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Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dru Pagliassotti
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nächsten. Taya schlug wild mit den Flügeln – lahme Ente hin oder her, auf ihre Würde konnte sie nun wirklich nicht mehr achten. Jetzt dachte sie nur noch an maximale Fluggeschwindigkeit, an Aufwinde, die sie brauchen und nutzen konnte, um das unvertraute, heftig um sich schlagende Gewicht an ihrer Körpermitte auszugleichen. Ihr Ziel war ein solider, metallener Landeplatz einige Meter unterhalb des gefährdeten Pfeilers.
    Die Arbeiter dort hatten sie bereits entdeckt und reckten ihr die Arme entgegen. Sie ließ sich zu ihnen hinunterfallen und bremste, bis die Männer sie bei den Beinen und am Geschirr packen und zu sich herunterziehen konnten. Die Flügel hoch über dem Kopf verharrte sie keuchend so reglos wie möglich, während die Arbeiter rauh, aber effizient für eine gewisse Stabilität sorgten. Ariq heulte erneut auf, als ihn die Männer aus den Riemen und Schnallen lösten, mit denen er an Taya gesichert gewesen war, um diese dann hastig in Tayas Geschirr zurückzustopfen.
    „Da oben ist noch jemand!“, rief einer der Arbeiter, woraufhin alle ängstlich hinaufschauten. Noch hielten die Zahnräder und Verstrebungen. Noch!
    „Ich weiß!“ Taya wartete, bis sie Ariq in sicheren Händen wusste, ehe sie sich umdrehte und vom Landeplatz abstieß, während alle anderen sich duckten, um ihren Schwingen zu entgehen.
    Inzwischen hatte noch ein Ikarier die gefährdete Gondel entdeckt und kreiste hoch über ihr, sichtlich auf der Suche nach einem sicheren Weg, sich ihr zu nähern. Taya schwang sich empor, sackte ab, als eine unerwartete Böe sie seitlich erwischte, fing sich wieder. Der zweite Flieger sah sie und winkte zum Gruß mit den Flügeln.
    Taya war erleichtert. Nun kämpfte sie nicht mehr ganz allein, nun stand Unterstützung zur Verfügung. Erneut steuerte sie die Kabine an.
    Die Erhabene stand im Türrahmen und starrte, die Hände vor Entsetzen vor den Mund geschlagen, zu dem sich immer stärker biegenden Pfeiler empor. Taya legte die Flügel an und knallte wieder gegen die Seitenwand.
    „Haltet Euch an mir fest!“, rief sie, während die Gondel einen Satz tat. Die Frau streckte die Arme aus, packte zu – und in genau diesem Moment gab der Pfeiler mit grauenhaftem Kreischen endgültig nach, und die Kabine stürzte in den Abgrund.
    Tayas Fuß glitt am Türrahmen der Gondel ab. Ungeschickt fiel sie nach hinten, spürte, wie sich die Arme der Erhabenen um ihren Hals schlangen. Beide Frauen schrien auf. Taya breitete instinktiv die Flügel aus, wollte soviel Luft wie möglich erwischen, den Absturz aufhalten oder doch mildern, aber eine Kante der hinabstürzenden Kabine stutzte ihre Schwungfedern, und sie geriet ins Trudeln.
    Drähte! Taya schlug wild und verzweifelt mit den Flügeln. Wenn ein loses Drahtseil sie traf, konnte es sie glatt in zwei Teile zerlegen. Schlug sie gegen einen Tragpfeiler, dann würde man sie nur noch als Brei von der Straße kratzen können.
    Ihre Schwester würde ihr nie verzeihen, wenn sie so kurz vor ihrer Hochzeit ums Leben kam!
    Aber so sehr Taya sich auch abmühte, sie und ihre Last sackten unweigerlich ab. Ihr Fluggeschirr war einfach nicht dafür ausgelegt, eine zweite erwachsene Person zu tragen. Taya hatte gehofft, ihr bliebe genug Zeit, in einen geordneten Gleitflug überzugehen, aber ...
    Da! Ein Aufwind schob sich unter ihre Flügel und bremste ihren Fall. Kaum merklich, aber immerhin. Die Frau, die sich an Tayas Hals klammerte, stöhnte leise auf, der erste Laut, den sie seit dem anfänglichen Schrei von sich gab.
    Taya wollte sich in eine Schräglage bringen, was das zusätzliche Gewicht der Frau aber verhinderte. Jetzt konnte sie nur noch wild mit den Flügeln schlagen, um den Absturz halbwegs in den Griff zu bekommen. Die Erhabene hatte die Finger zwischen Tayas Schulterriemen und den Fluganzug gebohrt und die Beine um die Taille ihrer Retterin geschlungen. Das Gesicht barg sie an Tayas Hals.
    Irgendwo krachte Metall auf Metall, und Menschen schrien. Aber Taya konnte nicht nachsehen, woher der Lärm kam. Sie spürte ein seltsames Ziehen an den Flügeln – offenbar waren beim Zusammenstoß mit der Kabine einige Federn beschädigt worden.
    „Taya!“ Fast hätte sie den Ruf überhört, so laut rauschte der Wind in ihren Ohren. Sie sah auf. Der zweite Ikarier glitt mit angelegten Flügeln an ihr vorbei. Auf diese Weise einen Gleitflug zu versuchen war immer ein gewagtes Manöver, auch unter den denkbar besten Umständen – viel mehr noch in so gefährlicher

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