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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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ein Trottel zu benehmen. Verhalte dich zur Abwechslung mal wie ein Regulator.«
    »Was schimpfst du mit mir? Die alte Schnepfe hat doch mit dem Gestänker angefangen.« Jenkins lässt sich auf den Sitz neben dem Fenster fallen, zieht die Armalite aus ihrem Futteral und legt sie sich auf den Schoß.
    »Steck die Waffe zurück«, sagt Vienne, als wir in der Sitzreihe hinter ihm Platz nehmen. »Halte dich an die Reiseprotokolle.«
    »Kümmer dich um deinen eigenen Mist«, grollt Jenkins.
    Fuse grinst. »Er will mit der Waffe nur seine körperlichen Defizite wettmachen«, sagte er zu Vienne.
    » Du bist der mit der kurzen Lunte, Fuse!«, schimpft Jenkins. »Kapiert? Kurz. Du bist kurz.«
    Vienne rammt mir den Ellbogen in die Rippen und bildet mit den Lippen die Worte: Ich hab’s dir ja gesagt.
    Ich werfe die Hände in die Luft, wie um zu sagen: Als hätte ich eine andere Wahl gehabt. »Okay, jetzt haltet mal die Luft an, ihr zwei.« Ich schiebe meine eigene Tasche in das Gepäckfach über den Sitzen. »Du kennst die Regeln, Jenks. Steck deine Waffe ins Futteral oder pack sie weg.«
    »Bah.«
    »Hast du nicht gehört?«
    Jenkins rammt das Gewehr ins Futteral und verstaut es. »Niemand gönnt mir ein bisschen Spaß.«
    Als er fertig ist, rufe ich die drei zusammen. »Wir müssen uns für diesen Auftrag eine dauerhafte Kommunikationsverbindung einrichten.«
    Fuse und Jenkins greifen zu den Ohrhörern in ihren Anzügen – die altmodische Art der Synchronisation. Ich schüttele den Kopf. »Nicht so. Meine Telemetriefunktionen können das automatisch erledigen. Entriegelt eure Sitze und dreht euch zu mir um.« Sie tun, was ich sage, sodass wir einander gegenübersitzen. »Jetzt gebt euch die Hände.«
    »Ja, Sir!« Fuse grinst, ergreift Viennes Hand und verschränkt seine Finger mit ihren. »Deine Methoden sind unorthodox, Chief, aber mir gefallen sie. Wie steht’s mit dir, Süße? Bringt es nicht dein Blut in Wallung, deine Hand in meiner zu spü ... au!«
    »Nein«, sagt Vienne. »Tut es nicht.«
    »Brich ihm nicht die Finger, Vienne. Er wird sie noch brauchen.«
    »Wozu?«, fragt sie, gehorcht aber. »Er wird sie höchstens in die Luft sprengen.«
    Fuse steckt sich die befreiten Finger in den Mund. »Das war hart, Schätz ... äh, Vienne, meine ich. Vienne!«
    »Die Hände, Regulatoren«, sage ich.
    »Dieses Mal darfst du ihre Flosse nehmen, Jenks«, sagt Fuse und verzieht das Gesicht.
    Jenkins legt den Kopf auf die Seite. »Hab noch nicht oft mit irgendwelchen Tussen Händchen gehalten. Weiß nicht, ob ich scharf drauf bin.«
    »Himmel, Arsch und Wolkenbruch!«, blaffe ich ihn an. »Nimm endlich ihre Hand! Sie wird dich schon nicht beißen!«
    Die drei Augenpaare richten sich auf mich wie synchron geschaltete Artillerie.
    »Okay, okay«, sage ich, »vielleicht will sie wirklich beißen, aber sie tut es nicht, wenn ich ihr sage, dass sie es lassen soll. Die Hände!« Endlich gelingt uns das Manöver, ohne dass dabei jemand verletzt wird. »Mimi, synchronisiere sie mit meiner Auralfrequenz. Auf mein Kommando. Eins. Zwei.«
    »Erledigt.«
    »Schon?«
    »Ich hatte genug Zeit, mich vorzubereiten«, sagt sie mit einem leichten Trällern in der Stimme.
    Als die Synchronisation abgeschlossen ist und wir es uns auf unseren Plätzen bequem gemacht haben, sagt Jenkins: »Händchenhalten macht Spaß. Es kitzelt.«
    Fuse schüttelt seine Hand aus. »Einen Scheiß tut es.«
    Jenkins dreht sich zu Vienne um. »Jetzt weiß ich, warum Durango der Chief ist und nicht du – er hat den feinsten Anzug.«
    Ich höre Mimi in meinem Kopf kichern. »›Aus dem Munde der Unmündigen ...‹«
    Vienne schaut mich an und setzt ein falsches Lächeln auf. »Denk nicht mal daran, mich als Babysitter für diesen Heini einzusetzen.«
    »Nicht mal im Traum.«
    »Das habe ich früher schon gehört.«
    Ich setze gerade zu einer Entgegnung an, als die Schaffnerin den Waggon betritt. Sie geht zu der runzligen Frau, die sich sogleich umdreht und erst auf Jenkins und dann auf mich zeigt. Die Schaffnerin nickt. Plötzlich sind auch in ihrem Gesicht ein paar scharfe Falten zu sehen.
    Oh-oh. Ich weiß, was jetzt kommt. Vienne und ich haben so etwas schon oft erlebt.
    Die Schaffnerin rückt ihre Mütze zurecht. Geht zielstrebig an Jenkins und Fuse vorbei und bleibt neben mir stehen. »Fahrkarte.«
    Bitte zu sagen, vergisst sie großzügig. Ich reiche ihr die Fahrkarte mit meiner verstümmelten Hand. Gebe ihr Gelegenheit, die Hand lange und eingehend zu beäugen.

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