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Das Matarese-Mosaik

Das Matarese-Mosaik

Titel: Das Matarese-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verlorengegangen sind oder zerstört wurden, aber man kann davon ausgehen, daß Guillaume, Baron von Matarese, um 1830 geboren wurde. Die Familie war nach den Begriffen Korsikas reich, hauptsächlich an Landbesitz. Die Baronswürde und das Land waren ein Geschenk Napoleons, obwohl das nicht eindeutig feststeht.«
    »Warum?« fragte Pryce, mit Shorts und einen T-Shirt bekleidet und von dem grauhaarigen, weißbärtigen ehemaligen Geheimdienstmann fasziniert, dessen Augen hinter seiner stahlgeränderten Brille dauernd zu tanzen schienen. »Es muß doch Besitztitel oder Erbschaftsurkunden gegeben haben.«
    »Ich sagte ja schon, die ursprünglichen Akten sind verlorengegangen, und dann wurden neue gefunden und registriert. Manche Leute behaupteten, es handele sich um Fälschungen, die von einem sehr jungen Guillaume in Auftrag gegeben worden seien, und die Matarese hätten niemals einen Napoleon gekannt, weder den dritten noch den zweiten und ganz sicher nicht den ersten. Nichtsdestoweniger war die Familie zu der Zeit, als diese Zweifel aufkamen, bereits zu mächtig, als daß solche Fragen sie noch hätten berühren können.«
    »Wieso?«
    »Guillaume war ein Finanzgenie, anders kann man es nicht ausdrücken. Und wie die meisten seiner Art verstand er sich darauf, die Gesetze zu seinen Gunsten auszulegen, ohne je formal ihre Grenzen zu überschreiten. Ehe er das dreißigste Lebensjahr erreicht hatte, war er der reichste und mächtigste Landbesitzer auf Korsika. Die Familie herrschte buchstäblich
über die Insel, und die französische Regierung konnte nicht das geringste dagegen unternehmen. Die Matarese konnten sich über jedes Gesetz und jede Konvention hinwegsetzen, sie bezogen Abgaben von den größeren Häfen und kassierten Tribute und Bestechungsgelder von den allmählich entstehenden Unternehmen und Landwirtschaftsbetrieben und den Erbauern von Hotelanlagen, die alle ihre Hafeneinrichtungen und ihre Straßen benutzen mußten. Es hieß, Guillaume sei der erste Corso gewesen, das ist das korsische Äquivalent der Schwarzen Hand, der Mafia. Im Vergleich zu ihm wirkten die Paten späterer Jahre wie Weichlinge und die Al Capones wie unartige Kinder. Obwohl die Matarese nicht die geringste Scheu davor hatten, Gewalt anzuwenden, brutale Gewalt, beschränkte sich diese auf ein Minimum und wurde mit großer Effizienz eingesetzt. Der Baron regierte mit der Angst, nicht mit zügellosen Strafen.«
    »Hätte Paris ihm nicht einfach das Handwerk legen oder ihn in die Verbannung schicken können?« unterbrach ihn Pryce.
    »Was sie getan haben, war wesentlich schlimmer. Sie haben zwei der Söhne des Barons ruiniert – sie vernichtet. Beide starben eines gewaltsamen Todes, und von da an war der Baron nie wieder der, der er einmal gewesen war. Kurz nach dem Tod seiner Söhne entwickelte Guillaume seine sogenannte Vision. Ein internationales Kartell von einer Art und einem Umfang, wie es sich die Rothschilds nie erträumt hatten. Wo die Rothschilds eine in ganz Europa etablierte Bankiersfamilie waren, ging Guillaume den genau entgegengesetzten Weg. Er rekrutierte mächtige Männer und Frauen und machte sie zu seinen Satelliten. Sie waren Leute, die einmal riesige Reichtümer besessen hatten – sei es ererbt oder zusammengerafft – und die wie er Geschmack an der Rache gefunden hatten. Diese ersten Mitglieder seines Kartells hielten sich dem Scheinwerferlicht fern, vermieden es, in die Öffentlichkeit zu treten, und zogen es vor, ihre Reichtümer aus der Distanz zu manipulieren. Sie stellten Strohmänner in ihre Dienste, Anwälte, und – weil wir gerade von den Bonapartes sprachen – sie nutzten eine Taktik, die Napoleon der Erste vertreten hatte. Er hatte gesagt: ›Man gebe mir genug Orden, und ich gewinne jeden Krieg.‹ Also
verteilten diese ersten Matarese Titel, wichtige Ämter und hohe Gehälter, als wäre das gar nichts. Alles mit dem einen Ziel, so anonym wie möglich zu bleiben. Sie müssen wissen, Guillaume hatte begriffen, daß sein Plan für ein globales Finanznetz nur dann gelingen konnte, wenn die Hauptfiguren eine völlig reine Weste hatten und über jeden Verdacht korrupter Praktiken erhaben waren.«
    »Das deckt sich leider nicht mit dem, was man mir gesagt hat«, sagte der CIA-Agent. »Es steht sogar in klarem Widerspruch dazu.«
    »So, tatsächlich?«
    »Ja, Sir. Die beiden Quellen, die unser Interesse an den Matarese wieder wachgerufen haben – der Grund, daß ich hier bin -, haben sie als böse geschildert.

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