Das Matarese-Mosaik
wahr? Aber vielleicht habe ich schon genug gesagt, denn wenn ich mich täusche, dann habe ich Ihre Zeit ebenso vergeudet wie die meine, und das wäre unverzeihlich. Zeit ist Geld, nicht wahr, Gentlemen?«
»Was meinen Sie mit ›Mittel‹?« fragte Whitehead nervös, obwohl sein Anwalt mit einem leichten Kopfschütteln versuchte, ihn daran zu hindern.
»Genau, was ich gesagt habe«, antwortete Scofield. »Investitionen in Ihre Talente, um es genau zu sagen, Auslandsinvesitionen, wenn Sie so wollen.«
»Daran ist nichts auch im entferntesten Sinne Ungesetzliches, Mr. Clayton«, sagte Stuart Nichols. »Das ist Ihnen doch sicherlich klar.«
»Das habe ich auch mit keinem Wort angedeutet. Hören Sie, meine Zeit ist knapp und Ihre auch. Ich möchte lediglich sagen – und falls es Sie nicht betrifft, dann vergessen Sie, daß ich es je gesagt habe: Machen Sie keine Geschäfte mit Amsterdam. Amsterdam ist erledigt, kaputt, aus der Liga ausgestoßen, weil es alles kontrollieren möchte, und das kann man nicht zulassen. Amsterdam kann man nicht länger vertrauen; es hat sich um des eigenen kurzfristigen Vorteils willen praktisch selbst vernichtet. Aus diesem Grund bin ich weggegangen, bin, um es präzise auszudrücken, geflohen.«
»Könnten Sie sich bitte klarer ausdrücken?« fragte der Anwalt.
»Nein, das kann ich nicht«, antwortete Beowulf Agate, »weil die Akten in einem komplizierten Labyrinth versteckt
sind. Ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen. Aber wenn Sie den Wunsch haben sollten, mit mir Verbindung aufzunehmen, dann rufen Sie dieses Hotel an und lassen Sie sich den Geschäftsführer geben, er wird Ihnen dann die Nummer und den Code sagen. Aber ich wiederhole noch einmal, wenn irgend etwas von dem, was ich gesagt habe, Ihnen einen Hinweis gibt, dann sollten Sie meinen Rat befolgen und Amsterdam nicht anrufen. Falls Sie das tun sollten, könnte es sein, daß Sie auf deren Todesliste kommen. … Ich denke, das wäre es, Gentlemen. Ich wünsche einen guten Tag.«
Scofield brachte seine verwirrten Gäste zur Tür und schloß diese hinter ihnen fest und laut. Dann drehte er sich um und ging ins Wohnzimmer, während Antonia aus der Küche kam; sie trug immer noch ihre Hoteluniform, hatte aber ihr Haar wieder gelöst.
»So wie die lügen, müßten sie blau im Gesicht sein«, sagte Scofield und zündete sich einen Zigarillo an. »Übrigens, Liebes, du warst verdammt überzeugend.«
»Das war nicht schwierig, Liebling, die Rolle verlangt keine schauspielerischen Talente. Aber du hast wirklich eine überzeugende Vorstellung hingelegt, äußerst phantasievoll.«
»Vielen Dank, meine Süße. Aber warum sagst du das?«
»Ich habe mir deine Aufzeichnungen über die Leute durchgelesen, mit denen du dich bereits getroffen hast. Bei den anderen konnte ich dir folgen, weil es da einfach zu viele Zufälle gegeben hatte, zu viele gemeinsame Interessen. Einigen von ihnen hast du echte Angst eingejagt, und sie haben sie einfach hinter Stillschweigen und nichtssagenden Floskeln versteckt; die übrigen waren völlig durcheinander. Aber als du vor diesen beiden die Auslandsinvestitionen erwähnt hast, war ihr Schweigen sehr laut. Und als du dann Amsterdam ins Spiel gebracht hast, konnte man ihnen die Angst am Gesicht ablesen.«
»Yeah, das war ein schöner Schuß ins Blaue. Hat sich aber gelohnt, nicht wahr? Jedenfalls haben sie nichts dagegen vorgebracht.«
»Wie bist du darauf gekommen, Bray? Da bin ich jetzt neugierig.«
»Ein Teil der Wahrheit, Toni. Ein Teil der wesentlichen Wahrheit. Wir nannten es früher ›Löcher‹, Ungereimtheiten. Wie kommt ein erfolgreiches Maklerunternehmen namens Swanson und Schwartz dazu zu verkaufen, wo doch ihre besten Jahre noch vor ihnen liegen? Swanson ist an einem Herzinfarkt gestorben, dabei hatte er nie irgendwelche Herzprobleme, und Schwartz hat die Vereinigten Staaten verlassen und die Schweizer Staatsangehörigkeit angenommen, dabei waren beide erst Mitte vierzig. Für mich war das das klassische Matarese-Schema. Die beiden Jungs sind Matarese bis hinunter zu ihren Gucci-Schuhen.«
»Manchmal kommst du mir wieder vor wie der alte Beowulf Agate, weißt du das?«
»Wenn die ›Schlange‹ noch bei uns wäre, kann ich nur hoffen, daß er dem beipflichten würde. Wir schulden Taleniekov eine ganze Menge.«
»Unser Leben, Bray, nur unser Leben.«
»Also, dann wollen wir weitermachen, Liebes«, sagte Scofield und ging zu der Telefonkonsole auf dem Schreibtisch. Er
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