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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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das Gewehr überlassen. Dafür haben sie uns in die
Station gelassen und versorgen uns.« Max nahm einen Schluck von seinem Tee. »Das sind überall kostbare Waren, hier in der Metro genauso wie in eurer Kolonie. Und natürlich die Patronen, aber die gebe ich nicht her. Denn die, Bruder, sind eine bessere Währung als früher der Dollar. Ich vermute, dass wir unsere Ausrüstung nicht wieder zu Gesicht bekommen. Aber mit einer Mahlzeit als Bezahlung lassen wir uns nicht abspeisen, dafür werde ich schon sorgen. Sie müssen uns hier mindestens eine oder besser zwei Wochen durchfüttern. Ich persönlich habe jedenfalls vor, es mir hier gutgehen zu lassen, mich auszuruhen, ein paar Informationen einzuholen …«
    »Ich habe keine Zeit, mich auszuruhen, andernfalls wird es für immer sein«, sagte Sergej finster. »Ich muss Wosnizyn finden. Bist du dabei?«
    Max wischte mit dem letzten Brocken Brot sorgfältig seinen Teller sauber und zuckte unbestimmt mit den Schultern.
    »Hör mal, woher wusste der Soldat, dass du ein Messer dabeihast?«
    »Er hat’s gespürt«, entgegnete Max und grinste. »Sie spüren alles …«
    Sergej trank seinen Tee aus. Die Müdigkeit, die Erlebnisse der letzten Tage und vor allem das unablässige Gefühl, dass sie angekommen, am Ende ihres Weges waren, ausruhen konnten, all das sorgte dafür, dass sein Bedürfnis nach Schlaf immer stärker wurde, so sehr, dass seine Umgebung und Max vor seinen Augen verschwammen. Er schüttelte den Kopf und zwang sich, sich zu konzentrieren.
    »Warum wollen sie nichts von uns wissen?« Seine Stimme klang wie die eines Betrunkenen.
    »Kommt noch«, entgegnete Max. »Keine Sorge …«
    Der Soldat, der sie in Empfang genommen hatte, betrat jetzt die Kantine. Sergej saß mit dem Rücken zum Eingang, aber er sah, wie sich Max’ Gesichtszüge anspannten.
    »Sie sollten sich jetzt ausruhen«, sagte der Mann. »Die Schlafstätten sind vorbereitet. Ich bringe Sie hin.«
    Es war bereits Abend. Ohne Eile gingen sie die Station entlang, und Sergejs Herz jauchzte vor Freude. Die Menschen rundherum, Männer und Frauen verschiedenen Alters, unterhielten sich, lächelten … manche lachten sogar! Es war erstaunlich. Sergej schien es, als habe er zwanzig Jahre lang kein Lachen mehr gehört.
    Von irgendwoher erklang Musik. Jemand spielte Gitarre, und das nicht mal schlecht. Sekunden später begann eine hohe, klangvolle Frauenstimme zu singen. Mit freudiger Verwunderung und einem Lächeln auf dem Gesicht verlangsamte Sergej seine Schritte, wandte immer wieder den Kopf nach allen Seiten, versuchte herauszufinden, woher die Musik und der Gesang kamen … Mit einem Mal begegnete er dem scharfen Blick kalter grauer Augen. Ein älterer Mann stand neben einer Säule zwischen zwei Zelten und fixierte ihn. In seinem Blick lag nicht die geringste Spur von Wohlwollen, und er wandte den Blick auch nicht ab, als Sergej zurückstarrte.
    Seine freudige Stimmung fing an, sich aufzulösen.
    »Papa, kennt uns der Mann?«
    Sergej sah zu Denis hinüber. Hatte der Junge den unangenehmen Typen ebenfalls wahrgenommen?
    »Was meinst du, Junge?«
    »Warum hat er so geguckt?«
    Sergej hob den Kopf, aber der Fremde war nicht mehr zu sehen.
    »Vermutlich hat er sich vertan«, sagte Sergej nachdenklich.
    Sie gingen weiter. Ihr Begleiter schwieg, wollte die Gäste offenbar nicht stören, während sie sich mit dem Leben auf der Station vertraut machten und sich umsahen. Sergej fuhr durch den Kopf, dass der junge Mann offenbar präzise Anweisungen in Bezug auf sie erhalten hatte. Wenn er nur wüsste, welche!
    »Es hat sich nichts verändert, seit ich das letzte Mal hier war«, murmelte Max.
    Der Gesang war verstummt, Applaus brandete auf. Sergej sah sich wieder nach allen Seiten um, und auf einmal ertönte eine Frauenstimme: »Kuljomotschka! Bist du das?«
    Sergej hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen. Er spürte Hitze, Kälte, seine Knie zitterten. Vor über zwanzig Jahren … Die Chance zu überleben, stand 1 : 300. Von fünfzehn Millionen Moskauern, Touristen und Bewohnern der Vororte hatten sich gerade mal fünfzigtausend retten können. Das war unmöglich. Unmöglich.
    Kuljomotschka, Schusselchen.
    Nur ein einziger Mensch hatte ihn je so genannt: Ljuda.
    Sergej konnte nur mit Mühe den Impuls unterdrücken, einfach fortzulaufen. Er wollte sie nicht sehen, nach so vielen Jahren – aus Angst vor der Enttäuschung.
    Er schluckte bitteren Speichel hinunter, blieb

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