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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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einer Anzahl von ihnen konnten einen älteren Mann durchaus töten, indem sie sein Atmungssystem lähmten.
    »Strengen Sie sich nicht an. Ich hole Hilfe.« Ich verfluchte mich, weil ich das Handy im Land Cruiser gelassen hatte. Ich zog mein Hemd aus, faltete es zusammen und legte es unter seinen Kopf.
    »Sie haben gegen die Collegejungs gespielt…« Er blinzelte zu dem Steinring über uns hinauf. »Die Amerikaner haben die meisten Punkte gemacht… dann haben sie sie weggebracht… einen nach dem andern…«
    Ich dachte an die Jubelschreie.
    »Wer hat sie weggebracht?«
    Er murmelte ein Wort. Es klang wie Kruzo.
    »Wer hat Ihnen das angetan?«
    »Kruzo…«, flüsterte er wieder und versank tiefer in einen fast tranceartigen Zustand.
    »Ich muss Hilfe holen. Ich bin in ein paar Minuten wieder da«, sagte ich und bettete seinen starren Körper vorsichtig wieder auf den Boden, bevor ich aufstand.
    Dr. de Valdivia begann zu zittern, als würde er von innen heraus geschüttelt. Eine Zuckung wölbte seinen Rücken plötzlich nach oben, und die Gliedmaßen schlugen unkontrolliert, da das Spinnengift einen neuen Angriff auf sein Nervensystem unternahm. Dann lag er still, schien aber nicht mehr zu atmen.
    Ich beugte mich hinab, um sicher zu sein, und er stieß noch einmal keuchend einige Worte hervor. »Mein Sohn… reden Sie mit…« Seine Stimme verlor sich. Dann mobilisierte er eine letzte Kraftreserve. »Reden Sie mit Bartolomé… über Krater… und… Kru-« Er brach mitten im Wort ab.
    Es gab kein Ausatmen mehr. Seine paralysierten Lungen arbeiteten nicht mehr. Dr. de Valdivia war tot.
    Ich sank neben ihm auf die Knie. Jeder Versuch einer Wiederbelebung war sinnlos. Ich breitete mein Hemd über Brust und Gesicht des Toten und fragte mich, was in einem Menschen vorgehen mochte, der eine solche Grausamkeit an einem alten Mann verübte.
    Wieso war Dr. de Valdivia in Chichen Itza gewesen? So, wie es sich anhörte, hatte er versucht, zu Gunsten des entführten Collegeteams einzugreifen, das man zu einem Basketballspiel auf dem Ballspielplatz gezwungen hatte. Aber warum hatte man ihm so übel mitgespielt, wenn sein einziges Verbrechen darin bestand, sich für die Freilassung der Geiseln einzusetzen?
    Und was war aus ihnen geworden? Es hatte Punkte gegeben und Jubel. Die Entführer hatten den Wettkampf gegen die äußerst gewandte Collegemannschaft offenbar verloren. Und dann hatte ich wohl gehört, wie sie weggefahren wurden. Ich versuchte, Dr. de Valdivias Version des Ballspiels aus meinen Gedanken zu verbannen. Die Version, in der die Sieger starben.
    Ich weiß nicht, was mich den Kopf wenden und zurückblicken ließ, als ich den Ballspielplatz am südlichen Ende verließ und der Pyramide zustrebte.
    Das Gebäude direkt hinter mir war der Tzompantli, die steinerne Plattform, deren Blöcke Schnitzereien von Schädeln zierten; ihre rechteckige Masse zeichnete sich als Silhouette vor dem tief stehenden Mond ab.
    Ich drehte mich wieder um, machte ein paar Schritte und blieb stehen. Meine Augen hatten ein Signal an das konfuse Gehirn gesandt, das dieses erst jetzt interpretierte. Die Plattform wurde von einer Art Gerüst überragt, das sich noch nicht dort befunden hatte, als ich vorhin daran vorbeigekommen war.
    Mit wachsendem Entsetzen ging ich auf die Steinplattform zu. Vor dem mondbeschienenen Himmel wirkte das Gebilde darauf wie ein riesenhafter Abakus. Ich schätzte ihn auf drei Meter Höhe und vier Meter Breite , mit drei Querstreben, auf denen jeweils eine Anzahl von fußballgroßen Zählperlen aufgereiht waren.
    Während ich mich der Plattform näherte, knipste ich die Taschenlampe an und schwenkte sie über die Steinblöcke mit ihren Schädelprofilen. Dann ließ ich den Strahl nach oben wandern.
    Acht menschliche Köpfe waren auf himmelwärts gerichtete Spitzen gepflanzt und in Pyramidenform auf den Querstreben angeordnet worden - eins, drei, vier. Wie in einer Fleischereiauslage starrten mir ihre ausdruckslosen Augäpfel entgegen, Münder ohne Lippen grinsten entstellt mit Zähnen und freiliegendem Zahnfleisch, und aus den Hälsen tropfte Blut. Selbst als ich die Maglite ausschaltete, um dem grauenhaften Anblick zu entgehen, glitzerten die hölzernen Querbalken noch im Mondlicht.

27
    »Ich kann einfach nicht fassen, dass du allein dorthin gegangen bist, und das auch noch nachts.«
    Dasselbe hatte Deirdre inzwischen vielleicht fünf oder sechsmal gesagt. Sie lief in der Küche auf und ab, während ich darauf

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