Das Matarese-Mosaik
korrekt«, schaltete Leslie sich ein. »Ich habe begrenztes Hintergrundmaterial über Sie erhalten, und Ev Bracket desgleichen.«
»Mit der Betonung auf ›begrenzt‹, richtig?«
»Es war genug. Ich hätte Sie aus einer Menschenmenge herauspicken können. Toni übrigens auch.«
»Und was haben Sie mit diesem begrenzten Material gemacht, Colonel?«
»Everett und ich haben unsere Kopien in Gegenwart des anderen verbrannt; so lauteten unsere Anweisungen.«
»Und niemand sonst hat sie gesehen?«
»Natürlich nicht. Alle Sie betreffenden Unterlagen waren als streng geheim qualifiziert.«
»Und ich gehe doch wohl zu Recht davon aus, daß Sie keinen Kontakt mit irgendwelchen Matarese gehabt haben.«
»Bitte, Brandon, ich bin nicht dumm, also behandeln Sie mich bitte auch nicht so.«
»Also, wirklich, Brandon«, tadelte Antonia.
»Das tue ich auch nicht«, sagte Scofield, »weil Sie nämlich nicht dumm, sondern eine hervorragende Geheimdienstlerin sind. Ich will darauf hinaus, daß die Informationen, die die Matarese über mich besitzen, ebenfalls begrenzt sind und vermutlich stark übertrieben. Trotz meines Charmes, meines guten Aussehens und gewisser Fähigkeiten im Umgang mit Waffen aller Art sehe ich wie ein ganz durchschnittlicher Sechzigjähriger aus. Ein durch und durch normaler Typ.«
»Wenn die Schweine über den Mond fliegen und die Kühe Bourbon geben«, sagte Pryce leise und schüttelte langsam den Kopf.
Das Treffen mit Leonard Fredericks, stellvertretender Direktor des Foreign Office für Wirtschaftsverhandlungen, Sektion Europa, wurde mit all dem Geschick arrangiert, für das Sir Geoffrey Waters unter seinen Kollegen bekannt war. Das begann damit, daß das Foreign Office routinemäßig aufgefordert wurde, einen hochrangigen Mitarbeiter aus der Europa-Sektion für ein Treffen mit einem prominenten amerikanischen Bankier zu benennen, der sich heftig über eine Entscheidung des Foreign Office hinsichtlich der Festsetzung von Wechselkursen beklagt hatte. Angeblich würden dadurch amerikanische Investitionen in Europa benachteiligt.
Das war ein ziemlich alberner Vorwurf, aber auf eine Weise in pseudoakademische Sprache gehüllt, daß die Bürokratie bereit war, sich damit zu befassen.
»Tun Sie mir den Gefallen, alter Junge.«
»Wie soll ich das anstellen, Geoffrey?«
»Versenden Sie einfach ein paar Aktennotizen. Der Bankier heißt Andrew Jordan, und unsere Zielperson ist ein gewisser Leonard Fredericks. Bringen Sie ihn mit Jordan an einen Tisch.«
»Darf ich ein paar Fragen stellen?«
»Tut mir leid, es handelt sich um eine größere Operation.«
»Also ein Lockmanöver?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, keine Fragen.«
»Ich muß das in den Akten festhalten, das werden Sie verstehen. Wir müssen vermeiden, daß wir irgendwie in Mißkredit geraten.«
»Halten Sie fest, was Sie wollen, aber tun Sie es, alter Freund.«
»Sie würden mich nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre. Wird gemacht, Geof.«
»Andrew Jordan«, alias Beowulf Agate, wurde von einer Sekretärin in Leonard Fredericks Büro geführt. Der schlanke, hochgewachsene Mann erhob sich hinter seinem Schreibtisch, ging dem amerikanischen Bankier entgegen und begrüßte ihn überschwenglich.
»Eigentlich paßt es mir nicht, das Gespräch hier mit Ihnen zu führen«, sagte der Mann, der sich den Namen Jordan zugelegt hatte. »Ich weiß über Büros Bescheid. Schließlich habe ich in verschiedenen Staaten der USA sechsundzwanzig davon. Zwei Blocks von hier gibt es eine Bar – Sie sagen wohl Pub dazu -, irgend was mit ›Lion‹.«
»The Lion of St. George«, sagte Leonard Fredericks. »Möchten Sie sich lieber dort mit mir unterhalten?«
»Ja, das möchte ich, falls es Ihnen nichts ausmacht.«
»Dann machen wir es so«, sagte der Beamte. »Was immer Sie vorziehen. Gehen Sie doch bitte voraus, ich räume hier noch ein paar Dinge auf und treffe mich dann in einer halben Stunde dort mit Ihnen.«
Der Lion of St. George war ein typisches Londoner Pub: dickes Holz, schwere Hocker und Stühle und Tische, mit einem Minimum an Licht und einem Maximum an Rauch,
kurz gesagt, der ideale Platz für jemanden wie Brandon Alan Scofield. Er setzte sich an einen Tisch ganz vorn neben dem Eingang, bestellte sich ein Bier vom Faß und wartete auf Fredericks. Der Mann aus dem Foreign Office kam mit einem Aktenkoffer in der Hand herein und sah sich ungeduldig in dem düsteren Raum um, bis er den seltsamen Amerikaner entdeckt hatte,
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