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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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gerichtet. Nichts regte sich, außer Schwärmen von Insekten, die um die Lichter schwirrten. Aber ich hatte eine Ahnung, dass zwischen diesen Mauern etwas vorgefallen war, und es jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.
    Ich wandte mich zum Gehen, aber da hörte ich das Geräusch wieder, viel näher jetzt, fast neben mir, und es klang wie ein verängstigtes Tier. Doch dann erkannte ich, dass es vom anderen Ende der Arena kam. Und von einem Menschen.
    Ich zog das Tauchermesser aus einer Seitentasche des Rucksacks und schlich, immer dicht an der Mauer entlang, langsam die Arena hinauf bis unter einen der mächtigen Steinringe und in das Dunkel, das im letzten Viertel des Platzes herrschte. Das Wimmern hatte ganz aufgehört und wurde nun von gelegentlichem Stöhnen ersetzt. Dann Stille.
    Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte ich eine Unebenheit im Boden, auf halbem Weg zwischen mir und der Wand auf der anderen Seite. Ich knipste die Maglite an und richtete sie auf etwas, das zunächst wie ein Erdhügel aussah. Es war der Körper eines Mannes.
    Er lag ausgestreckt auf dem Rücken, sein Oberkörper war nackt, und sein Kopf steckte in einer grünen Plastiktüte. Als ich näher kam, bemerkte ich, dass sein nackter Rumpf mit einer Art schwarzer Flecken oder Male gesprenkelt war.
    Als ich nur noch zwei Meter entfernt war, erhoben sich die Male auf dem Körper plötzlich schwirrend in die Luft: Hunderte von Insekten, die sich an ihm gütlich getan hatten, flogen auf. Aber der Mann rührte sich nicht. Ich sah nun, dass seine Fuß und Handgelenke an kurzen, in die Erde geschlagenen Pflöcken festgebunden waren. Als ich neben ihm niederkauerte, die Taschenlampe zwischen die Knie geklemmt, hörte ich ein schwaches Ausatmen. Er lebte noch.
    Die Plastiktüte schien am Hals zugebunden zu sein. Es lag nahe, sie einfach mit dem Messer aufzuschneiden.
    Erst als ich die Tüte vom Gesicht des Mannes hochhob und der Strahl der Lampe darauf fiel, bemerkte ich, dass sie von zahlreichen, stecknadelgroßen Löchern durchbohrt war. Im selben Moment schnitt ich durch das Plastik, und als die Tüte auseinander klappte, tasteten sich zu meinem Entsetzen ein Paar pelzige Spinnenfühler um den Rand direkt vor mir, sie klopften erst versuchsweise auf den Untergrund, bevor die ganze Spinne erschien, die schwarzen, gegliederten Beine so lang wie meine Finger, der knollenförmige Unterleib mit langen, rötlichen Haaren besetzt. Ich schrie auf und schnippte sie mit der Flachseite des Messers fort, zog die beiden Plastiklappen auseinander und sah mehrere andere Taranteln in die Nacht hinauskrabbeln, eine mit nur dem halben Kontingent Beine.
    Das Gesicht, in das ich nun leuchtete, war zerschlagen und zerbissen, die Haut wund und geschwollen von den Nesselhärchen, die von den Spinnen zur Verteidigung ausgestoßen wurden. Unter dem Kopf des Opfers sah ich die Überreste von mindestens zwei weiteren herausragen, die zermalmt worden waren. Einen Moment lang dachte ich, es handle sich hier um einen aus dem Ruder gelaufenen, dummen Streich. Eine Mutprobe. Eine Wette.
    Doch tief in meinem Innern wusste ich, dass die Sache sehr viel düsterer war. Ich wusste es, noch bevor ich das Gesicht von Dr. de Valdivia erkannte.

26
    Dr. de Valdivias Kopf lag in meinen Schoß gebettet. Ich hatte ihn auf die von den Scheinwerfern beleuchtete Fläche gezerrt und die Flasche mit dem Trinkwasser aus dem Rucksack geholt. Ein wenig davon spritzte ich auf ein Papiertaschentuch, das ich in meiner Brusttasche fand, und tupfte ihm vorsichtig das Gesicht ab. Er hielt die Augen unverwandt offen, die geschwollenen Lider ließen wenig mehr als Schlitze erkennen. Ich fühlte seinen Puls am Handgelenk, er war kaum wahrnehmbar.
    »Senorita Madison…«
    Ich konnte gerade noch ein heiseres Flüstern ausmachen, da sich seine Lippen nicht bewegten und seine Zunge zu groß für den Mund zu sein schien.
    »Ganz ruhig, Dr. de Valdivia. Versuchen Sie, etwas Wasser zu trinken.« Ich setzte die Flasche an seine Lippen und neigte sie leicht.
    »Ich habe versucht, ihn aufzuhalten… sie… ich…« Er schien sich mit aller Willenskraft aufsetzen zu wollen, und ein verstörter Ausdruck trat in seine Augen, weil er es nicht fertig brachte. Das Wasser lief ihm seitlich aus dem Mund. Er war beinahe vollständig gelähmt. Ich wusste, dass das Nervengift einer einzigen Brachypelma nicht stark genug war, um einen Menschen bewegungsunfähig zu machen, doch wiederholte Bisse

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