Das Mallorca Kartell (German Edition)
Krankenhauszimmer beziehen sollten, da für die Bezahlung in jedem Fall gesorgt würde.
Martins Vater drehte sich zu ihr um. »Danke. Ich werde mich, sobald es mir möglich ist, mit unserer Krankenversicherung in Verbindung setzen. Ansonsten zahlen wir es Ihnen selbstverständlich zurück. Elsbeth würde niemals von Martins Seite weichen.«
»Sagen Sie mir bitte, wenn ich etwas für Sie tun kann. Ich komme morgen wieder.«
»Bis morgen dann«, flüsterte Herr Schneider, ohne die Augen vom Krankenbett seines Sohnes abzuwenden.
Cristina verließ das Zimmer und ging nachdenklich den Gang entlang. Sie betrat das Schwesternzimmer und hinterließ bei der zuständigen Stationsschwester ihre Telefonnummer, für den Fall, dass Martins Eltern sie erreichen wollten. Sie beschloss, zu Célia zu fahren. Normalerweise nahm sie die Treppe, doch heute fühlte sie jede einzelne Faser in ihrem Körper und entschied sich für den Fahrstuhl. Die Aufzugtür öffnete sich. Vor ihr stand Ángel Martínez Ruiz.
»Gibt es Neuigkeiten?«, erkundigte er sich.
»Der Arzt ist zuversichtlich. Er konnte aber keine genaue Prognose stellen, wann Martin zu sich kommt. Seine Eltern sind bei ihm. Ich habe mich gerade von ihnen verabschiedet. Sie werden ein Zimmer hier im Krankenhaus beziehn, so können sie ständig in Martins Nähe sein.«
Cristina lehnte sich gegen die Wand.
»Sie sehen erschöpft aus. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus. Ich rufe Sie an, sobald es Neuigkeiten gibt.«
Die Sonne ging blutrot hinter den Bergen unter und tauchte Célias Anwesen in friedliches Dämmerlicht. Cristina stellte den Leihwagen ab, ging durch den Garten und ließ sich seufzend in einen Terrassenstuhl sinken. Sie schloss die Augen, sog die würzige Meeresluft ein und versuchte sich zu entspannen. Sie hörte nicht, wie Célia auf die Terrasse trat. »Wie geht es Martin?«
Erschrocken öffnete sie die Augen. »Die Ärzte können noch nichts Genaues sagen. Sie wissen nicht, ob durch seine Kopfverletzung eventuell Spätfolgen auftreten werden. Seine Eltern schlafen im Krankenhaus. Dann ist er immerhin nicht alleine.«
»Und wie geht es dir?« Célia setzte sich zu ihr.
»Ich bin völlig fertig. Vielleicht sollte ich einen Happen essen.« Sie verspürte zwar keinen Hunger, doch sie musste etwas in den Magen bekommen, wenn sie nachher eine Schlaftablette nehmen wollte. Sie sehnte sich nach einigen Stunden traumlosen Schlafs.
»Ich sage María Bescheid.« Célia stand auf, ging in die Küche und kam mit einer Karaffe Wasser zurück. »Du kennst doch Enrique Zapatero, den Arzt.«
Cristina goss sich Wasser ein nippte daran. »Ja, was ist mit ihm?«
»In der Zeitung steht, dass man ihn gestern Abend tot in seiner Wohnung aufgefunden hat. Er hat sich erhängt. Offensichtlich hat er einem kleinen Jungen ein falsches Medikament verabreicht. Der Kleine wäre beinahe gestorben. Die Mutter hat am Telefon Señor Zapatero mit einer Klage gedroht. Das hat er wohl nicht mehr verkraftet. Die Praxis stand vor dem Aus. Das hätte ihm den Rest gegeben. Die Polizei wollte ihn wegen des Jungens befragen, deswegen hat man ihn überhaupt so schnell gefunden. Keiner hätte sich gewundert, wenn die Praxis geschlossen geblieben wäre.« Célia schüttelte den Kopf. »Er war mal ein wirklich guter Arzt. Da sieht man, was der Alkohol aus jemandem machen kann.«
Célia stand auf. »María war seine Patientin. Ich sollte es ihr erzählen.«
Cristina blieb auf der Terrasse. Noch mehr Drama würde sie heute nicht ertragen. Doch der Arzt tat ihr leid. Was trieb einen Mann in den Tod? Durch den Vorfall mit dem Jungen hätte er seine Konzession verloren. Das war schlimm, aber da der Junge sich erholte, hätte es keine weiteren Konsequenzen für ihn gehabt. Er musste schon lange sehr unglücklich gewesen sein.
Célia brachte einen dampfenden Teller mit Gemüsekuchen. »María war völlig aufgelöst. Dass sie es sich so zu Herzen nimmt, hätte ich nicht gedacht. Sie war doch nur ein oder zwei Mal bei ihm. Ich habe ihr für den restlichen Abend freigegeben.«
Schweigend verzehrten sie ihr Abendessen. Cristina legte sich ein weiteres Stück auf den Teller und gähnte herzhaft. »Das Stück und das Glas Wein nehme ich mit ins Badezimmer. Es ist zwar noch sehr früh, aber ich verabschiede mich für heute.«
»Schlaf dich aus, Cariño.« Célia stand auf und küsste sie auf die Wange. »Ich werde noch ein bisschen draußen sitzen bleiben.«
Cristina ließ das Badewasser ein
Weitere Kostenlose Bücher