Das Matarese-Mosaik
dem Vermögen des Baron von Matarese beruhen, aber dann sagte er, das sei ohne eine kohärente Weltstrategie, ohne umsetzbare Taktiken und – das bezeichnete er als das Allerwichtigste – globale Kontakte völlig irrelevant.«
»Julian hatte, wie üblich, recht.«
»Dann sind Sie, Andrew Jordan, also kein Kurier aus Amsterdam, sondern der Bote von Mr. Guiderone.«
»Ich sage es noch einmal, Leonard, ich bewundere Ihre Auffassungsgabe.« Jetzt beugte Scofield sich vor. »Kennen Sie Swanson und Schwartz?«
»In New York? Aber natürlich, das ist Albert Whiteheads Maklerfirma. Ich war häufig dort – im Auftrag von Amsterdam.«
»Dann kennen Sie den Anwalt Stuart Nichols?«
»Ja, er ist derjenige, der meistens das Wort führt.«
»Und was ist mit Ben Wahlburg und Jamieson Fowler?«
»Banken und Versorgungsunternehmen…«
»Gut«, fiel Scofield ihm ins Wort. »Sie haben also das Ausmaß der Ereignisse durchschaut. Nehmen Sie mit diesen Leuten Verbindung auf, und sagen Sie Ihnen das, was ich Ihnen gesagt habe. Aber erwähnen Sie mich unter keinen Umständen. Julian würde einen Anfall bekommen, wenn Sie das täten.
Erklären Sie denen, man habe Ihnen über eine anonyme Quelle die Anweisung erteilt, sich von Amsterdam zu distanzieren. Fragen Sie sie, ob sie etwas darüber wissen.«
Albert Whitehead, Vorstandsvorsitzender von Swanson und Schwartz, legte den Hörer zurück und drehte sich zu Stuart Nichols um, der gleichzeitig den Hörer des Zweitapparates auflegte.
»Was geht hier vor, Stu? Was, zum Teufel, läuft da?«
»Sie haben, weiß Gott, versucht, etwas aus ihm herauszubekommen, Al. Ich hätte es selbst nicht besser machen können. Aber Leonard hat sich keinen Millimeter bewegt, bloß einfache Fakten, sonst gar nichts.«
»Eines noch, Stuart. Er hat nicht gelogen.« Der Summer an Whiteheads Konsole ertönte. Er drückte einen Knopf und sagte: »Ja, Janet?«
»Es ist Zeit für Ihr Konferenzgespräch, Sir.«
»O ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Es war schon für früher angesetzt. Wer sind die Teilnehmer? Ich glaube, das haben Sie mir noch gar nicht gesagt.«
»Sie hatten sich beim Mittagessen verspätet, ich hatte noch keine Gelegenheit.«
»Also, wer ist es, Janet?«
»Mr. Benjamin Wahlburg und Mr. Jamieson Fowler.«
»Tatsächlich?« Whitehead sah zu dem Anwalt hinüber. Sein Gesicht war maskenhaft erstarrt.
28
D eputy Director Frank Shields riß den versiegelten »Vertraulich«-Umschlag auf, auf dem sein Name stand, überflog den Inhalt, unterzeichnete die Quittung für den Wachmann und bestätigte diesem damit, daß das Metallsiegel unversehrt gewesen war. Dann ging er zu seinem Schreibtisch zurück und las das Schriftstück ein zweites Mal, diesmal gründlich und mit voller Konzentration.
Bei dem sechsseitigen Text handelte es sich um vollständige Niederschriften von Gesprächen, die über die Telefonanschlüsse von Albert Whitehead, Stuart Nichols, Benjamin Wahlburg und Jamieson Fowler geführt worden waren, Anschlüsse, die deren Inhaber für völlig abhörsicher gehalten hatten. Bei diesen Männern handelte es sich um die vier Matarese, die sich in dem kleinen Restaurant in New York getroffen hatten, nachdem sie eine Begegnung mit William Clayton gehabt hatten, der auch unter den Namen Beowulf Agate, Andrew Jordan und Brandon Alan Scofield bekannt war. Handelsübliche abhörsichere Telefone zu knacken war für die Spezialisten der CIA kein Problem.
Die Formulierungen, die die vier Männern in ihren Telefonaten gebraucht hatten, waren relativ klar, wenn auch nicht hundertprozentig. Es war, als ob alle vier das Undenkbare in Betracht gezogen hätten: Waren ihre Anschlüsse, für die sie Tausende bezahlt hatten, tatsächlich sicher?
Doch wie auch immer, alle waren von der Anweisung verblüfft, Amsterdam zu meiden, was sie amateurhaft als A. M. bezeichneten. Alle vier waren beunruhigt, erschrocken und ziemlich verängstigt über die Richtung, die ›die Unternehmung‹ offenbar nahm, und deshalb kamen sie überein, sich in zwei Tagen in einem kleinen exklusiven Hotel in Bernardsville, einer recht wohlhabenden Ortschaft in New Jersey, zu treffen. Die Reservierung wurden auf den Namen der Genesis Company vorgenommen, und ihre Privatflugzeuge sollten
auf dem Flughafen von Morristown, etwa zwanzig Minuten von Bernardsville entfernt, landen.
Das Directorate of Operations, die Abteilung der CIA, die sich mit Infiltrationsmanövern befaßte, ging ans Werk, ohne zu wissen, was das
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