Das Maya-Ritual
halbherzig ein Stück, aber dann blieben sie stehen und besprachen sich.
Ich musste rasch an Bord des Hubschraubers gelangen. Ich schwamm zur untersten Stufe, legte mein Tauchzeug ab und rannte über die Rampe in den Bauch des Chinooks. Aus dem Fenster sah ich die Versammlung beim Schwenkarm. Einer der Männer hatte den Gegengewichtbehälter geöffnet und leerte dessen Inhalt über das brennende Frachtnetz.
Die beiden Flieger standen immer noch vor der Maschine und diskutierten die Sache, aber sie sahen aus, als wollten sie jeden Augenblick an Bord kommen. Mir blieb nur sehr wenig Zeit, den Hubschrauber funktionsuntüchtig zu machen. Mein Plan bestand schlicht darin, mit dem Tauchmesser alle Kabel zu durchtrennen, die irgendwie wichtig aussahen.
Plötzlich erfüllte ein gewaltiges Zischen die Luft, und draußen duckte sich die Hubschrauberbesatzung, als würde sie angegriffen. Ich sah ein leuchtend rotes Licht über den Himmel ziehen. Jemand hatte ein Notsignal abgefeuert. Dann grinste ich, als mir klar wurde, dass das Alfredos Beitrag war, mit dem er Verwirrung stiften wollte. Ein echtes Feuerwerk. Und es brachte mich auf eine bessere Idee.
Ich holte tief Luft, dann schritt ich die Rampe hinab und rief der Hubschrauberbesatzung zu: »Okay, Leute. Central Intelligence Agency, das hier ist ein Manöver zur Abwehr biologischer Kampfstoffe. Wir wissen, ihr seid nur die Packesel, also fliegt euer Baby raus hier - aber plötzlich.«
Den beiden klappte simultan der Kiefer nach unten. Da stand eine Person an Bord ihres Hubschraubers, die aussah, als wäre sie soeben einem Wet-T-Shirt-Contest entsprungen, und behauptete, sie gehöre zur CIA.
Einen Moment lang wollten sie es nicht glauben. Aber ich wusste, sie waren ohnehin drauf und dran, lieber zu verschwinden. Ich wollte gerade noch etwas sagen, als Alfredo eine zweite Leuchtrakete abfeuerte. Ihre Flugbahn war tiefer als die der ersten, und sie erstrahlte unweit des vorderen Rotorturms des Chinooks zu voller Helligkeit.
»Scheiße!«, schrien die beiden unisono und rannten an mir vorbei die Rampe hinauf. »Wir sind schon weg, Madam.«
Unter Zurschaustellung größter Selbstsicherheit schritt ich barfuß die Rampe hinab und spähte dann in Richtung des Mangrovengürtels. Die O’Kellys und die Arbeiter erhoben sich gerade wieder, nachdem sie sich geduckt hatten, als das Leuchtsignal über ihren Köpfen aufgetaucht war. Ich wusste nicht, ob sie mich gesehen hatten, aber ich hatte nicht vor zu warten, bis ich es herausfand.
Ich setzte mich auf die unterste Stufe des Einstiegs zum Blue Hole und legte meine Tauchausrüstung an, als sich die Rotoren des Chinooks zu drehen begannen. Wenigstens tat sich noch etwas, das sie von mir ablenkte.
Als Erste erreichten die beiden Arbeiter den Landeplatz, sie hatten ihre Schutzkleidung ausgezogen, um das Feuer zu bekämpfen. Die Rampe befand sich inzwischen in horizontaler Stellung etwa anderthalb Meter über dem Boden. Die Männer schwangen sich ohne Zögern hinauf und kletterten in die Maschine. Auch die O’Kellys waren angekommen, blieben aber zurück, unsicher, ob die beiden den Abflug des Hubschraubers verhindern wollten oder per Anhalter in die Staaten flogen.
Dann begann der Helikopter abzuheben, und ich sah, wie Dermot den Kopf schüttelte. Er wusste, sie hatten diese Runde verloren. Er stand resigniert da, während Deirdre vor Wut kochte und hilflos die Fäuste ballte. Der Motor dröhnte nun mit Vollgas, und ich glitt ins Wasser und schwamm hinaus in die Mitte des Wasserlochs. Sekunden später war nur noch der ferne Lärm der Zwillingsrotoren zu hören. Dann Stille.
»Was zum Teufel machen wir jetzt?«, schrie Deirdre.
»Alfredo töten. Ich hätte den Scheißkerl schon heute Morgen erschießen sollen.«
»Und du meinst, er wartet einfach, bis wir zurückkommen, oder was?«
»Das Boot ist noch da. Zündschlosssperre. Ohne den hier kann er es nicht starten.« Er hielt den Zündschlüssel in die Höhe. »Und wo soll er sich verstecken? Auf der Insel? Er würde höchstens einen Tag überleben.«
»Aber wenn er das Boot nicht starten konnte, wer hat dann den Schwenkarm in Brand gesteckt?«
»Woher soll ich das wissen. Vielleicht ist einem der Arbeiter ein Streichholz in das Frachtnetz gefallen.«
»Und wo stecken die beiden anderen eigentlich, weil wir gerade dabei sind?«
»Hör auf, mir auf die Nerven zu gehen. Los, zurück zum Boot.«
Ich hatte das Gefühl, es war an der Zeit, ihnen die Augen zu
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