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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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das Gespräch beendete, hob Kathy gerade die Wasserflasche vom Boden auf, um sie wieder in den Spender einzusetzen.
    »Hast du keine vollen mehr?«, fragte sie, als sie feststellte, dass die Flasche leer war. Sie legte sie zu mehreren anderen neben dem Spender auf den Boden.
    »Keine günstige Zeit, um mit Wasser knapp zu sein.«
    »Ricardo hat aus irgendeinem Grund keines geliefert.«
    »Weil die Wasseraufbereitungsfirma letzte Woche wegen technischer Umrüstung geschlossen hatte. Ricardo ist herumgefahren und hat es allen seinen Kunden erzählt - damit wir einen entsprechenden Vorrat bestellen konnten, bevor sie dichtmachten.«
    Mir fiel ein, dass Deirdre etwas von einer Nachricht Ricardos gesagt hatte. »Ich war wohl so mit anderen Dingen beschäftigt, dass ich nicht darauf geachtet habe.«
    »Ich habe genug Vorrat«, sagte Kathy. »Schade, dass ich die Jungs schon weggeschickt habe, sie hätten es mit einem triciclo bringen können.« Dreirädrige Mopeds mit großen Ladeflächen auf der Vorderseite waren ein beliebtes Transportmittel auf der Insel.
    »Morgen reicht auch noch«, sagte ich. »Ich breche in Kürze sowieso auf.«
    Kathy schaute auf die Uhr. »Bevor du das tust, wollen wir mal nachsehen, wo der Hurrikan gerade ist.« Sie hob die Fernbedienung vom Boden auf und schaltete das Fernsehgerät in der Ecke ein. Dann zappte sie herum, bis sie einen US-Nachrichtenkanal hatte. Sie brachten gerade eine neue Vorhersage. Die Computeranimation des Hurrikans erschien als ein buntes Windrädchen, das in die karibische See wirbelte und dessen Schaufelblätter die Küste Yukatans peitschten. Ein Laufband am unteren Bildschirmrand unterstrich, was der Wettermann verkündete.
    HURRIKAN DER STUFE 3… STURMZENTRUM DERZEIT 30 KILOMETER NÖRDLICH DER HALB- INSEL YUKATAN… SINTFLUTARTIGE REGEN- FÄLLE UND WIND MIT SPITZENGESCHWIN- DIGKEITEN VON BIS ZU 200 KM/H FÜR CANCUN, DIE OSTKÜSTE YUKATANS UND BELIZE VORHERGESAGT…
    »Er wird uns sehr bald treffen«, sagte Kathy. »Bleib nicht zu lange weg.«
    »Ich verspreche es.«
    »Übrigens haben wir Läden für alle Türen und Fenster bis auf dieses hier gefunden.« Sie zeigte auf die Terrassentür.
    »Dort mach ich normalerweise keine hin. Die Tür ist durch die Veranda geschützt, und vor dem Glas ist ein schmiedeeisernes Gitter.«
    »Okay. Aber vergiss nicht, sie geschlossen zu lassen. Ein heftiger Windstoß ins Haus genügt, und schon fliegt dir das Dach weg.«
    »Wird gemacht.«
    »Wir haben die Stühle unter dem Sonnendach ebenfalls weggeräumt. Den Tisch konnten wir allerdings nicht bewegen, der ist zu schwer.«
    »Danke nochmal.«
    »Wenn du etwas brauchst, ruf an.«
    »Mach ich. Und Kathy, ich wollte dir nochmal sagen, wie Leid es mir wegen Rufus tut.«
    »Ach, stimmt, das habe ich dir ja noch gar nicht gesagt. Ich habe einen neuen Welpen.«
    »Sehr gut. Was für einer ist es?«
    »Kein reinrassiger diesmal. Ein richtiger mexikanischer Mischling. Ein Heinz- Hund .«
    »Heinz-Hund?«
    »Ja. Er enthält mindestens siebenundfünfzig verschiedene Sorten.«

39
    Kein Mensch war auf den Straßen von San Miguel, als ich mit dem Nissan zu Alfredo fuhr. Im Norden stand der Gewittersturm, die Vorhut des Hurrikans, wie eine dunkle, grollende Masse, gespickt mit Blitzen. Die Straßenlaternen an den verlassenen Gehsteigen flackerten und wurden gelegentlich schwächer, da der Sturm näher kam.
    Bevor ich losfuhr, hatte ich Herbie Kastner eine E-Mail ans FMRI geschickt und ihm kurz mitgeteilt, was ich von Bartolomé de Valdivia erfahren hatte. Dem Team, das die Proben analysierte, konnte die Information möglicherweise nützlich sein. Ich fügte an, ähnlich verseuchtes Wasser sei vermutlich im Versorgungsnetz von Cancun aufgetaucht.
    Ein Teenager mit langem, schwarzem Kraushaar öffnete Alfredos Haustür und sah mich aus großen Augen an. Das Mädchen trug ein leuchtend rosa Kleid, bestehend aus besticktem Oberteil und einem Rock mit zahlreichen Volants aus einer Art Chiffon.
    »Alfredo?«, fragte ich.
    »Der ist nicht da. Er ist heute nicht nach Hause gekommen. An meinem fünfzehnten Geburtstag.«
    Sie war den Tränen nahe. Der fünfzehnte Geburtstag eines mexikanischen Mädchens - sein quinceanera - ist ein bedeutendes Ereignis, der Tag, ab dem es als Frau gilt. Alfredo war unzuverlässig, aber nicht rücksichtslos. Und die Familie kam in seiner Kultur an erster Stelle.
    »Und wegen dem huracán kann ich mein Fest nicht auf dem Schulhof feiern«, fügte sie unglücklich

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