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Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou

Titel: Das marokkanische Mädchen. Ein Fall für Jacques Ricou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Wickert
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suchte nach Mails. Eine interessante Nachricht von Françoise, die erfolgreich von ihrem Wochenende aus Genf zurückgekommen war. Sie schrieb knapp, die besagte Summe sei von dem Nummernkonto überwiesen worden. Wem aber das Nummernkonto gehöre, werde sie erst in ein paar Tagen erfahren. Auf jeden Fall keinem der beiden Männer auf dem Foto.
    Die eine Million auf dem Konto von Arfi stammt also von dem anderen Konto auf der Bank GoldGenève. Was aber bedeutet dann das Foto, Mohammed Arfi mit Georges Hariri?
    Sonst nichts ausser Routine. Und eine Mail von Margaux. In Paris regnet es. Wie geht’s dir? Treffe vielleicht Dati noch einmal für ein Interview. Nichts aus dem Büro. Nichts von Jérôme. No news are good news. Nun gut. Er war ja auch eben gerade mal einen Tag weg. Es kam ihm sehr viel länger vor.
    Dann schlief er ein.
    Um halb fünf klopfte Jil an seiner Tür.
    »Ich dusche schnell«, sagte Jacques, der sich klebrig fühlte.
     
    Ali hatte sich gemeldet. Er habe interessante Neuigkeiten und schlug ein Treffen am nächsten Mittag vor.
    Als Jil ihm Brahim als Führer mitgeben wollte, lehnte Jacques die Begleitung ab. »Lass mal gut sein, ich will es allein versuchen.«
    »Heute Abend könnten wir in ein kleines Bistro gehen, wo bestimmt kein Tourist auftaucht. Sagt dir das was?«
    »Gern. Gibt’s so was in Marrakesch?«
    »›Le Zinc‹. Liegt im Industrieviertel, also da, wo es keiner erwartet. Es wird dir gefallen.«
    »In Paris gab es mal ›Le petit Zinc‹, sehr eng, ging über mehrere Stockwerke und hatte eine gute französische Küche. Nieren oder Kalbsbries. Ein Stammlokal von Mitterrand. Aber das ist verkauft und daraus ein großer Schuppen gebaut worden.«

Das Attentat
    J acques verlief sich nur zweimal in der Medina. Als er am Bahnhof vorbeikam, zeigte die Uhr halb sechs an.
    Der Verkehr auf dem Boulevard Mohammed  VI . war so stark, dass Autos nur langsam vorankamen. Vor dem Bürohaus, in dem das Ingenieurbüro lag, stand ein großer Bus mit der Aufschrift: » TGV pour la modernité du Maroc«. Superschnellzug für das moderne Marokko. Eine Gruppe französischer Ingenieure kam durch die großen Drehtüren des Gebäudes, sie lachten laut. Jacques sah, wie sie auf den Bus zugingen. Vor der Tür blieben sie stehen, und einige zündeten sich Zigaretten an.
    In der Empfangshalle war es angenehm kühl.
    Diesmal war Ibrahim Rossi da.
    Jacques möge doch bitte in einem der Sessel in der Halle Platz nehmen. Ob er einen Tee wünsche? Oder ein Wasser? Monsieur Rossi werde gleich zu ihm stoßen.
    Aus dem Aufzug kamen zwei Franzosen, die durch die Halle liefen und riefen, der Bus solle auf sie warten. Während Jacques ihnen nachsah, war Ibrahim Rossi zu ihm getreten.
    »Monsieur Ricou?«
    Jacques stand schnell auf und gab dem jugendlich wirkenden Ingenieur die Hand.
    »Können wir hier reden?«, fragte Ibrahim Rossi und führte den Richter aus Paris zu einer ledernen Sitzecke. »Oben sind die Büros sehr eng und ungemütlich. Ich habe uns einen Tee bestellt, wenn es Ihnen recht ist.«
    Ein Diener mit Pluderhosen und roter Weste goss aus einer Kupferkanne mit langer Tülle heißen Tee auf die frischen Minzblätter in den Gläsern und stellte einen Teller mit süßem Gebäck auf den Tisch.
    »Entschuldigen Sie, dass ich heute früh nicht zu sprechen war. Es war ein Missverständnis. Aber nun sind Sie ja da. Was machen Ihre Ermittlungen, haben Sie den Mörder schon? Oder haben Sie einen Verdacht?«
    »Dazu ist es leider noch zu früh. Wir kennen noch nicht einmal das Motiv für die Tat.«
    »Meiner Frau und mir geht es natürlich darum, die kleine Kalila so schnell wie möglich in die Familie zu holen. Wie geht es ihr? Ist sie immer noch im Necker?«
    »Sie ist in medizinischer Betreuung. Aber leider muss sie auch noch einige Zeit in Paris bleiben, so lange, bis wir sie befragen können.«
    »Was heißt einige Zeit? Einige Tage? Einige Wochen? Sie können doch ein sechsjähriges Mädchen, das erlebt hat, wie seine Eltern erschossen wurden, nicht in einer fremden Umgebung festhalten und der Familie entziehen!«
    »Es geht um ein paar Tage«, sagte Jacques. »Wie gut kennen Sie Kalila? Und wann haben Sie das Mädchen denn zum letzten Mal gesehen?«
    »Letzte Woche! Ich war am Abend vor dem Mord noch bei meinem Schwager zu Hause. Seine Frau hat uns eine Tagine gekocht. Am nächsten Tag bin ich wieder zurückgeflogen.«
    »Haben Sie von dem Mord vor Ihrem Abflug nichts erfahren?«
    »Nein, sonst wäre ich ja

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