Das Matarese-Mosaik
Maklerfirma Swanson und Schwartz und maßgebender Matarese-Anwalt, hereinkommen. Der Mann trat, ebenfalls in ein Handtuch gehüllt, ein und nahm auf der Bank gegenüber von Pryce Platz. Die Dampfschwaden verhinderten, daß sie einander klar erkennen konnten, und das war Pryce ganz recht. Auf die Weise würde das, was er sagte, noch mehr Eindruck machen. Pryce ließ eine Minute verstreichen, bevor er sprach.
»Hallo, Herr Anwalt.«
»Was? Wer sind Sie?«
»Mein Name ist ohne Belang. Wichtig ist, daß ich mit Ihnen spreche. Wir sind allein.«
»Ich pflege nicht im Dampfbad meines Clubs mit Fremden zu sprechen.«
»Für alles gibt es ein erstes Mal, oder?«
»Aber diesmal nicht.« Nichols erhob sich von seiner Bank.
»Ich komme aus Amsterdam«, sagte Pryce leise.
»Was?«
»Setzen Sie sich, Herr Anwalt. Glauben Sie mir, es ist zu Ihrem Vorteil, und falls Sie mir nicht glauben wollen, dann glauben Sie Julian Guiderone.«
»Guiderone…?« Der Anwalt ging durch die wallenden Schwaden zur Bank zurück.
»Das ist eine Art Losungswort, nicht wahr? Der Name eines Mannes, den man beinahe dreißig Jahre für tot hielt. Bemerkenswert. Ich meine, die Tatsache, daß jemand diesen Namen benutzt.«
»Ich habe verstanden, bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls. Ich will mehr wissen. Was ist in Amsterdam geschehen? Warum ist die Verbindung abgerissen?«
»Das wissen Sie schon, aber haben Sie versucht, Verbindung mit der Keizersgracht aufzunehmen?«
»Die Keizersgracht…? Sie beeindrucken mich. Warum sollte ich das wissen?«
»Weil Leonard Fredericks, unser Maulwurf im Foreign Office, es Ihnen gesagt hat. Van der Meer ist zu weit gegangen. Er hat versucht, Julian aus dem Sattel zu heben.«
»Wie unsinnig. Er ist der Sohn…«
»Des Hirtenjungen«, sagte Pryce schnell. »Wenn Sie versucht haben, van der Meer zu erreichen, wird man Ihnen gesagt haben, daß er geschäftlich außer Landes ist.«
»Und was bedeutet das?«
»Daß er versucht, neue Verbindungen aufzubauen, neue Machtkonstellationen. Er könnte überall sein.«
»Großer Gott! Das ist schrecklich, das könnte katastrophale Folgen haben.«
»Allerdings. Aber ich setze auf Guiderone – mein Geld und damit wohl auch mein Leben. Die wahre Macht liegt bei ihm. Er ist es, den wir alle kennen. Vom Mittelmeer bis zur Nordsee, von Paris und London bis New York und Los Angeles. Mag ja sein, daß van der Meer in seinem Turm in der Keizersgracht plant und organisiert, aber Guiderone ist derjenige, der die Pläne in die Tat umsetzt. Ihm vertraut man; van der Meer ist ein Unbekannter, die unsichtbare Quelle, aus der das Geld fließt, aber keine Person. Ohne den Sohn des Hirtenjungen ist er außerstande, irgend etwas zu bewegen.«
»Wollen Sie damit sagen, wir stecken in einer Krise?«
»Noch nicht. Alles läuft planmäßig, und Guiderone gibt die Signale.«
»Wenn das der Fall ist«, sagte der Anwalt erleichtert, »verstehe ich nicht ganz, weshalb Sie mit mir Verbindung aufnehmen mußten.«
»Guiderone möchte sichergehen, daß Sie weiterhin loyal zu ihm stehen.«
»So wie die Dinge stehen, ist das doch klar. Warum sollte er daran zweifeln?«
»Weil Ihr Chef und enger Freund Albert Whitehead Fahnenflucht
begangen hat. Er hat sich mit van der Meer zusammengetan, mit der Geldquelle.«
»Was?«
»Er weiß nicht, wie schnell eine solche Quelle versiegen kann.«
»Aber davon hat er mir gegenüber nie etwas erwähnt«, sagte Nichols verblüfft. »Das ist unglaublich!«
»Und Sie dürfen nichts von unserem Zusammentreffen sagen. Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.«
»Sie verstehen nicht. Wir hatten beruflich nie Geheimnisse voreinander. Ganz sicherlich nicht in diesem Bereich. Das ist unvorstellbar…«
»Jetzt nicht mehr. Mr. Guiderone wird Sie großzügig belohnen, wenn Sie Augen und Ohren offenhalten. Ich hinterlasse Ihnen eine Telefonnummer, und wenn Sie irgend etwas erfahren oder wenn Whitehead sich seltsam verhält, dann rufen Sie dort an und hinterlassen einfach, daß der ›Anwalt‹ angerufen habe, das reicht. Dann nehme ich mit Ihnen Verbindung auf, und wir können uns irgendwo treffen.«
»Ich habe das Wort unvorstellbar gebraucht, und genau das ist es. Es ist unvorstellbar, daß ich Albert bespitzle.«
»Sie werden mir später dankbar sein, und der Sohn des Hirtenjungen wird es nicht vergessen. Sie sind ein verdammt guter Anwalt, vielleicht werden Sie eines Tages einmal unser internationaler Syndikus sein, sobald wir die Kontrolle übernommen
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