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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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würde sicherlich verschlossen sein. Doch darum wollte ich mich kümmern, wenn es so weit wäre. Während ich unter einem Baldachin aus Bougainvilleen einen schmalen, gewundenen Pfad entlangging, hörte ich Gelächter, das mir entgegenkam, und schlüpfte rasch hinter einen Baum. Eine Gruppe von etwa sechs Touristen schlenderte um die Biegung, alle trugen leichte Windjacken, Hüte und Halstücher. Sie kehrten verspätet von der nächtlichen Ton und Lichtshow an der Pyramide Kukulkans zurück. Ich roch das Moskitospray, als sie vorübergingen.
    »Dieser Wachtyp war ganz schön sauer, was, Carter?«
    »Wir haben es auch wirklich ein bisschen übertrieben, Schatz.«
    »Was, wenn wir tatsächlich den Zeitpunkt verpasst hätten, zu dem sie die Zugbrücke herunterlassen?«, fragte eine der anderen Frauen, unbekümmert Kulturen und Kontinente durcheinander werfend.
    »Am Tor gibt es eine Glocke«, antwortete eine neue Männerstimme. »Früher oder später wäre jemand gekommen und hätte aufgemacht.«
    Danke für den Tipp, dachte ich. Ich kehrte auf den Gehweg zurück, und als ich um die Kurve bog, sah ich, wie der Wachmann auf seine Armbanduhr schaute und gleichzeitig das Tor berührte. Dann zögerte er und löste eine große Taschenlampe von seinem Gürtel. Er ging ein paar Meter in das Ausgrabungsgelände hinein und schwenkte seine Lampe, um ein letztes Mal nach säumigen Hotelgästen Ausschau zu halten. Ich rannte hin, schlüpfte durch das Tor und schlich zu einem meterhohen Rest alten Gemäuers, hinter das ich mich kauerte. Die Schritte des Wachmanns knirschten auf dem Kies, als er auf das Hotelgelände zurückging, dann war das Quietschen der Angeln zu hören, das metallische Klicken, als das Tor zufiel, und das Klappern des Schlosses.
    Ich war allein in Chichen Itza!
    Aber das war unwahrscheinlich. Da nur ein Drahtzaun den größten Teil des Geländes umgab, patrouillierten vermutlich Aufseher darin, um Plünderungen zu verhindern. Ich studierte mit Hilfe der Taschenlampe einige Minuten lang die Karte der Anlage in Deirdres Reiseführer, bevor ich mich für eine Richtung entschied.
    Der Mond stand hoch und leuchtete hell. Links von meinem Pfad konnte ich oberhalb der Bäume die Silhouette des Tempels ausmachen, der die Pyramide krönte. Zikaden hämmerten ihr tropisches Stakkato. Ein Nachtvogel machte ein regelmäßiges, tickendes Geräusch, wie eine alte Uhr. Dichtere Schatten kauerten entlang des Wegs, bald wie ein stachliger Leguan geformt, bald glatt und geschmeidig wie ein Leopard. Hieroglyphen und Schnitzereien auf Steinen und Gebäuden traten im Widerschein des Mondlichts deutlich hervor. Rechts von mir wartete eine Armee von geisterhaften Kriegern auf Steinsäulen in Reihen auf ihren Befehl zum Vorrücken. Die nächtlichen Bewohner der verfallenen Stadt waren auf den Beinen, wie in jeder Nacht der tausend Jahre seit dem Auszug ihrer menschlichen Insassen.
    Was ich nun sah, dürfte jedoch dem Anblick ähnlich gewesen sein, den die Stadt damals nachts bot, denn die Maya benutzten keinerlei Straßenbeleuchtung, nicht einmal Fackeln. Nur eine antike Morgendämmerung würde die ganze Fremdartigkeit und den Glanz dieses Ortes enthüllen, der in seiner Zeit das wichtigste Zentrum im Gebiet der Maya gewesen war.
    Denn wie ich unterwegs auf der Fähre in dem Reiseführer gelesen hatte, waren die Strahlen der aufgehenden Sonne damals auf Gebäude gefallen, die vollständig mit rotem Putz verkleidet und mit blauem und weißem Stuck verziert waren. Und dem modernen Betrachter würde sofort das Fehlen von Straßen auffallen; da diese Menschen keine Räderfahrzeuge, keine Lastentiere oder von Tieren gezogene Fuhrwerke kannten, gab es keine Notwendigkeit, Verkehr auf befestigten Wegen durch die Metropole zu schleusen. Vielmehr verdankten die großen Gebäude, die sie bauten, ihre Lage auf Erden der Sonne und den Sternen, und sie waren von freien Flächen umgeben, auf denen sich die Bürger, die im Alltag an den Rändern der Stadt lebten, häufig versammelten, um einer fortwährenden Folge von Zeremonien beizuwohnen.
    Wie oft hatte ich in Science-fiction oder Fantasyfilmen die Erdlinge an Orten eintreffen sehen, denen das Erscheinungsbild der Mayastädte zu Grunde lag - das Äußerste an geheimnisvoller Zivilisation. Ohne Metallwerkzeuge errichteten sie ihre Steinbauten und verzierten sie mit komplizierten Details. Einmal hatte ich im Fernsehen einen Bildhauer gesehen, der mit ihren Werkzeugen zu arbeiten versuchte und

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