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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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wiederholte er, dass sofort eine Wache im Hôpital Necker vor das Zimmer des Mädchens von den Corot-Teichen Stellung bezieht. Ja, und zwar Tag und Nacht. Bis auf weiteres.
    »Können wir über den Täter sprechen?«, fragte Jacques.
    »Was wissen wir über den Täter?« Jean Mahon konzentrierte sich. »Oder über die Täter. War es einer, waren es zwei, waren es mehrere? Auch dafür ist es noch zu früh. Im Moment würde ich sagen, es war nur ein Schütze. Vielleicht hat ein zweiter Schmiere gestanden. Oder drei?«
    »Wieso gehst du davon aus, dass es nur ein Schütze war?«
    »Weil nur eine einzige Pistole benutzt wurde. Die allerdings gibt uns auch einige Rätsel auf«, sagte der Kommissar. Er lachte kurz auf. »Ich habe hier einen Ausdruck.« Er reichte das Blatt Papier über den Schreibtisch. Jacques sah eine alte Pistole.
    »Die sieht ja aus wie im Stummfilm«, sagte Jacques verblüfft.
    »Es handelt sich eher um ein Sammlerstück«, fuhr der Kommissar fort. »Diesen Typ Waffe würde nie ein Professioneller gebrauchen. Es ist eine Luger, aus den zwanziger Jahren. Sie war berühmt für ihre Treffgenauigkeit. Und sie war besonders zuverlässig und leicht zu bedienen. Aber die Waffe, die der Mörder benutzte, zeichnet sich noch durch eine Besonderheit aus.«
    »Dann müsste ihr Weg ja auch leicht nachzuverfolgen sein«, sagte Jacques.
    »Im Gegenteil. Die Luger ist eine deutsche Waffe, die von französischen Gendarmen bis 1949 getragen wurde. In Frankreich gibt’s also sicher noch ein paar Hundert Exemplare davon. Wir haben einige Splitter des Griffs am Kopf des Radfahrers gefunden. Offenbar hat der Täter versucht, ihn mit der Pistole totzuschlagen.«
    »Warum das? Der hätte ihm doch nur einen Kopfschuss verpassen müssen, wie den anderen.«
    »Ja. Aber vielleicht hatte er keinen Schuss mehr übrig. Wir haben insgesamt 25  Patronenhülsen gefunden. Das bedeutet, dass er eine Patrone im Lauf hatte und drei Magazine leer geschossen hat. Drei Magazine, das ist eine Menge. Das erklärt vielleicht auch, weshalb der Radfahrer noch lebte, als Major Stark ihn fand.«
    »Was sagen die Splitter vom Griff aus?«
    »Es war eine in der Schweiz für die Schweizer Armee hergestellte Luger. Die deutsche Luger verschießt 9  mm Munition, die Schweizer 7 , 65 . Und die Schweizer Armee hat aus nationaler Eitelkeit die deutsche Waffe in der Schweiz nachgebaut. Das war in den zwanziger Jahren, also ewig her.«
    »War der Täter vielleicht irgendein Irrer?«
    »Tatsächlich hat vor fünf Jahren ein verrückter Schweizer mit einer Luger ein ganzes Magazin ohne irgendeinen Grund auf einen alten Bauern geleert. Der war dreimal tot. Aber das war in einem kleinen Dorf an der Grenze zu Frankreich. Der Schütze sitzt inzwischen in der Psychiatrie in Luzern. Aber jede Luger hat eine Kennzahl. Wir werden die Splitter also an die Waffenexperten der deutschen Kripo schicken. Die sind Weltmeister in ihrem Gewerbe. Vielleicht finden die Näheres raus.«
    »Hoffentlich. Du sagst, es seien 25  Patronenhülsen gefunden worden. Alle wirklich aus einer Waffe?«
    »Es sieht so aus. Wir prüfen das noch genau nach.«
    »Und was sagt der Fundort der einzelnen Patronen über den Ablauf der Schießerei aus?«
    »Auch das ist noch reine Spekulation, aber ich will es mal versuchen«, sagte der Kommissar. »Mohammed Arfi ist aus dem Wagen ausgestiegen und steht am Rand des Weges. Da kommt der Radfahrer vorbei. Der Täter schießt auf den Radfahrer, Mohammed Arfi flüchtet in seinen Wagen, verriegelt ihn von innen und fährt rückwärts in den Graben. Der Täter rennt schießend hinter ihm her. Wir haben eine Reihe von wild abgegebenen Schüssen registriert, die in den Wald gingen, andere in die linke Seite des Autos. Eine Kugel hat die linke Hinterscheibe zerstört und vielleicht die Frau auf dem Rücksitz getroffen. Als der Wagen im Graben festsaß, hat ihn der Täter erreicht und äußerst kaltblütig alle drei Insassen mit einem Kopfschuss hingerichtet.«
    »Und das ganze in weniger als fünfzehn Minuten«, sagte Jacques. »Denn als Major Stark kam, war keine Spur vom Täter zu sehen. Wirklich irre. Warum ist der Täter abgehauen?«
    »Weil er seine Aufgabe erledigt hatte, oder?«, fragte Jean Mahon.
    Jacques nahm noch einen Schluck Whisky und stellte das leere Glas auf den Schreibtisch. Mit der Rechten winkte er ab: keinen Nachschlag, bitte.
    »Und was war sein Auftrag? Wenn’s nicht doch ein Irrer war?«, fragte Jacques.
    »Was weiß ich. Vielleicht

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