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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wertvoller Papiere befand. Und O’Connell hatte Francine bei seinem überstürzten Rückzug zugerufen, dass er wiederkommen und zu Ende führen würde, was er begonnen hatte.
    »Nach dem, was Jack über das Weibsstück gesagt hat, bei dem O’Connell untergekommen war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass er nur zurückkommen würde, um Francie zu ermorden. Und daher …« Scanlon zog eine Augenbraue hoch. »… war es ja wohl sehr wahrscheinlich, dass er entweder kommen würde, um sich etwas zu holen, was er zurückgelassen hatte - oder um etwas dort zu lassen. Und weiß der Himmel, dass es dort nichts zu holen gab.«
    Angesichts dieser Überlegungen lag der Schluss nahe, Francines Zimmer und die darunter liegende Apotheke zu durchsuchen.
    »Sie waren in einer der Gussformen mit den Kondomen, die Ihr Euch angesehen habt, als Ihr zum ersten Mal in der Apotheke wart«, sagte Scanlon, und sein Mundwinkel kräuselte sich. »Ich konnte sehen, worum es sich handelte - und so sehr mir der gute Jack inzwischen ans
Herz gewachsen war, hielt ich es doch für besser, sie zu behalten, bis ich die richtige Autorität gefunden hatte, der ich sie überreichen konnte. So wie Euch zum Beispiel, Sir.«
    »Nur, dass Ihr es nicht getan habt.«
    Der Apotheker reckte sich, bis seine langen Arme beinahe die niedrige Decke berührten, dann setzte er sich wieder bequem auf dem Hocker zurecht.
    »Tja, nein. Einerseits war ich Euch ja noch gar nicht begegnet, Sir. Und dann könnte man sagen, dass sich die Ereignisse überstürzt haben. Vor allem musste ich Tim O’Connell und seinen üblen Scherzen Einhalt gebieten. Denn er hatte ja gesagt, dass er zurückkommen würde - und egal was er sonst gewesen sein mag, er war doch ein Mann, der sein Wort hielt.«
    Scanlon hatte sich prompt darangemacht, mehrere Freunde und Verwandte zusammenzutrommeln, allesamt Soldaten oder ehemalige Soldaten - »Und ich bin mir sicher, dass Euer Gnaden mir verzeihen werden, wenn ich ihre Namen nicht erwähne«, sagte Scanlon mit einer kleinen, ironischen Verneigung in Greys Richtung -, die sich in der Apotheke, oben in Francines Zimmer oder in Scanlons großer Vorratskammer auf die Lauer gelegt hatten.
    Und natürlich war O’Connell noch am selben Abend kurz nach Anbruch der Dunkelheit zurückgekehrt.
    »Er hatte einen Schlüssel. Er schließt also die Tür auf und kommt mucksmäuschenstill in den Laden geschlichen, hebt die Form auf - und stellt fest, dass sie leer ist.«
    Der Sergeant war herumgefahren und hatte sich Scanlon gegenübergesehen, der hinter der Theke stand und ihn beobachtete, ein sardonisches Lächeln im Gesicht.

    »Sein Gesicht ist angelaufen wie eine rote Rübe«, sagte der Apotheker. »Ich konnte es im Lampenschein sehen, der durch den Vorhang an der Treppe kam. Und seine Augen haben sich zu Schlitzen zugekniffen wie die einer Katze. ›Diese Hure‹, hat er gesagt. ›Sie hat es Euch gesagt. Wo sind sie?‹«
    O’Connell war mit geballten Fäusten auf Scanlon zugestürzt, um sich einer Horde wütender Iren gegenüber zu sehen, die die Treppe herunterkamen oder aus der Vorratskammer hasteten und sich in aller gebotenen Eile über die Theke schwangen.
    »Also haben wir ihm zu spüren gegeben, was er der armen Francie angetan hatte«, sagte der Apotheker mit verhärtetem Gesicht. »Und wir haben uns damit Zeit gelassen.«
    Und die Nachbarn zu beiden Seiten des Hauses hatten ohne eine Miene zu verziehen geschworen, sie hätten in jener Nacht kein Geräusch gehört, erinnerte sich Grey zynisch. Tim O’Connell war kein beliebter Mensch gewesen.
    Nachdem er tot war, lag es auf der Hand, dass O’Connell nicht auf Scanlons Grund und Boden gefunden werden durfte. Daher hatte die Leiche zunächst einige Stunden hinter der Theke gelegen, bis es in den frühen Morgenstunden auf den Straßen ruhig geworden war. Die Männer hatten die Leiche in ein Laken gewickelt, sie lautlos durch die kalte Schwärze der Seitengassen getragen und sie vom Puddle Dock geworfen - »wie Abfall, und das war er ja auch, Sir« -, nachdem sie sie zunächst der Uniform beraubt hatten, auf die O’Connell als Verräter kein Anrecht hatte. Sie war schließlich gutes Geld wert.

    Am nächsten Tag war Jack Byrd zurückgekehrt und hatte seinen Arbeitgeber, Mr. Trevelyan, mitgebracht.
    »Und der Ehrenwerte Mr. Trevelyan hatte einen Brief dabei, in dem Lord Melton, der Oberst Eures Regimentes, Sir - hat er nicht gesagt, dieser sei Euer Bruder? -, ihn um seine Hilfe dabei bat

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