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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht geheiratet. Warum nicht?«
    Warum nicht, in der Tat. Er holte tief Luft.
    »Es war nicht möglich. Der Tod hat es verhindert.«
    Ein Schatten fiel auf ihr Gesicht, und ihre vollen Lippen zitterten vor Mitgefühl.
    »Oh«, murmelte sie und sah auf ihren leeren Teller hinunter. »Das ist furchtbar traurig, Johnny. Es tut mir so Leid.«
    Er zuckte schwach lächelnd mit den Achseln, um sich für ihr Mitgefühl zu bedanken, ohne sie jedoch zu weiteren Fragen zu ermuntern.
    »Irgendwelche interessanten Briefe?«, fragte er und wies mit dem Kinn auf den kleinen Papierstapel neben ihrem Teller.
    »Oh! Ja, das hätte ich fast vergessen - hier sind deine.« Sie blätterte den Stapel durch, beförderte zwei an ihn adressierte Schriftstücke ans Tageslicht und reichte sie ihm hinüber.

    Die erste Note, die von Magruder stammte, war kurz, aber fesselnd. Sergeant O’Connells Uniform - oder zumindest der Rock - war gefunden worden. Der Händler, in dessen Laden man sie entdeckt hatte, sagte, ein irischer Soldat, der ebenfalls eine Uniform trug, habe ihn gebracht.
    »Ich habe mich persönlich zu ihm begeben, um ihn zu befragen«, schrieb Magruder, »aber der Mann konnte nicht mit Sicherheit sagen, welchen Rang dieser Ire bekleidet hatte oder welchem Regiment er angehörte - und ich wollte keinen Druck auf ihn ausüben, weil ich Angst hatte, dass seine Erinnerung den Mann in einen walisischen Korporal oder einen Grenadier aus Cornwall verwandeln würde. Er hat geglaubt, der Mann verkaufe einen seiner eigenen Röcke, was auch immer von dieser Beobachtung zu halten ist.«
    Obwohl er ungeduldig nach weiteren Details gierte, sah sich Grey gezwungen, Magruders instinktive Vernunft und Umsicht anzuerkennen. Übertrieb man es beim Befragen eines Zeugen, erzählte einem dieser, was er glaubte, das man hören wollte. Es war viel besser, wiederholt wenig zu fragen als den Zeugen beim Verhör zu bombardieren - doch die Zeit war knapp.
    Dennoch, Magruder hatte alles herausbekommen, was sich mit Sicherheit sagen ließ. Natürlich war der Rock von sämtlichen Knöpfen und Abzeichen befreit gewesen, doch man konnte noch sehen, dass er einem Sergeant des 47sten gehört hatte. Zwar schrieb die Regierung gewisse Spezifikationen für die Armeebekleidung vor, doch wenn ein Privatier sein eigenes Regiment aufstellte und finanzierte, besaß er das Privileg, die Uniformen für besagtes Regiment zu entwerfen. Im Fall des 47sten war es Hals
Frau, die die Muster der Offiziersröcke beigesteuert hatte. Diese hatten einen schmalen Lederstreifen an der Außenseite des Ärmels, der mithalf, die Blicke auf sich zu ziehen, wenn ein Arm zum Kommando geschwenkt wurde. Der Rock eines Sergeants war zwar aus weniger gutem Material und weniger elegant geschnitten, doch auch er trug diesen Streifen.
    Grey nahm sich vor, dafür zu sorgen, dass jemand die anderen Sergeanten des Regiments überprüfte, um sicher zu gehen, dass keiner von ihnen einen alten Rock verkauft hatte - jedoch nur um der Gründlichkeit willen. Magruder hatte den Rock nicht nur beschrieben und eine grobe Zeichnung des Kleidungsstücks beigefügt, sondern auch angemerkt, dass das Futter des Rocks an der einen Seite abgelöst war und die Stiche anscheinend aufgeschnitten, nicht aufgerissen waren.
    Nun, das erklärte, wo O’Connell seine Beute aufbewahrt hatte, wenn auch nicht, wo sie sich jetzt befand. Grey biss in seinen kalten Toast und griff nach dem zweiten Brief, der Harry Quarrys kühne, schwarze Krakelschrift trug. Diese Note war noch kürzer.
    »Treffpunkt St.-Martin-in-the-Fields, morgen sieben Uhr«, stand dort, und die Signatur war nur ein großes, hastiges »Q«. »P.S. Zieht eine alte Uniform an.«
    Er hatte den Blick immer noch stirnrunzelnd auf diese knappe Mitteilung gerichtet, als Tom Byrd seinen Kopf entschuldigend ins Zimmer steckte.
    »Mylord? Verzeiht, Sir, aber Ihr habt doch gesagt, falls ein kräftiger Schotte kommt …«
    Grey war bereits aufgestanden und ließ Olivia mit offenem Mund zurück.

    Rab, der Sänftenträger, war groß und kräftig und hatte ein dummes, düsteres Gesicht, das sich auf Greys Begrüßung hin mühsam zu einer mürrischen Miene erhellte.
    »Agnes hat gesagt, Ihr würdet für eine Auskunft bezahlen«, brummte er, ohne den Blick so recht von dem bronzenen Planetarium abwenden zu können, das auf dem Tisch am Fenster der Bibliothek stand und auf dessen eleganten Armen und kreisenden Kugeln sich die Morgensonne fing.
    »So ist es«, sagte Grey prompt,

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