Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
bisschen wie Zenoten, aber mit Öffnungen zum Meer.«
    »Ja? Wenn es dich interessiert, kannst du ja etwas mit Dermot vereinbaren.«
    Unser Kellner brachte einen Korb Brot und legte das Besteck bereit.
    »Wie ging es dann weiter - mit Dermot und Tracy, meine ich.«
    »Ungefähr ein Jahr lang haben sie einander täglich E- Mails geschrieben. Und dann, eh man sich’s versah, waren sie verheiratet und haben als Partner im Familienunternehmen in Miami gearbeitet.«
    Ich hörte einen missbilligenden Tonfall heraus, den Widerhall einer negativen Bemerkung, die sie am Tag zuvor über die Tätigkeit ihres Bruders fallen gelassen hatte. Jetzt fragte ich mich, ob Deirdre vielleicht seine Partnerin nicht mochte oder ob es sogar Eifersucht war.
    Während ich darüber nachdachte, wurden unsere Vorspeisen serviert. Ich hatte für uns ceviche bestellt, marinierte Meeresfrüchte mit Zwiebeln, Chilis und Cilantro.
    »Was hast du als Hauptgang?«, fragte Deirdre.
    »Shrimps, und du?«
    »Einen Fisch namens Mani-mani, nie gehört, aber ich dachte, ich probier ihn mal:«
    Vielleicht handelt es sich um eine gefährdete Art, und der Gedanke ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, dachte ich bösartigerweise.
    Nachdem sie ihre erste Gabel voll ceviche in den Mund geschoben hatte, lehnte sich Deirdre zurück und holte tief Luft. Ich wusste, sie kämpfte innerlich mit einer Frage an mich. Und da ich spürte, worum es ging, zeigte ich auf ein Sommerhaus, das so beleuchtet war, dass es den Anschein hatte, als hinge es in den Bäumen am Grund des Gartens.
    »Hübsch, was?«, sagte ich.

16
    »Der Tod deines Freundes hat bestimmt Erinnerungen wachgerufen«, drängte Deirdre unbeeindruckt weiter. »Ist es sehr schlimm für dich?«
    Sie hätte pflichtschuldig nachfragen können, anstatt echte Sorge auszudrücken. Aber Deirdre hatte ein feines Gespür für mein Gefühl, was Manfred betraf, und das lag teilweise daran, dass er in ihren Augen ein namenloser Held war, jemand, so konnte man behaupten, der in einer der kleinen Schlachten im laufenden Kampf um die Rettung unseres Planeten gefallen war.
    »Du meinst Manfred? Ja, ich habe auch an ihn gedacht.« Aber in dieser Sache war ich so durcheinander, dass ich nicht einmal mit ihr darüber sprechen konnte. »Schmeckt gut, nicht?«, sagte ich und hob eine Gabel voll ceviche hoch.
    In diesem Augenblick kam ein Quartett älterer Herrschaften, die an einem Tisch direkt bei der Tür gespeist hatten, nach draußen, um sich den Garten anzusehen, bevor sie gingen.
    »Werft noch einen letzten Blick auf festes Land, ihr werdet einen ganzen Tag lang keines sehen«, sagte einer der Männer laut zu seinen Kollegen.
    »Ich fürchte, die Drinks an Deck fallen heute aus«, steuerte eine der Frauen mit sanfter Stimme bei. »Es regnet immer noch.«
    Sie gingen wieder nach drinnen.
    »Kreuzfahrtpassagiere«, sagte ich. »Sie kommen für einen halben Tag oder vielleicht eine Übernachtung nach San Miguel:«
    »Ich habe die Schmuck und Souvenirläden überall an der Hafenfront gesehen«, erwiderte Deirdre, »und mich gewundert, warum sie an der Front so breit sind. Offenbar sind sie darauf ausgerichtet, den plötzlichen Kundenstrom zu befriedigen, wenn ein Schiff anlegt.«
    »Das stimmt. Es erinnert mich immer an eine Filmkulisse - eine lange Reihe von protzigen Läden und Hotels, aber das ist nur Fassade. Dahinter ist der Ort eine richtige mexikanische Stadt mit echten mexikanischen Menschen, die ihren täglichen Aufgaben nachgehen.«
    »Auf mich wirkt er wie eine sonnigere Version von Irland in der Zeit, als meine Mutter groß wurde - Fahrräder und alte Klapperkästen von Autos in den Straßen, Telegrafenmasten, an denen Stromleitungen hinaufführen, Statuen von Christus und der Heiligen Jungfrau in den Häusern. Habe ich dir erzählt, dass ich mit Alfredo in Chankanaab war -«
    »Um dir den Rücken massieren zu lassen«, warf ich ein.
    »Eifersüchtig, was?«, sagte sie lachend. »Jedenfalls fand ich es lustig, wie sie dort alle möglichen Statuen auf dem Meeresgrund versenkt haben.«
    »Mal sehen, ob ich sie alle zusammenbekomme: eine Christusfigur mit ausgestreckten Armen, eine sehr beeindruckende Skulptur, von Jacques Cousteau gestiftet… dann noch eine Marienstatue, die Muttergottes von Guadeloupe, glaube ich, und dann gibt es noch eine dritte, und zwar…« Sie fiel mir nicht mehr ein.
    »Eine von diesen liegenden Skulpturen. Eine Mayagottheit, glaube ich.«
    »Ah ja, ein Chakmool, du hast Recht.« Ich

Weitere Kostenlose Bücher