich gerade noch dazu durchringen können, die Terrassentür zu schließen. Sie hatte sich im Halbschlaf die Stufen zu ihrem Schlafzimmer hochgeschleppt, ein

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