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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Wiederauftauchens von Amhakimil im einundzwanzigsten Jahrhundert, zweihundert Jahre nach dem letzten Auftreten der Seuche.
    Doch oben auf dem Stapel fand sich eine Notiz vom September, die Dr. de Valdivia wenige Tage vor seinem Tod hingekritzelt hatte: Beweise für neuen Ausbruch von Amhakimil… Krankheit als nicht ansteckend verifiziert… Warum sind dann bei früheren Epidemien solche Massen gestorben! Genau die Frage, die mir auch durch den Kopf gegangen war.
    Ich blätterte durch die Briefe und Bescheinigungen, bis ich zu einem offiziellen Autopsiebericht des medizinischen Zentrums von Pisté kam, der den Namen Nicholas Goldberg trug. Der Bericht war getippt, dazu gab es einen handschriftlichen und mit Initialen gezeichneten Anhang von Dr. de Valdivia. Dieser bezog sich auf den Zustand des Kopfes, den wir aus dem Zenote geborgen hatten. Das Arztgekrakel war schwer zu entziffern, aber ich erkannte zwei entscheidende Begriffe - den einen interpretierte ich als »weiches Gewebe«, der andere bedeutete »verzehrend«. Auch das Wort Amhakimil stand im Anhang, mit einer Reihe von Fragezeichen dahinter.
    Unter dem Goldberg-Bericht fand sich ein zusammengehefteter Stapel von Unterlagen - die komplette Krankenakte eines Patienten über den Zeitraum von drei Tagen und dazu ein Totenschein, alle mit Clinica Cancun überschrieben. Die Medikation schien einzig aus Morphium bestanden zu haben, und auf jede Seite waren oben die Vermerke ISOLATION und SCHUTZKLEIDUNG IST ZU TRAGEN gestempelt. Man hatte keine Autopsie durchgeführt, doch ein nach dem Tod erstellter Bericht fasste die Symptome zusammen, unter denen der Patient gelitten hatte.
    LÄHMUNG DES WIRTES DURCH ORGANISMUS… NEKROTISCHE HAUTGESCHWÜRE, DIE SICH IN DARUNTER LIEGENDE MUSKULATUR AUS- DEHNEN… HAUT ERODIERT STARK UND FÄLLT AB… ZERSTÖRUNG VON INNEREN ORGANEN… HERZVERSAGEN Auf einem weißen Papierstreifen, der an den unteren Rand der Seite geheftet war, standen getippte Anweisungen, dass der Leichnam nicht innerlich zu untersuchen, sondern sofort zu vernichten sei. Nach Ansicht des Leichenbeschauers könne auf Grund der Giftrückstände in Gewebe und Organen eine Autopsie mindestens die ersten zwei Tage nicht gefahrlos durchgeführt werden. Doch da es sich bei dem Opfer um einen Amerikaner handelte, hielt man es aus Sicherheitsgründen für zu riskant, den Leichnam so lange aufzubewahren, da dies zu unerwünschten Nachforschungen hinsichtlich der Todesursache führen könnte.
    Die Anweisung war unterzeichnet von Dr. Rafael de Valdivia.
    Ich hatte bereits Tränen in den Augen, bevor ich zu dem Einweisungsformular zurückblätterte und Kens Namen darauf fand.
    Mir war hundeelend zu Mute nach dieser Neuigkeit, und ich schaltete den Fernseher ein, um mich abzulenken. Der Hurrikan war die Hauptmeldung der einheimischen Sender, sie brachten Berichte von Schäden und Überflutungen an der Küste Yukatans und Belizes. Die Einstellung aller Flüge von und nach Cancun wurde erwähnt, doch einer Meldung zufolge hatte es wegen der jüngsten Gräueltat und den anhaltenden Spannungen zwischen Mexiko und den USA ohnehin bereits einen erheblichen Rückgang der Buchungszahlen in dem Ferienort gegeben. Die Terroristen verzeichneten erste Erfolge.
    Während ich die Nachrichten sah, bemerkte ich, dass direkt neben dem Fernsehgerät Wasser von der Decke auf den Boden tropfte. Noch ein paar Zentimeter, und es würde in die Lüftungsschlitze auf der Rückseite des Apparats fallen. Einmal mehr staunte ich über die kollektive Verdrängung der alljährlichen schweren Regenfälle und Stürme, wenn es um den Bau von Häusern in diesem Teil Mexikos ging.
    Ich stand auf und schob das Gerät rund einen Meter von der Tropfstelle weg, dann ging ich in die Küche, um einen Mopp zu holen. Als ich zurückkam, leuchtete draußen ein weiterer Blitz auf. Dann versank der Raum in Dunkelheit, und das Gesicht des Wetteransagers auf dem Bildschirm wurde in ein schwarzes Loch gesaugt, während über mir ein neuer Donnerschlag ertönte. Ich wartete einige Sekunden, bis sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, dann lehnte ich den Mopp an die Wand und machte mich auf die Suche nach der Taschenlampe, wobei ich mich zum Teil tastend bis zur Couch fortbewegte, auf der ich gesessen hatte.
    Eine plötzliche Windbö riss die Tür zur Terrasse auf. Ich hatte trotz Kathys Ermahnung vergessen, sie abzuschließen. Regen und Meeresgischt schwappten herein, während ich mich auf die Öffnung

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