Das Matarese-Mosaik
gesehen hätten. Zwei von ihnen hätten das beinahe geschafft, und die trugen MP-Uniform. Haben Sie immer noch vor, mich als Ihren Anwalt vorzustellen?«
»Allerdings. Und dann werde ich hinzufügen, daß Sie alles – wirklich alles – über mich wissen. Ich bin ein offenes Buch für Sie – ausschließlich für Sie.«
»Er könnte trotzdem verlangen, daß ich mich entferne.«
»Dann nennen Sie ihm Gründe, warum er es nicht tun sollte. Darin sind Sie doch gut.«
»Ich werde es versuchen, aber wenn er darauf besteht, werde ich mich nicht mit ihm streiten.«
»Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Nichols, wirklich schön, daß Sie gekommen sind«, sagte William Clayton, alias Brandon Scofield, alias Beowulf Agate, mit einem strahlenden Lächeln zu dem Anwalt und schüttelte ihm die Hand. Scofield trug einen konservativ geschnittenen dunkelblauen Anzug, der von einem sehr teuren Herrenausstatter stammte. Er führte seine Gäste zu ihren Sesseln, neben denen kleine Beistelltische standen und läutete dann mit einer silbernen Glocke. Antonia, in schwarzer Dienstmädchenuniform mit gestärktem weißem Kragen, das graublonde Haar zu einem strengen Knoten geschlungen, kam aus einer Seitentür. Sie sah beeindruckend aus.
»Kaffee, Tee, einen Drink?« fragte Scofield. »Übrigens, das ist Constantina, eine Hotelangestellte, sie spricht kein Wort Englisch. Darum habe ich ausdrücklich gebeten; ich verständige mich mit ihr auf Italienisch.«
»Schade, daß es nicht Französisch ist«, sagte Stuart Nichols, der Anwalt. »Ich hatte auf der Schule ein paar Jahre Französisch, und das hat mir in Saigon gute Dienste geleistet.«
»Mal sehen. Constantina, parlez-vous français ?«
»Che cosa, signore?«
» Capisce francese ?«
»No, signore. Lìngua furbesca!«
»Ich fürchte, Sie werden Ihre Sprachkenntnisse nicht nutzen können. Sie sagt, es sei eine vulgäre Sprache. Wann werden die endlich miteinander Frieden schließen?« Niemand wollte etwas haben, so daß Antonia entlassen wurde. »Ich weiß, daß Ihre Zeit beschränkt ist, ebenso wie meine«, sagte Scofield, »wollen wir also gleich zum Geschäft kommen?«
»Ich würde gerne wissen, was das für Geschäfte sind, Mr. Clayton«, sagte Whitehead.
»Unser gemeinsames Geschäft, Sir«, sagte Beowulf Agate. »Aktien, Obligationen, Schuldverschreibungen – vorwiegend internationale Firmenkredite -, Aktienemissionen natürlich, aber in allererster Linie Ihre Dienstleistung im Bereich von Fusionen und Firmenübernahmen.«
»Das ist ein weites Spektrum von Aktivitäten«, sagte der Chef von Swanson und Schwartz, »und größtenteils höchst vertraulicher Natur.«
»Ebenso wie auf den Börsen von London, Paris, Mailand und Frankfurt – alle höchst vertraulich, aber doch ganz sicherlich nicht, wenn es um Amsterdam geht.«
»Würden Sie das bitte näher erklären«, sagte Nichols.
»Wenn das erforderlich ist, kennen Sie Ihren Mandanten oder seine Firma vielleicht gar nicht so gut, wie Sie glauben«, antwortete Scofield.
»Ich bin Syndikus der Firma, Mr. Clayton. Sie ist mein einziger Mandant. Es gibt nichts, was mir nicht bekannt ist.«
»Schließt das Mr. Whitehead hier ein? Wenn das nämlich nicht der Fall ist, würde ich vorschlagen, daß Sie uns verlassen.«
»Das hat er Ihnen doch bereits gesagt.«
»Dann kann ich mir nicht vorstellen, daß Sie über Amsterdam nicht informiert sind. Vor zwölf Jahren haben Randall Swanson, der inzwischen verstorben ist, und Seymour Schwartz, der im Ruhestand in der Schweiz lebt, in der heißesten Meile der kapitalistischen Welt eine neue Maklerfirma gegründet. Und, Wunder über Wunder, die neue Firma blühte innerhalb weniger Jahre zu einem wichtigen Faktor auf, wuchs so schnell, daß sie kurz davor stand, ernsthafter Konkurrent für Kravis und den früheren Milken zu werden. Und
dann, das ist ein noch größeres Wunder, haben Swanson und Schwartz im letzten Jahr die eindrucksvollsten Fusionen seit Menschengedenken herbeigeführt – Nummer eins auf den Tabellen, meine Freunde. Einfach bemerkenswert. Aber wie haben Sie das angestellt?«
»Talent wird belohnt, Mr. Clayton«, sagte der Anwalt völlig gelassen. »Mr. Whitehead gilt derzeit in Finanzkreisen als ein brillanter, wenn nicht gar der brillanteste Vertreter seines Berufsstandes.«
»Oh, er ist gut, sehr, sehr gut, aber kann jemand wirklich so gut sein? Talent ohne die Mittel, um dieses Talent auszuüben, ist eine schreckliche Vergeudung, nicht
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