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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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retten‹ eingestuft hatte. Wollen Sie darüber reden?«
    »Was gibt es da zu reden?« antwortete Scofield leise. »Es ist geschehen.«
    »›Was gibt es darüber zu reden?‹« wiederholte Pryce verblüfft. »Herrgott noch mal, Ihre eigenen Leute haben Ihre Exekution angeordnet!«
    »Ich weiß«, sagte Scofield. »Jemand hat alles addiert, aber am Ende die falsche Summe herausbekommen, und da ich wußte, wer derjenige war, beschloß ich, ihn zu töten. Dann machte ich mir klar, daß man mich ohne Zweifel erwischen würde, und das war er nicht wert. Also hörte ich auf, wütend zu sein, und stellte klare Verhältnisse her. Ich spielte meine Karten aus, und wie sich zeigte, waren die recht gut.«

    »Zurück zu Taleniekov«, sagte Pryce. »Wie hat es mit Ihnen beiden angefangen?«
    »Sie sind schlau, Cam. Der Schlüssel ist immer am Anfang, die erste Tür, die aufgesperrt werden muß. Ohne diese Tür kommen Sie nicht zu den anderen.«
    »Ein Labyrinth mit Türen?«
    »Mehr als Sie zählen können. Der Anfang … es war verrückt, aber so war das eben, und Taleniekov und ich steckten mittendrin. Es gab zwei außergewöhnliche Morde, zwei Meuchelmorde. Auf unserer Seite war das General Anthony Blackburn, der Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs, und auf der Seite der Sowjets Dimitrij Juriewitsch, ihr führender Nuklearphysiker, der damals kurz vor entscheidenden Erkenntnissen hinsichtlich der Bombe stand.«
    »Deputy Director Shields hat den Namen erwähnt, und ich habe mich daran erinnert. Ein berühmter Russe, den ein wilder Bär zerrissen hat.«
    »Ein verwundeter Bär, den man angeschossen und auf Juriewitschs Weg getrieben hatte. Es gibt auf der ganzen Welt nichts Bösartigeres und Wilderes als einen verwundeten Bären, dem die Witterung des eigenen Blutes in die Nase steigt. Er wird jeden zerreißen, bis man ihn selbst tötet … Warten Sie. Frank Shields? Ein Bulldoggengesicht mit tiefliegenden Augen, die noch keiner richtig gesehen hat. Den gibt es immer noch?«
    »Er hat eine hohe Meinung von Ihnen…«
    »Im Rückblick vielleicht. Früher war das anders. Frank ist ein Pedant; er konnte Männer wie mich nie ertragen. Aber Analytiker haben die Neigung, sich dauernd in Alternativen zu verstricken, die einander widersprechen.«
    »Sie wollten gerade auf diese beiden Morde zu sprechen kommen.«
    »Nein, ich muß an diesem Punkt abschweifen, Cameron. Haben Sie je von der ›Banalität des Bösen‹ gehört?«
    »Natürlich.«
    »Was sagt Ihnen das?«
    »Nun, ich würde sagen, grauenhafte Taten, die mit solcher Regelmäßigkeit wiederholt werden, daß sie alltäglich werden – eben banal.«

    »Sehr gut. Und genau das ist mit Taleniekov und mir passiert. Sehen Sie, bezüglich schwarzer Operationen war damals die herrschende Meinung, daß Wassilij und ich die führenden Akteure auf diesem Gebiet waren. Das war mehr Legende als Wirklichkeit. In Wahrheit waren wir, abgesehen von dem, was wir uns gegenseitig angetan hatten, zusammen höchstens für vierzehn in der Öffentlichkeit ziemlich breitgetretene Tötungen im Lauf von zwanzig Jahren verantwortlich, er für acht, und ich für sechs. Nicht gerade die Liga, in der Carlos spielte. Aber Legenden bekommen ihr Eigenleben, weiten sich aus, wirken überzeugend. Solche Legenden sind etwas Schreckliches.«
    »Ich glaube, ich ahne, worauf Sie hinauswollen«, sagte Pryce. »Jede Seite hat dem mutmaßlichen Chefattentäter der Gegenseite die Schuld gegeben – Ihnen und Taleniekov.«
    »Genau das. Aber keiner von uns hatte etwas damit zu tun. Aber man hatte diese Morde so arrangiert, als ob wir unsere Visitenkarten hinterlassen hätten.«
    »Aber wie sind Sie zusammengekommen? Sie werden ja schließlich nicht nach dem Telefon gegriffen und einander angerufen haben.«
    »Das wäre wirklich komisch gewesen. ›Hallo, KGB-Vermittlung? Hier ist Beowulf Agate. Würden Sie mich freundlicherweise mit Ihrem berühmten Genossen Oberst Taleniekov, Codebezeichnung Schlange, verbinden. Ich würde gern mit ihm plaudern. Wissen Sie, wir sollen beide nämlich in allernächster Zeit aus Gründen, die gar nicht zutreffen, eliminiert werden. Albern, nicht wahr?‹«
    »›Beowulf Agate‹ – das war schon ein toller Name«, stellte der CIA-Agent fest.
    »Ja, ich fand ihn auch immer recht phantasievoll«, sagte Scofield. »Auf seine Art geradezu russisch. Sie wissen ja, daß sie häufig die beiden Vornamen verwenden und den Familiennamen weglassen.«
    »Brandon Alan … Beowulf Agate. Sie

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