Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
Vom Netzwerk:
verhalten hat …«
    »… wofür wir einen extrem hohen Preis bezahlt haben«, unterbrach ihn Max grob, aber nicht laut.
    Batrak ging nicht auf diesen Einwand ein, sondern fuhr fort: »Somit hat die Administration dieser Station ja wohl das Recht …«
    »Verschwinde schon«, sagte Max und trat auf ihn zu, ohne ihn anzusehen. Ilja machte vorsichtig einen Schritt rückwärts,
dann noch einen. »Lass gefälligst das Kind seinen Tee austrinken. Danach kommen wir schon zu euch in euer Folterstübchen.«
    Denis schrak zusammen und blickte seinen Vater angsterfüllt an.
    »Onkel Max hat nur einen Witz gemacht.«
    »Ich warte draußen«, entgegnete Ilja Michailowitsch trocken und segelte mit lächerlichen, leicht schwankenden Schritten auf den Ausgang der Kantine zu.
    Max machte sich nicht die Mühe, irgendetwas zu erklären, und Sergej fragte nicht.
    Die vollen Lippen beleidigt zusammengepresst, führte Batrak sie zum Anfang des Bahnsteigs, von wo die Züge früher in Richtung Perowo abgefahren waren. Zu ihrer Rechten war ein gut bewaffneter und verstärkter Wachposten errichtet. Die Soldaten, die dort auf einigen Sandsäcken hockten, beobachteten sie aufmerksam.
    Auf der hölzernen Tür einer Bretterbude stand mit roter Farbe in einigermaßen geraden Lettern »Administration« geschrieben.
    Der Raum war klein, vielleicht zehn Quadratmeter, und mit einem Tisch und einigen Hockern möbliert. Denis, Max und Sergej setzten sich, während Ilja Michailowitsch stehen blieb. Keine zwei Minuten später trat ein hochgewachsener Mann mit energischem Schritt ins Zimmer. Er war mit einem alten, aber ordentlichen Anzug und einem Hemd ohne Krawatte bekleidet, sorgfältig rasiert und gekämmt. Sergej erkannte ihn: Er war ihnen am Vorabend gefolgt, als sie durch die Station gegangen waren. Der Neuankömmling musterte alle Anwesenden mit eindringlichem Blick.
    »Sind alle da? Sehr gut.«
    Max erhob sich ein wenig. »Borja, bist du das?«
    »Ich bin es, Max. Freut mich, dich zu sehen. Setz dich nur wieder. Ilja, du setzt dich auch; ich mag es nicht, wenn du hinter mir herumgeisterst …« Der Mann ließ sich auf einem Hocker nieder. »Also. Da ihr aus der Wildnis, ich meine, aus dem Moskauer Umland kommt, werde ich euch in Kürze über die politischen Gegebenheiten in Kenntnis setzen. Ihr befindet euch hier an der Station Nowogirejewo der ehemaligen Kalininskaja-Linie. Die letzte Station stadtauswärts ist Nowokossino . Mein Name ist Boris Michejew, ich bin der stellvertretende Stationsleiter und verantwortlich für die Sicherheit. Ohne meine Zustimmung läuft hier nicht einmal eine Maus herum. Ilja Michailowitsch ist Berater der Kalinin-Konföderation, der wir angehören. Die Hauptstadt der Konföderation befindet sich an der Ploschtschad Iljitscha . Die Marxistskaja gehört nicht zu uns, sondern zur Ring-Konföderation, der sogenannten Hanse. An der Tretjakowskaja herrscht sowieso Chaos … Aber davon später. Jetzt zum Wesentlichen. Unsere Linie ist eine der stabilsten und ruhigsten in der ganzen Metro, sowohl in wirtschaftlicher als auch in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht. Wir unterhalten langjährige gute Verbindungen zur Hanse, was uns viel Kraft und Zeit gekostet hat. Aber es war die Investition wert. An unseren Stationen herrscht Vollbeschäftigung. Die Anarchisten an der Woikowskaja – wehe, wenn ich diesen Nestor eines Tages in die Hände bekomme! – und die Schweinehirten von der Sokol verbreiten das Gerücht, dass es bei uns spukt, dass es keine Regierung gibt und alles ein einziger Alptraum und ein
Grauen ist … Nun, ihr habt euch selbst überzeugen können, dass es sich dabei um Lügen handelt. Und jetzt möchte ich wissen, wer ihr seid, woher ihr kommt und was ihr hier wollt.«
    »Lass mich kurz erklären, Borja …« Max wollte diesmal die Gesprächsführung übernehmen, aber Michejew unterbrach ihn: »Kolomin soll erzählen. Zu dir kommen wir später.«
    Sergej berichtete von der Kolonie, dem Angriff der Hummeln, der Reise durch die Stadt, übers offene Land und durch den Wald. Batrak hatte unterdessen Block und Bleistift herausgezogen und machte sich während Sergejs Erzählung immer wieder kurze Notizen. Michejew lauschte aufmerksam. In seinen Gesichtszügen – ebenso wie in denen Batraks – war nicht das geringste Anzeichen von Misstrauen zu erkennen, allerdings auch keine Sympathie oder Wohlwollen für die Gäste.
    Einzelheiten über Denis’ besondere Fähigkeiten ließ Sergej vorerst aus und

Weitere Kostenlose Bücher