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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Städte in der Region Puuc, südlich von Mérida, wurden etwa 1000 n. Chr. verlassen, nach einer Besiedlungszeit von zweihundert Jahren und einer lang anhaltenden Dürre. Danach schob sich Chichen Itza in den Vordergrund, zerfiel aber rund zweihundert Jahre später. Und das letzte große Zentrum der Mayakultur, Mayapan, fand seinen endgültigen Niedergang Anfang 1400, noch vor der Ankunft der Spanier.
    Ein Ausbruch von Amhakimil, der sich 1600 ereignete, trug zur Auslöschung eines beträchtlichen Teils der bereits durch Pocken geschwächten einheimischen Bevölkerung bei. Zu dieser Zeit zeichneten die Kolonisten ihre ersten Augenzeugenschilderungen der Symptome auf. Ein Franziskanermönch namens Bernardo Diaz hatte geschrieben.
    Die Krankheit war durch große Pusteln gekennzeichnet, die ihre Körper unter verderblichem Gestank faulen ließ, sodass das Fleisch in vier, fünf Tagen zerfiel… Einige Wahnsinnige tranken zur Vorbeugung genau jenes Wasser, das ihre Nachbarn vergiftet hatte, worauf sie in eine Erstarrung verfielen, von der sich keiner mehr erholte…
    Dr. de Valdivia hatte angemerkt, dass dieser Hinweis auf die Maya, die sich augenscheinlich selbst infizierten, mit Vorsicht zu genießen sei. Mein Eindruck aber war, dass der Zeuge zumindest die Erscheinungsform der Krankheit exakt beschrieben hatte, weshalb es sich wahrscheinlich um einen zuverlässigen, wenn auch verblüffenden Bericht handelte.
    Kurz nach 1800 fand ein weiterer großer Ausbruch statt, der außer unter den Maya selbst kaum registriert wurde. Die verheerenden Auswirkungen von Krankheiten aus der Alten Welt hatten die Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt bereits stark dezimiert, aber die Siedler vermeldeten eine Dürre, nach der sie selbst sich eine durch Wasser übertragene Krankheit zuzogen, die sie als ansteckende Form der Cholera zu Protokoll gaben.
    Dr. de Valdivia zufolge war Amhakimil der Grund dafür, warum der Zenote von Chichen Itza zum Auffanggefäß für Menschenopfer und wertvolle Gegenstände geworden war, da die Maya versucht hätten, die launischen Götter günstig zu stimmen, die sie zwar stets mit Wasser versorgten, dieses aber manchmal mit Gift versetzten.
    Das Buch schloss mit der Mutmaßung, der rapide Niedergang der Gesellschaft, die sich auf Chichen Itza und andere nördliche Zentren stützte, sei auf einen derart verheerenden Ausbruch der Krankheit zurückzuführen, dass sie sich nicht mehr davon erholte. Die Erbauer der Mayastädte waren in den drei Jahrtausenden ihrer Geschichte immer weiter nach Norden gezogen, und diese Wanderung führte sie unausweichlich auf den Chicxulub-Krater zu, der, wie es der Zufall wollte, die Quelle für ihren Untergang enthielt.
    Soweit Dr. de Valdivias Theorie, die sich schon beim raschen Überfliegen eindrucksvoll ausnahm. Ich fragte mich, wie sehr das Chilam-Balam- Buch diesen Eindruck verstärken würde.
    Das Dokument war etwa so groß wie ein Taschenplan und mehrmals gefaltet. Nur eine Seite war beschrieben, in enger Schrift mit schwarzer Tinte. Vollständig geöffnet war das Buch etwa einen Meter breit und bestand aus drei zusammengenähten Abschnitten. Die beiden Teile vorn und hinten waren aus einem dünnen, pappkartonartigen Material, während der mittlere Abschnitt vollkommen anders war: Die zerfransten und abgeschlagenen Ränder ließen ein Netz aus Fasern unter der weiß gestrichenen Oberfläche sehen. Es sah aus wie ein Stück Baumrinde, und der ungleichmäßigen Form nach handelte es sich offensichtlich um ein Stück aus einem älteren und größeren Buch.
    Der Text des jüngeren Dokuments auf den beiden äußeren Abschnitten war in einer spanischen Übertragung der Mayasprache verfasst, und ich nahm an, dass es sich um einen Kommentar zum Mittelabschnitt handelte. Letzterer erinnerte mich, wie mir nun bewusst wurde, an Faksimiles, wie ich sie schon von Mayabüchern gesehen hatte, etwa an die Abbildungen im Dresden Kodex.
    Ich sah Zeitdiagramme aus Balken und Punkten, Hieroglyphenschrift und schwarz-rote Tuschezeichnungen von drei Individuen, ob Götter oder Sterbliche, konnte ich nicht feststellen. Eines war ein Mann, den Körper von einer Art Knoten übersät, er schien sich an ihnen zu kratzen; das zweite war eine ausgezehrtere Gestalt, deren fleckige Haut sich im Gesicht schälte, sodass sie in Streifen herabhing. Er stand steif da, die Arme erhoben, als bete er um Gnade. Die dritte Zeichnung zeigte ein Skelett, das einen Krug Wasser trug. Der Schädel war rot

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