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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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sich, trugen sie hoch zur gefährdeten Gondel. Taya trat ihr Schwanzgefieder nach unten und schlüpfte mit den Knöcheln hinter die Stange, an der es befestigt war. Eine Windböe riss an ihr, und sie ritt darauf empor, schlug erneut mit den Flügeln, als die Böe unter dem Ansturm einer entgegengesetzten, zwischen den Trägern hervorschießenden Windströmung gebrochen wurde.
    Erneut kreischte Metall auf, dicke Kabel rissen mit lautem Knall.
    Die Zeit lief ihr davon! Taya schoss hoch hinauf, über die Kabine hinweg, um sich ein genaueres Bild von der Lage zu verschaffen. Drinnen klammerten sich zwei Fahrgäste an die Ledersitze, ein Erwachsener und ein Kind. Der Erwachsene trug lange Roben und eine Maske. Ein Erhabener.
    „Oh, Schrott!“ Verzweifelt drehte sich Taya in der Luft. Konnte denn niemand sonst helfen? Inzwischen kletterten Ingenieure am geborstenen Träger empor, aber die Handzeichen, mit denen sie sich untereinander verständigten, machten nur allzu deutlich, dass sie nicht nahe genug an der Unfallstelle waren, um irgendwie von Nutzen sein zu können. Eine zweite Gruppe versuchte, den Träger durch Stützkabel zu sichern, um zu verhindern, dass er auf die gut dreißig Meter tiefer liegende Straße stürzte, aber das würde den Passagieren in der Kabine nicht helfen, wenn das Kabel ihrer Gondel riss.
    Rette immer nur einen auf einmal,rief sich Taya ihre alten Instruktionen ins Gedächtnis. Eiskalt drosch der Wind auf ihre Wangen ein, während ihr der Schweiß aus dem Haaransatz ins Gesicht troff. Konzentriere dich immer nur auf eine Person.
    In weitem Bogen flog sie zurück zur Gondel, setzte zum Bremsen an. Trat den Schwanzansatz herunter, legte die Flügel zusammen, zog die Füße unter der Schwanzstange hervor.
    Ihr Schwung sowie eine heftige Böe sorgten dafür, dass sie mit Wucht seitlich gegen die Kabine prallte. Der Aufprall presste ihr die Knie an die Brust, bis ihr die Luft wegzubleiben drohte. Hastig riss sie die rechte Hand aus der Flügelschlaufe, tastete nach der Halterung an der Seite des Wagens.
    Eine Hand schoss aus dem Kabinenfenster und packte ihren Schulterriemen. Taya sah auf. Aus dem Fenster starrte sie mit weit aufgerissenen Augen eine Frau panisch an – aber die ringgeschmückten Hände hielten Tayas Schulterriemen, als seien sie aus Eisen.
    Atemlos nickte Taya der Fremden ihren Dank zu. Sie hatte die Klinke gefunden. Die Frau ließ sie los, und Taya riss die Kabinentür auf, klammerte sich am Türrahmen fest. Sie zuckte zusammen, als ihre Ondiumflügel seitlich gegen die Kabinenwand prallten.
    „Nimm Ariq“, sagte die Dame mit zitternder Stimme. Sie zog den kleinen Jungen, der neben ihr hockte, von seinem Sitz. „Rette ihn.“
    Ariq schrie, starrte fassungslos Taya und die große Schutzbrille vor ihrem Gesicht an, versuchte, sich loszureißen. Er konnte nicht älter als vier Jahre sein – sein rundes Gesicht war noch nackt, trug keine Kastenzeichen.
    „Ich habe ihn“, sagte Taya. Sie stemmte die Fußspitzen in den Türrahmen, um sicherer zu stehen, während sie der Mutter den Jungen abnahm. Sie ignorierte die Schreie des Kindes, presste es an ihren Bauch und zog die Sicherheitsleine zwischen seinen Beinen und unter den Armen hindurch, wie sie es bei ihren Rettungsübungen gelernt hatte. Was bei einem sich wild wehrenden Kleinkind wesentlich komplizierter war als bei der ausgestopften Puppe, mit der sie damals geübt hatten. „Ich komme so schnell wie möglich zurück.“
    Die Mutter nickte. Sie war kreidebleich. Ihre Kastenzeichen – blaue, auf beiden Wangen eintätowierte Wellen – bildeten einen scharfen Kontrast zur Blässe des übrigen Gesichts. Die Frau hatte ihre Ebenholzmaske fallen lassen, ebenso, um die Arme freizubekommen, die schwere, juwelenbesetzte Robe, die sie sonst in der Öffentlichkeit trug.
    Taya sicherte den verschreckten Jungen an ihrem Harnisch und schob den Arm zurück in den Flügel.
    Mit einem erneuten heftigen Ruck sackte die Kabine ein paar Meter tiefer. Der Träger bog sich immer gefährlicher, weitere Kabel rutschten aus ihren Halterungen. Die Frau schrie. Taya ließ sich fallen.
    Einen kurzen, übelkeitserregenden Moment lang befand sie sich im freien Fall, ehe es ihr gelang, sich zu drehen und die Flügel auszubreiten. Ein Ruck ging durch ihren Körper, während Ondium und Aufwinde einen heftigen, siegreichen Kampf mit der Schwerkraft austrugen. Der Junge schrie vor Entsetzen lange und laut.
    Hauptstation Sechs mit ihren Ingenieuren lag am

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