Das Manoever
doof!«, sagte Kevins kleine Schwester Megan. »Wir haben das ganze Geschenkpapier gesehen, das da reingewandert ist!«
»Gib uns wenigstens einen Hinweis!«, bettelte einer der Jungen.
»Wolltet ihr nicht alle beim Krippenspiel mitmachen?« , fragte Lauren. »Da müsst ihr bestimmt noch euren Text üben.«
Lauren hatte die Tür des Klassenzimmers erreicht und klopfte an die Glasscheibe, die vor den neugierigen Blicken der Rothemden mit Goldfolie abgedeckt worden war.
Megan schlang die Arme um Laurens Taille. »Ich muss aber wissen, was ich geschenkt bekomme. Bitte, bitte, bitte!«
Doch als sich die Tür öffnete und ein Betreuer namens
Pete Bovis den Kopf herausstreckte, sprang sie zurück.
»Verschwindet, ihr Bande«, verlangte er. »Ich habe euch gesagt, dass ihr Lauren und die anderen Aushilfen in Ruhe lassen sollt. Und wenn ich noch einmal sehe, wie ihr einen von ihnen löchert, ziehe ich jedem ein Geschenk ab!«
Lauren drückte sich durch den Türspalt ins Klassenzimmer, sodass die Kinder nicht sehen konnten, was darin vor sich ging.
»Die sind echt hartnäckig«, lächelte sie, als Pete die Tür wieder verschloss.
In diesem Klassenzimmer wurden normalerweise die Kleinsten auf dem Campus unterrichtet. Es gab einen Sandkasten und einen Wasserspielbereich mit einem Becken voller Spielzeugboote und Wasserräder, eine mit Teppichboden ausgelegte Leseecke voller Bilderbücher, und auÃerdem lag jede Menge abgenutztes Spielzeug herum. Doch im Augenblick stapelten sich an der einen Wand Kisten mit neuen Spielsachen und anderen Geschenken, die auf den Tischen in der Mitte eingepackt und beschriftet wurden, bevor sie auf die andere Seite wanderten.
An den Tischen saÃen zwei Betreuer und drei ausgebildete CHERUB-Agenten und arbeiteten eine schier endlos lange Liste ab, auf denen die Geschenke aufgezählt waren, die jedes Rothemd erhielt. Zum Teil bekamen alle Rothemden das Gleiche geschenkt, während ein paar andere Geschenke die persönlichen
Wünsche der kleinen Empfänger berücksichtigten.
Die vier Mädchen, die sich freiwillig als Aushilfen gemeldet hatten, um unangenehmeren vorweihnachtlichen Aufgaben wie dem Putzen der Korridore oder der Arbeit in der Wäscherei zu entgehen, hatten schnell eingesehen, dass auch das Einpacken von Geschenken weit weniger lustig war, als gedacht  â bei über tausend Geschenken für etwa siebzig Rothemden.
»Okay«, seufzte Lauren, quetschte sich auf einen winzigen Stuhl, der für einen Vierjährigen konstruiert war, und las den nächsten Namen auf der Liste. »Robert Cross, acht Jahre, Hauptgeschenke: Laptop, Manchester-United-Set, Gunslinger 4 für die X-Box. Hat jemand die Tüte mit den ganzen FuÃballsachen gesehen?«
Einer der Betreuer sah sich um. »Gerade hatte ich sie noch â¦Â«
»Es ist doch unglaublich, was die Kinder heutzutage alles bekommen«, regte sich Lauren auf und bemühte sich um einen starken Cockney-Akzent, während sie nach dem silbernen Geschenkpapier griff, um das FuÃball-Set einzupacken. »Als ich acht war, hab ich höchstens eine Orange, einen Apfel und vielleicht noch eine Walnuss bekommen  â aber nur wenn ich viel Glück hatte!«
»Ja, da bin ich mir sicher«, grinste Pete, während die anderen lachten. »Vor allem, nachdem deine Mutter
die gröÃte Ladendieb-Gang in Nordlondon organisiert hatâ¦Â«
15
Der CHERUB-Campus war aus einer alten Schule hervorgegangen, die jetzt Teil des Juniorblocks war. Im Laufe der Zeit hatte sich der Campus zu einem hoch gesicherten Gelände mit einem kleinen Dorf entwickelt, umgeben von mehreren Bauernhöfen. Und während den heutigen Cherubs alle nur erdenklichen Sportmöglichkeiten und Allwetter-Sportplätze zur Verfügung standen, gab es in jenen grauen Anfangstagen nur ein einziges FuÃballfeld in der Nähe des Campus-Sees.
Im Winter trat dieser See regelmäÃig über das Ufer und durchweichte sowohl die genagelten Stiefel der Jungen  â weibliche Cherubs gab es damals noch nicht  â als auch das Spielfeld und verwandelte es in eine regelrechte Schlammwüste. Mit der zunehmenden Erweiterung des Campus entstanden auch neue, höher gelegene Sportplätze und das Seeufer wurde eingedämmt, um die jährliche Ãberflutung zu stoppen. Doch die alte Tradition, am Samstag vor Weihnachten
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