Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
Taschenlampe zur Seite, schnallte den Rucksack ab und entnahm ihm mein Tauchmesser, ein Paar Latexhandschuhe, eine Rolle Nylonleine und zwei Literflaschen aus Kunststoff. Ich hatte absichtlich welche mit Griff ausgesucht, ähnlich geformt wie Behälter für Milch oder Speiseöl. Sie verfügten außerdem über einen extradicken, schweren Boden aus massivem Plastik. Ich band die Leine um den Griff der ersten Flasche, zog die Handschuhe an und schraubte die Kappe ab, die ich anschließend vorsichtig so auf den Boden legte, dass nur die Oberseite mit dem Boden in Berührung kam.
    Dann nahm ich die Taschenlampe zur Hand, stellte mich an den Rand des Vorsprungs und ließ die Flasche langsam hinab.
    Wieder ertönten in der Ferne Schreie und Jubel, während ich mit der Taschenlampe verfolgte, wie sich die Flasche dem Wasser näherte. Sie erreichte die Oberfläche und versank, beinahe ohne auch nur ein Kräuseln zu erzeugen. Ich ließ sie um geschätzte weitere zwei Meter sinken und begann, die Leine einzuholen. Ich spürte, dass die Flasche nun schwerer war, sie hatte sich zu meiner Zufriedenheit mit Wasser gefüllt. Ich zog sie herauf und hielt sie ins Licht. Sie war randvoll mit grünlichem Wasser. Ich schnitt die Leine mit dem Tauchermesser ab und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche. Dann wischte ich sie von außen mit einem Papiertaschentuch ab und steckte sie zusammen mit dem Tuch in eine Plastiktüte. Nun musste ich die Prozedur wiederholen. Diesmal spulte ich rund dreißig Meter Leine ab, ehe ich die Flasche wieder einholte. Mit diesen beiden Proben hatte ich eine realistische Chance, das Wasser des Zenote wissenschaftlich zu testen.
    Als ich gerade die zweite Flasche sauber wischte, sah ich, wie in der Ferne die Scheinwerfer eines Fahrzeugs über die Bäume strichen, und dann blieben sie zu meiner Bestürzung stehen und zeigten genau den Weg entlang, den ich gekommen war. Ich war überzeugt, das Fahrzeug würde im nächsten Moment zum Zenote herunterkommen, doch es blieb, wo es war. Ich hörte einen Dieselmotor im Leerlauf tuckern und nahm an, dass es sich um eine Art Lastwagen handelte. Der Fahrer blendete die Scheinwerfer ab, ließ den Motor aber laufen. Solange das Gefährt am anderen Ende der Piste stand, saß ich hier fest. Dann glaubte ich durch das Klopfen des Motors hindurch einen Mann schreien zu hören und kurz darauf noch einen. Es waren klagende, herzzerreißende Laute. Aber es klang so sonderbar, dass ich zu dem Schluss kam, es müsse sich um ein Urwaldgeschöpf handeln, einen Vogel wahrscheinlich. Und dann hörte ich ein Hämmern. Da wurden wohl ein paar Aufbauten für die Ton und Lichtshow abmontiert, dachte ich.
    Ich war nun müde. Ich ging hinter einige größere Felsen, holte die Flasche mit dem Trinkwasser aus dem Rucksack und trank ein paar Schlucke. Dann setzte ich mich auf den Boden, lehnte mich an einen Fels und bettete den Kopf auf den zusammengefalteten Rucksack.

25
    Der hohe Quengelton eines Moskitos an meinem Ohr weckte mich. Ich knipste die Taschenlampe an und sah auf die Uhr. Es waren nur wenige Minuten vergangen. Doch eine Veränderung war eingetreten - das Motorengeräusch hatte aufgehört.
    Ich rappelte mich auf und ging die erhöhte Piste zurück. Der Mond stand nun tiefer und warf längere Schatten. Ich musste die Taschenlampe benutzen, hielt sie aber auf den Boden gesenkt, knapp vor meine Füße. Falls mich die Aufseher anhielten, würde ich erzählen, ich hätte am Abend zu viel getrunken, sei nach der Show auf dem Gelände umhergeirrt und schließlich eingeschlafen.
    Über dem Ballspielplatz, der rechts vor mir lag, war noch immer Lichtschein zu sehen, als ich mich dem Ende der Piste näherte. Ich kam etwa dreißig Meter vom Tempel am Nordende des Spielfeldes auf die große Plaza hinaus, und mir war in diesem Augenblick, als hörte ich ein Weinen. Ich blieb stehen und lauschte. Es schien nahe zu sein, nur wenige Meter entfernt, aber ich wusste, es kam vom Ballspielplatz selbst - die seltsame Akustik dieses Ortes trug den Ton nach außen.
    Ich durchquerte eine lichte Baumgruppe auf dem Weg zum Ballspielplatz. Als ich den Nordtempel erreicht hatte, drückte ich mich flach an ihn, dann beugte ich mich vor, um einen Blick in die grasbewachsene Arena zu werfen, die sich zwischen den parallelen Mauern erstreckte.
    Einige Scheinwerfer, die während der Show am Abend die Arena beleuchtet hatten, brannten noch; sie waren auf die beiden senkrechten Ringe hoch oben an jeder Wand

Weitere Kostenlose Bücher