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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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wartete, dass mein Toast heraussprang. Obwohl die Morgensonne das Haus langsam erwärmte, bat ich sie, die Klimaanlage nicht anzustellen, da ich vor Kälte, Hunger und möglicherweise auch verspätetem Schock bibberte. Sie hatte mich bereits mit heißer Schokolade versorgt, die mich ein wenig schläfrig machte.
    »Das war die einzige Zeit, in der ich dem Zenote nahe kommen konnte, ohne Aufsehen zu erregen«, wiederholte ich.
    »Mir hast du erzählt, du holst den Hausschlüssel von Maria und schnüffelst ein bisschen herum. Sonst nichts.« Sie war aufrichtig wütend auf mich, wie eine Mutter , deren minderjährige Tochter ohne Erlaubnis bei einem Freund übernachtet hat. Sie trug sogar einen alten Morgenmantel, den meine Mutter hier gelassen hatte, was diesen Eindruck noch verstärkte.
    »Okay, okay, ich hätte dir Bescheid sagen sollen. Aber damit können wir’s dann gut sein lassen.« Da war auch noch der Umstand, dass ich mich am Tag zuvor über sie geärgert hatte, und somit waren wir nun quitt. Der Toaster klickte, und ich nahm die zwei heißen Brotscheiben heraus und jonglierte sie zu einem Teller. »Ich nehme das hier mit hinüber ins Bett«, sagte ich, bestrich den Toast mit Erdnussbutter und schnitt Bananenscheiben darauf.
    »Komm, ich trag es für dich«, sagte sie mürrisch.
    Auf dem Weg in mein Schlafzimmer überlegte ich, dass wir beide unsere Rolle spielten, um so die Wirkung der Gräueltat, deren Zeugin ich geworden war, irgendwie zu entschärfen. Und ich hatte nichts dagegen - ich musste mich wenigstens für ein paar Stunden aus der Realität zurückziehen, und das ließ sich mit ein wenig Schlaf erreichen.
    Den Wachmann des Hotels Itza hatte mein Bericht derart in Schrecken versetzt, dass er nicht daran dachte, mich festzuhalten, bis die Polizei eintraf, sondern ins Hotel rannte, um ein paar Kollegen zu alarmieren. Ich ging durch das Gebäude und hinaus auf den Parkplatz, ohne dass mich jemand aufhielt, stieg in den Land Cruiser und startete in Richtung Cancun. Während ich fuhr, klappte ich das Handschuhfach auf und tastete mit einer Hand nach dem Handy. Wie so oft, wenn man blind sucht, kam nichts dabei heraus, und ich musste an den Straßenrand fahren und richtig nachsehen. Erst in diesem Augenblick merkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte.
    Ich ging in Gedanken noch einmal den Ausflug vom Hotel zum Heiligen Brunnen durch, hörte all die nächtlichen Geräusche wieder, sah die mondbeschienenen Gebäude und vermerkte das Fehlen von patrouillierenden Aufsehern, die offenbar bereits im Besucherzentrum eingesperrt waren. Dann die Rufe und Jubelschreie sowohl der Studenten als auch ihrer zynischen Mörder, wenn der Ball durch den Steinring geworfen wurde, die wachsende Hoffnung der Basketballspieler auf Freilassung, da sie diesen augenscheinlichen Test so erfolgreich bestanden. Vielleicht sahen sie Dr. de Valdivia im Gespräch mit ihren Entführern und fragten sich, was dieser alte Mann hier tat, nicht ahnend, dass er um ihr Leben flehte. Dann das Motorengeräusch, das wohl von dem Bus stammte, der sie abholen kam, wie die Studenten meinten, der in Wirklichkeit aber nur eine Finte war, um sie abzulenken, während die Bande die schauerlichen Hinrichtungen plante. Und war es einer von ihnen gewesen, den ich hatte schreien hören?
    Ich versuchte, diese Gedanken zu verbannen, und wühlte weiter im Handschuhfach. Als ich auf meiner Suche nach dem Handy, das irgendwie ganz nach unten gerutscht war, verschiedene Papiere herauszog, stieß ich auf die Bedarfsliste, die Ken Arnold an Captain Sanchez gefaxt hatte. Am oberen Rand der Seite hatte Ken neben den Namen des Bundespolizisten eine Mobiltelefonnummer gekritzelt. Ich hatte mich nur bei Deirdre melden wollen, aber nun zögerte ich. Ich würde unerwünschte Aufmerksamkeit auf mich ziehen, aber ich fand, um des alten Mannes willen sollte ich Sanchez anrufen. Wahrscheinlich würde die Polizei, die man nach Chichen Itza geholt hatte, ohnehin mit ihm Kontakt aufnehmen, aber ich hatte einen Vorsprung, der ihm bei der Untersuchung von Dr. de Valdivias Tod und der Entführung und Ermordung der Studenten helfen konnte.
    Es war 4.30 Uhr, und es meldete sich nur Sanchez’ Mailbox, auf der ich eine äußerst knappe Mitteilung hinterließ. »Dr. de Valdivia und die amerikanischen Geiseln wurden in Chichen Itza ermordet. Dafür verantwortlich ist eine Organisation oder Person namens Kruzo. Als Gegenleistung für diese Information dürfen Sie meine Identität

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