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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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hinaufgekommen war und sich an den Tisch von Jacques gesetzt hatte, ohne ihn weiter zu begrüßen.
    »Nichts Privates. Wenn sie jemanden brauchen kann für ihren Job, dann kennt sie keine Skrupel. Und jetzt interessiert sie sich für den Mordfall, den ich, der Lifestyle-Richter, nun einmal bearbeite, und schon ist sie da.«
    »Wer weiß?«
    »Na, die hat mich doch richtig abgepasst! Heute bin ich eine gute Dreiviertelstunde früher gekommen als sonst. Das konnte sie nicht wissen. Also hat sie irgendjemanden beauftragt, Schmiere zu stehen. Ich habe eine halbe Stunde hier gesessen, bevor sie antrottelte. Zwanzig Minuten braucht sie von ihrer Wohnung mit der Metro hierher. Aber eins muss ich ihr lassen. Sie ist eine hervorragende Rechercheurin.«

Braunes Gift
    E in rundes Dutzend gewalttätiger Rechtsradikaler, alle zwischen zwanzig und dreißig, verbergen sich hinter dem Namen »Nomad 88 «. Die Acht bedeutet den Buchstaben »H«, achter im Alphabet: Heil Hitler. Zwei Mitglieder von Nomad 88 hatten vor einiger Zeit sogar mit einer Maschinenpistole auf linke Jugendliche in einem Vorort von Paris geschossen.
    Nomad 88 meldete sich mit einem Bekennerschreiben im Blog:
    »Mohammed, kennst du das Lied von den zehn kleinen Negerlein? Jetzt sind es nur noch neun. Und endlich triffst du deinen Propheten. Und deinen Harem hast du auch gleich dabei. Vier Muslime weniger, das verdankt ihr uns, den Kameraden von Nomad 88 . Dies war die Aufgabe für einen Gefreiten, der damit zum Feldwebel aufsteigt. Wartet auf sein Gesellenstück. Dann werden sich auch die Meister zeigen. 88 !«
    Kommissar Jean Mahon schüttelte den Kopf, als er das las. Er leitete den Text an Untersuchungsrichter Jacques Ricou weiter mit der Bemerkung: »Wir gehen dem nach, aber ich halte die für Verrückte, die auf einen fahrenden Zug aufspringen wollen. Ein echter Bekenner deutet immer irgendetwas Besonderes zum Tatablauf an, sodass die Polizei ihn als Täter identifizieren kann. Dazu gibt’s hier gar nichts. Die Leute von Nomad 88 hoffen, damit in die Zeitungen zu kommen. Vermutlich ist die Mail dort schon längst angekommen. Wer klug ist, schweigt sie tot.«

Der Denunziant
    M artine sprach immer von einer Versandtasche, und Jacques wusste nicht, was sie meinte. Eine Versandtasche? Du weißt doch, ein großer brauner Briefumschlag in den viel reingeht. Aha. Eine Versandtasche. Nun gut, und was ist damit?
    Eine große braune Versandtasche war in den Morgenstunden von einem Kurier beim Pförtner am Eingang Quai des Orfèvres abgegeben worden. Für Monsieur Jacques Ricou.
    »Mehr stand nicht drauf«, sagte Martine. »Ich habe die Versandtasche erst einmal durchleuchten lassen. Nix. Nur Papier drinnen. Dann habe ich sie zur Spurensicherung getragen, auch wieder Fehlanzeige. Kein Fingerabdruck. Selbstklebend, also auch keine DNA auf der Verschlusslasche.«
    »Ich kann da jetzt also ran?«, fragte Jacques, und als Martine nickte, beugte er sich an seinem Schreibtisch sitzend über den braunen Umschlag und zog den Inhalt vorsichtig heraus.
    Ein Foto und zwei Bankauszüge.
    »Mehr war da nicht drin?«
    »Nee, sonst war nichts dabei.«
    »Keine Erklärung, kein Brief?«
    »Nee, ich sag doch, sonst war da nichts drin. Aber das ist doch schon was. Ist das nicht dieser Mohammed, der gestern ermordet wurde?«
    Martine hatte sich über das Foto gebeugt und zeigte auf einen der beiden Männer, die vor einem gediegenen Bürohaus standen, auf dem in eleganter Schrift die Worte GoldGenève angebracht waren.
    »GoldGenève kennen wir doch!«, sagte Jacques. »Die geben sich fein und sind in Wirklichkeit eine Geldwaschanlage. Ja, das könnte Mohammed Arfi sein. Aber wer ist der andere?«
    »Keine Ahnung. Aber ich habe Kommissar Jean Mahon das Foto gemailt. Seine Leute sind schon dran.«
    Neben dem Foto lagen nur noch die zwei Bankauszüge in dem Umschlag.
    Das eine Konto gehörte Aziz Arfi. Ein Euro-Konto.
    Das zweite war ein Nummernkonto. Ein Dollar-Konto.
    Von dem Konto von Aziz Arfi waren vor zehn Tagen fünfzigtausend Euro bar abgehoben worden. Aber es blieb noch genügend übrig, etwas mehr als eine Million Euro.
    Das Nummernkonto belief sich auf etwas mehr als 73  Millionen Dollar.
    »Martine, speicher das und versuch Françoise aufzutreiben. Vielleicht kann die mal einen Blick auf die Konten werfen.«
    »Mails sind schon versandt. Aber an Françoise habe ich nicht gedacht.«
    Fünf Minuten später rief ihn seine Kollegin, die Untersuchungsrichterin Françoise Barda

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