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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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freigab, der mit Stoppelbart und Triefaugen dastand, den Rock über die Schulter gehängt. Sein Hemd war am Halsausschnitt offen und nur halb in die Hose gesteckt; das Halstuch fehlte. Quarry trug zwar seine Perücke, doch sie saß schief auf seinem Ohr.

    »Ich störe doch nicht, oder?«, sagte er und unterdrückte einen Rülpser.
    Grey ergriff hastig seinen Rock und stieg in seine Schuhe.
    »Nein, ganz und gar nicht. Komme schon.«
    Quarry kratzte sich die Rippen und schob dabei sein Hemd hoch, ohne es zu merken, sodass ein Stück seines behaarten Bierbauches sichtbar wurde. Er blinzelte vage in Nessies Richtung.
    »Und, hattet Ihr eine gute Nacht, Grey? An der ist aber nicht viel dran, oder?«
    Lord John presste zwei Finger in die Mitte seiner pulsierenden Stirn und setzte eine Miene auf, von der er hoffte, dass sie befriedigte Lüsternheit ausstrahlte.
    »Ah, nun ja, Ihr kennt doch das Sprichwort: Je dichter am Knochen, desto zarter das Fleisch.«
    »Wirklich?« Trotz seines heruntergekommenen Zustandes wurde Quarry ein wenig wacher und blickte an John vorbei in die Kammer. »Vielleicht probiere ich sie ja nächstes Mal aus. Wie heißt du denn, Süße?«
    Grey wandte sich halb um und sah, wie sich Nessies Augen weiteten, als sie Quarry mit blutunterlaufenen Augen und geiler Miene dastehen sah. Ihr Mund verzog sich angewidert; für eine Hure hatte sie wirklich keinen Takt. Er legte eine Hand auf Quarrys Arm, um ihn abzulenken.
    »Glaube nicht, dass sie Euch gefallen würde, alter Knabe«, sagte er. »Sie ist aus Schottland.«
    Quarrys momentanes Interesse verschwand wie eine ausgeblasene Kerzenflamme.
    »Oh, Schottland«, sagte er und rülpste leise. »Himmel,
nein. Beim Klang dieser Barbarenzunge würde mein Ding auf der Stelle einschrumpfen. Nein, nein. Gebt mir ein schönes, fettes, englisches Mädchen mit einem prächtigen runden Hintern und gut im Futter, etwas, woran man sich festhalten kann.« Er zielte mit einem jovialen Schlag nach dem Hinterteil einer vorbeigehenden Magd, die diesen Anforderungen eindeutig entsprach, doch sie wich ihm geschickt aus, und er stolperte und vermied einen peinlichen Sturz nur dadurch, dass er sich an Grey festhielt. Dieser wiederum griff mit beiden Händen nach dem Türknauf, um nicht umgeworfen zu werden. Er hörte ein Kichern von Nessie und richtete sich auf, um seine Kleider zu ordnen, soweit es möglich war.
    Nach diesem alles andere als würdevollen Aufbruch fanden sie sich in einer Droschke wieder, welche die Meacham Street auf eine Weise entlangratterte, die höchst ungesund für den Zustand von Greys Kopf war.
    »Und, irgendetwas Nützliches herausgefunden?«, fragte Quarry und schloss ein Auge, um sich besser konzentrieren zu können, während er seinen Hosenlatz in Ordnung brachte, der aus irgendeinem Grund schief zugeknöpft war.
    »Ja«, sagte Grey und wandte den Blick ab. »Aber weiß Gott, was es bedeutet.«
    Er erklärte Quarry kurz die wenig schlüssigen Dinge, die er herausgefunden hatte, woraufhin ihn dieser anblinzelte wie eine Eule.
    »Ich weiß auch nicht, was das bedeutet«, sagte Quarry und kratzte sich die Halbglatze. »Aber Ihr könntet Eurem Freund, dem Konstabler, eine Nachricht zukommen lassen - ihn fragen, ob seine Männer vielleicht von einer
Frau in grünem Samt gehört haben. Wenn er - oder sie - etwas im Schilde führt…«
    Die Kutsche bog um eine Ecke und sandte einen durchdringenden Lichtstrahl durch Greys Augen mitten ins Zentrum seines Hirns. Er gab ein leises Stöhnen von sich. Was hatte Konstabler Magruder gemeint? Einbruch, Pferdediebstahl, Straßenräuberei …
    »Wunderbar«, sagte er. Er schloss die Augen und atmete tief durch, während er sich vorstellte, wie der Ehrenwerte Joseph Trevelyan wegen Brandstiftung oder Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen wurde. »Das mache ich.«

8
    Auftritt des Sänftenträgers
    Am Montag kam Grey spät zum Frühstück hinunter. Die Gräfin hatte das ihre längst beendet und das Speisezimmer verlassen, doch seine Cousine saß am Tisch; zwanglos in einen Morgenrock aus Musselin gekleidet, das Haar zu einem Zopf geflochten, der ihr über den Rücken hing, öffnete sie Briefe und knabberte dabei Toast.
    »Lange Nacht?«, sagte er und nickte ihr zu, während er sich auf seinen Stuhl gleiten ließ.
    »Ja.« Sie gähnte und bedeckte ihren Mund geziert mit ihrer kleinen Faust. »Ein Fest bei Lady Quinton. Und bei dir?«
    »Leider nicht annähernd so amüsant.« Nachdem er lange und herrlich

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