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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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herauszufinden, was O’Connell im Schilde führte. Er hat mir erklärt, Lord Melton selbst sei nicht in London, doch Mr. Trevelyan wusste eindeutig alles über die Angelegenheit, und daher war es logisch, ihm die Papiere auszuhändigen, damit sie an die zuständige Person weitergereicht werden konnten.«
    »Und Ihr seid darauf hereingefallen, nicht wahr?«, erkundigte sich Grey trocken. »Nun, es spielt keine Rolle. Er hat schon Klügere als Euch zum Narren gehalten.«
    »Euch zum Beispiel, nicht wahr, Sir?« Scanlon zog beide Augenbrauen hoch und lächelte, wobei seine weißen Zähne aufblitzten.
    »Ich hatte eigentlich an meinen Bruder gedacht«, sagte Grey mit einer Grimasse und hob seinen Becher. »Aber mich gewiss auch.«
    »Er hat Euch die Papiere doch zurückgegeben?« Scanlon runzelte die Stirn. »Er hat gesagt, dass er das wollte.«
    »Das hat er, ja.« Grey legte die Hand auf seine Rocktasche, in der die Papiere ruhten. »Aber da die Papiere zurzeit mit mir unterwegs nach Indien sind, gibt es keine Möglichkeit, die ›zuständigen Autoritäten‹ davon zu unterrichten. Es ist daher genau so, als seien die Papiere niemals aufgetaucht.«
    »Doch sicher besser niemals aufgetaucht als den Franzmännern in die Hände gefallen, oder?« Zweifel begann in Scanlons Augen aufzuflackern.

    »Das kann man nicht sagen.« Grey erklärte die Lage kurz, während Scanlon stirnrunzelnd mit einem verschütteten Biertropfen Muster auf den Tisch malte.
    »Ah, ich verstehe«, sagte er und verstummte. »Vielleicht«, sagte der Apotheker kurz darauf, »sollte ich mit ihm sprechen.«
    »Habt Ihr den Eindruck, dass er darauf eingehen würde, wenn Ihr das tut?« Greys Frage war genauso von ungläubigem Hohn wie von Neugier erfüllt, doch Finbar Scanlon lächelte nur und reckte sich erneut, sodass sich die Muskeln seiner Unterarme unter der Haut fest ballten.
    »Oh ja, den habe ich, Sir. Mr. Trevelyan hat die Güte besessen zu sagen, dass er sich als in meiner Schuld stehend betrachtet - und so ist es wohl auch.«
    »Dass Ihr mitgekommen seid, um seine Frau zu pflegen? Ja, da hat er wohl Grund zur Dankbarkeit.«
    Doch der Apotheker schüttelte den Kopf.
    »Nun, das mag so sein, Sir, doch das ist eher reine Geschäftssache. Wir haben eine Übereinkunft getroffen, dass er für Francies sichere Überfahrt nach Irland sorgen würde, ihr und dem Kind bis zu meiner Rückkehr genug Geld zur Verfügung stellen und mich für meine Dienste bezahlen würde. Und dass ich, sollten meine Dienste nicht länger benötigt werden, im nächsten Hafen an Land gesetzt werde und für meine Rückfahrt nach Irland gesorgt ist.«
    »Ja? Nun, dann -«
    »Ich meinte das Heilmittel, Sir.«
    Grey sah ihn verwundert an.
    »Heilmittel? Was, für die Syphilis?«

    »Aye, Sir. Die Malaria.«
    »Was in aller Welt meint Ihr damit, Scanlon?«
    Der Apotheker hob seinen Becher und trank einige Schlucke Bier, dann stellte er ihn wieder hin und atmete zufrieden aus.
    »Das ist etwas, was ich von dem Chirurgen gelernt habe - dem Mann, der mir das Leben gerettet hat. Er hat es mir erzählt, als ich im Krankenbett lag, und ich habe ein paarmal gesehen, wie er es mit Erfolg angewendet hat, in der Armee.«
    »Was gesehen, in Gottes Namen?«
    »Die Malaria. Wenn ein Mann, der an der Syphilis litt, sich die Malaria einfing und sich wieder von dem Fieber erholte - falls er sich erholte -, dann war auch die Syph geheilt.«
    Scanlon nickte ihm zu und hob erneut seinen Becher, als hätte er ihm gerade ein Amtsgeheimnis anvertraut.
    »Es funktioniert, Sir. Zwar ist es möglich, dass das Tertianfieber dann und wann zurückkehrt, doch die Syphilis tut es nicht. Das Fieber brennt die Syph aus dem Blut, versteht Ihr?«
    »Heiliger Himmel«, sagte Grey, dem plötzlich ein Licht aufging. »Ihr habt diese Frau mit der Malaria infiziert?«
    »Aye, Sir. Und habe heute Morgen das Gleiche für Mr. Trevelyan getan, mit Blut, das wir einem sterbenden Matrosen an den Ostindiendocks abgenommen haben. Mr. Trevelyan fand es sehr passend, dass es einer seiner eigenen Männer war, der ihm das Mittel zu seiner Erlösung lieferte.«
    »Das passt zu ihm!«, sagte Grey beißend. Das war es also. Als er die skarifizierte Haut an Trevelyans Arm gesehen
hatte, hatte er gedacht, Scanlon hätte den Mann nur zur Ader gelassen, um seiner Gesundheit zu dienen. Er hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt -
    »Dann ist Blut also das Transportmittel? Ich hatte gedacht, das Fieber würde übertragen, wenn man faulige

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