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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mochte.
    Stapleton war offenbar ein Angestellter in Bowles’ Diensten - welches namenlose Amt dieser auch innehaben mochte -, und Greys zweiter Gedanke nach dem Schreck, ihn hier zu sehen, war gewesen, dass Stapleton das »Lavender House« als Agent in Bowles’ Auftrag aufgesucht hatte.
    Doch Stapleton war über Greys plötzliches Auftauchen
zu Tode erschrocken gewesen; also musste er davon ausgehen, dass Bowles nichts über seine Natur wusste. Wozu sonst jene stumme Bitte?
    Stapleton hätte also Greys Anwesenheit im »Lavender House« niemals erwähnt; er konnte es gar nicht, ohne selbst in Verdacht zu geraten. Und dies wiederum bedeutete, dass er aus rein persönlichen Gründen dort gewesen war. Jetzt, da er einen Augenblick zum Nachdenken hatte, begriff Grey - mit der fundamentalen Erleichterung eines Menschen, der von der Falltür des Galgens zurücktritt -, dass sich Mr. Bowles nur insofern für seine eigene Handlungsweise interessierte, als sie mit der Affäre O’Connell zu tun hatte. Und da er einen derartig einsichtigen Grund für seine Anwesenheit im »Lavender House« liefern konnte…
    »Ich … V-Verzeihung, Sir?«, stotterte er, denn er begriff zu spät, dass Bowles etwas zu ihm gesagt hatte.
    »Ich habe gefragt, ob Ihr fest davon überzeugt seid, dass diese Iren eine verdächtige Rolle spielen, Major. Die Scanlons?«
    »Ich glaube, dass sie das tun«, erwiderte er vorsichtig. »Doch das ist nur mein Eindruck, Sir. Ich habe allerdings zu Oberst Quarry gesagt, dass es nützlich sein könnte, sie offiziell zu verhören - und nicht nur die Scanlons, sondern auch Miss Iphigenia Stokes und ihre Familie.«
    »Ah, Miss Stokes.« Die Hängebacken des Mannes zitterten schwach. »Nein, die Familie Stokes ist uns gut vertraut. Unbedeutende Schmuggler, bis zum letzten Mann, aber keinerlei politische Verbindungen. Und auch keinerlei Kontakt mit den… Personen im ›Lavender House‹.«
    Personen. Damit, so begriff Grey, war mit ziemlicher
Sicherheit Dickie Caswell gemeint. Da Bowles von O’Connells Anwesenheit im »Lavender House« wusste, musste ihm jemand davon erzählt haben. Daher lag der Schluss nahe, dass Caswell die »Quelle« war, von der die Informationen über O’Connell stammten - was wiederum darauf hindeutete, dass Caswell eine reguläre Informationsquelle für Mr. Bowles und sein dubioses »Amt« war. Das war äußerst Besorgnis erregend, doch er hatte jetzt keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.
    »Ihr habt gesagt, O’Connell ist freitags im ›Lavender House‹ gewesen«, sagte Grey, um das Gespräch wieder in den Griff zu bekommen. »Wisst Ihr, mit wem er dort gesprochen hat?«
    »Nein.« Bowles’ Lippen wurden so dünn, dass sie verschwanden. »Er ist zur Hintertür des Etablissements gegangen, und als man ihn nach seinem Begehren fragte, hat er erwidert, er sei auf der Suche nach einem Herrn namens Meyer, oder etwas in der Art. Der Bedienstete, der mit ihm gesprochen hat, bat ihn zu warten, und ging ins Haus, um nachzufragen; als er zurückkam, war O’Connell fort.«
    »Meyer?« Quarry beugte sich vor und mischte sich in das Gespräch ein. »Ein Deutscher? Ein Jude? Ich habe schon von einem Kerl dieses Namens gehört - ein fahrender Münzhändler. Arbeitet, glaube ich, in Frankreich. Eine sehr gute Verkleidung für einen Geheimagenten - wandert von einem reichen Haus zum nächsten, womit, einem großen Rucksack?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, Sir.« Dieses Eingeständnis schien Bowles etwas zu ärgern. »Eine solche Person ist nicht im ›Lavender House‹ gewesen, und auch
niemand dieses Namens. Unter den Umständen kommt mir das Ganze allerdings sehr verdächtig vor.«
    »Oh, sehr«, sagte Quarry mit einem sarkastischen Unterton. »Nun denn. Was schlagt Ihr vor?«
    Bowles warf Quarry einen kalten Blick zu.
    »Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass wir den Mann finden, dem O’Connell seine Geheimnisse verkaufen wollte, Sir. Es scheint klar zu sein, dass dies ein spontanes Verbrechen gewesen ist, keine gezielte Spionage - es konnte ja niemand wissen, dass die Listen unbeaufsichtigt und offen daliegen würden.«
    Quarry pflichtete ihm mit einem Grunzlaut bei und lehnte sich zurück, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Aye, und?«
    »Doch nachdem er den Wert der Informationen erkannt und die Dokumente an sich genommen hatte, sah sich der Dieb - nennt ihn der Bequemlichkeit halber O’Connell - vor die Notwendigkeit gestellt, einen Käufer dafür zu finden.«
    Bowles

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