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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die ich mit dir nicht sprechen darf – wieder einmal zu deinem eigenen Nutzen.«
    »Ja, das wäre nicht das erste Mal, Geof. Aber schließlich sprichst du hier von meinem Bruder.«
    »Laß uns ehrlich zueinander sein, Liebste. Ich mag Clive, ich mag ihn wirklich; er kann sehr charmant sein, witzig, aber für ein großes Licht als Anwalt halten wir ihn ja wohl beide nicht.«
    »Also, er hat seine Schwächen, das gebe ich zu.«
    »Er ist von einer Anwaltsfirma zur nächsten gewandert, hat es aber nie zum Partner gebracht«, fuhr Waters fort, »meistens hatte er es deinem Namen zuzuschreiben, daß die ihn eingestellt haben. Bentley-Smythe hat in Juristenkreisen einen guten Klang.«
    »Er ist ein anständiger Mann. Und die Erwartungen, denen er mit diesem Namen entsprechen mußte, waren eben sehr hoch. Das hat er nicht geschafft. Ist das ein Verbrechen?«
    »Natürlich nicht. Aber warum hat man ihn aus einer zweitrangigen Sozietät, in der er keine große Rolle spielte, in den Aufsichtsrat von Sky Waverly geholt?«
    »Keine Ahnung, aber ich werde ihn heute morgen anrufen und ihn fragen.«
    »Genau das darfst du nicht tun«, sagte Waters leise, aber bestimmt. »Überlaß das mir, Gwyn. Meiner Ansicht nach wird dein Bruder ausgenützt. Ich werde das in die Hand nehmen.«
    »Du wirst doch Clive nicht weh tun, oder?«
    »Nicht, wenn er sich nicht selbst weh tut, meine Liebe, das verspreche ich dir. Sag der Köchin, ich danke ihr, aber ich habe keine Zeit mehr fürs Frühstück.« Geoffrey Waters stand auf und ging mit schnellen Schritten aus dem Haus.

    Die zwanzig Minuten dauernde Fahrt in sein Büro ließ ihm Zeit für schmerzliche Reflexionen. Der Grund dafür war Clive Bentley-Smythe und Gwyneth’ Bild von ihrem Bruder, das in krassem Gegensatz zu der Wirklichkeit stand. Waters mochte seinen Schwager; er war wirklich ein charmanter Bursche mit schnellem, wenn auch ein wenig seichtem Witz, und er war auf eine Weise großzügig, daß man es schon als einen Fehler bezeichnen mußte, falls er überhaupt Fehler hatte. Und das war sein größter Fehler: Clive Bentley-Smythe war eine Null, er zeichnete sich durch nichts besonders aus.
    Er war der Sproß einer wohlhabenden Familie von Anwälten, die mehrere Generationen zurückreichte – so weit, daß manche behaupteten, seine Familie sei vermutlich an der Formulierung der Magna Charta beteiligt gewesen, und andere, die behaupteten, Shakespeares berühmter Satz »Als erstes müssen wir alle Rechtsgelahrte umbringen« in seinem Stück König Heinrich VI. sei von den Vorfahren Bentley-Smythes inspiriert worden. Clive ließ sich durch das Leben treiben, eine attraktive Erscheinung bei gesellschaftlichen Veranstaltungen, zu denen er außer seiner Präsenz wenig beitrug und, was scheinbar ein Widerspruch war, der ergebene Ehemann einer Frau, die ihr Ehegelöbnis ausgesprochen leicht nahm. Es war ein gut gehütetes, wenn auch weitverbreitetes Geheimnis, daß sie in einigen der wohlhabendsten Betten in England, Schottland, den Niederlanden und Paris zu schlafen pflegte. In gewissen Kreisen machte der Witz die Runde, daß Clive, wenn er es je erfahren sollte, ihr wahrscheinlich verzeihen und sie fragen würde, ob sie sich amüsiert habe.
    Geoffrey Waters kannte das Material, das in den Dossiers seiner Behörde über seinen Schwager existierte, und hielt es vor seiner Frau geheim, weil sie die ewige große Schwester war und für ihren jüngeren Bruder jederzeit auf die Barrikaden gestiegen wäre. Es hatte keinen Sinn, sie zu beunruhigen. Aber jetzt ging es um eine andere Gleichung, und Waters wußte, daß er sich damit auseinandersetzen, sie analysieren und schließlich nach seinen Erkenntnissen handeln mußte. Dabei ging ihm die ganze Zeit der Satz Cherchez la femme durch den Kopf und beschäftigte seine Phantasie.

    »Tut mir leid, daß ich es für nötig gehalten habe, Ihnen die Information nach Hause zu schicken, Geoffrey«, sagte der Einsatzdirektor des MI5, »aber ich hatte mir gedacht, Sie wollten vielleicht mit Ihrer Frau darüber sprechen.«
    »Das habe ich in minimalem Maße getan, und ich meine wirklich minimal. Es gibt vieles, was sie über ihren Bruder nicht weiß, und ich will sie nicht beunruhigen. Ich werde das selbst in die Hand nehmen. Gibt es sonst noch irgendwelche neuen Erkenntnisse?«
    »Einige, alter Junge, aber bis jetzt ist noch nichts bestätigt«, antwortete Waters Vorgesetzter, ein grauhaariger, korpulenter Mann Mitte sechzig. »Zunächst gibt es Gerüchte

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