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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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Lieblingstraum war?«, vernahm er auf einmal von weit her die Stimme seines Sohnes.
    »Ich weiß … Der Traum von dem Sommertag vor der Bibliothek … Von dem Tag, als ich mich in sie verliebte.«
    »Du musst noch einmal dorthin zurückkehren. Das hat sie sich so gewünscht.«
    »Das können wir nicht. Wir sind eingesperrt«, entgegnete Sergej träge.
    Er wünschte sich nichts mehr, als weiter in diesem Zustand zu verharren, die Erinnerungen nicht loszulassen … Aber Denis’ Stimme erklang jetzt laut und deutlich: »Gleich werden sie uns rauslassen. Wir werden von hier fortgehen.«
    »Was hast du dir da denn ausgedacht?«, erkundigte sich Max streitlustig.
    Sergej kroch ungeschickt über den Boden wie ein ans Ufer geworfener Fisch und setzte sich schließlich auf. Sein Kopf dröhnte.
    Der Riegel knirschte. Quietschend öffnete sich die Tür einen Spalt, aber niemand trat ins Zimmer.
    »Weißt du, wer da draußen ist?«, fragte Sergej seinen Sohn.
    Dieser hatte es nicht eilig zu antworten. Er erhob sich und ging in Richtung Tür.
    »Bleib stehen!«, zischte Sergej. »Du darfst da nicht hin!«
    Aber der Junge schob die Tür auf und trat nach draußen.
    »Ihm nach«, befahl Max und sprang ebenfalls auf die Beine. »Angin, du nimmst die Schutzanzüge.«
    Einer nach dem anderen verließen sie ihr Gefängnis und traten in den weitläufigen, dunklen Flur. Angin trug die vier Schutzanzüge, Max hielt das Messer in der Hand, bereit, sich in den Kampf zu stürzen. Sergej bewegte sich nur mit großer Mühe, vor seinen Augen verschwamm alles. Er war noch nicht wieder ganz bei sich. Im Dunkeln waren nur Denis’ Umrisse zu erkennen, und es herrschte absolute Stille im Flur.
    »Sohn, weißt du, wohin?«, fragte Sergej.
    Der Junge nickte, schüttelte aber gleich darauf den Kopf. Er hüpfte in dem dunklen Gang hin und her und murmelte: »Da nicht, da stehen die Wachen … Vielleicht dorthin …« Er schlug eine andere Richtung ein. Die Männer kamen kaum hinterher.
    Plötzlich blieb er stehen und wandte sich den Erwachsenen zu.
    »Was ist?!«, flüsterte Max wütend, denn er konnte seine Ungeduld kaum noch im Zaum halten.
    »Es bleibt nur ein Weg«, sagte der Junge. »Er führt nicht nach draußen, ist aber immer noch besser, als hier zu bleiben und darauf zu warten, dass sie uns töten oder wieder einschließen.«
    »Was für ein cleverer Gedanke«, erwiderte Max bissig. »Wirst du uns jetzt normal führen, oder geht es weiter wie bei einer Hasenjagd im Zickzack durch die Gegend?«
    Denis antwortete nicht, sondern wandte sich um und marschierte los. Die Männer folgten ihm.
    Bald sahen sie Licht in der Ferne. Denis murmelte: »Das ist das Einzige, was ich finden konnte …«
    Sie erreichten eine angelehnte Tür, durch die Licht fiel. Max packte sein Messer fester.
    Eine tiefe, krächzende Männerstimme sagte:
    »Na endlich. Ich dachte schon, ihr wollt nach oben durchbrechen. Dann hätten wir uns wohl nie kennengelernt … Aber euer Blindenführer scheint ein kluger Kopf zu sein.«
    Die drei Männer und der Junge betraten ein geräumiges, spärlich beleuchtetes Zimmer. In jeder der vier Ecken stand eine angezündete Petroleumlampe. Sie verströmten einen unangenehmen, beißenden Geruch. Der Raum war mit dem üblichen Mobiliar ausgestattet: einem Tisch mit rissiger Tischplatte, einigen Stühlen, einer zerdrückten Schlafcouch und einem Sessel.
    In diesem Sessel saß, den Eintretenden entgegenblickend, ein älterer, grauhaariger Mann, der genau wie die Wilden mit schlecht geschneiderten Kleidungsstücken aus jenem seltsamen Fell bekleidet war. Allerdings schien sich der Mann
im Gegensatz zu den Wilden gelegentlich zu waschen. Sergej nahm jedenfalls keinen anderen Geruch als den von verbranntem Petroleum wahr. Die langen Haare des Alten waren sorgfältig nach hinten gekämmt, seine klugen Augen blickten wohlwollend und neugierig.
    »Sieh mal einer an.« Max legte wie üblich sogleich los. »Ein lebender Pensionär! Und ich dachte, dass alle Leute über 25 hier sofort zu Mischfutter verarbeitet werden!«
    »Sie sterben schon von selbst«, sagte der Alte freudlos mit seiner krächzenden Stimme. »Unter diesen ökologischen Umständen … Kommt ruhig herein, hier will euch keiner was.«
    »Wer was von mir will«, brummte Max, »lebt keine drei Tage mehr … Ref. 21 «
    Sie drängten sich auf der Schwelle, unschlüssig, was zu tun sei. Der grauhaarige Alte blickte ohne jede Angst auf das Messer, das Max in der Hand hielt.
    »Setzt

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