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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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zog einige Bögen grobes Papier aus dem Stapel, der vor ihm lag, und breitete sie aus. Sie waren mit einer rundlichen Schrift bedeckt, die mit einem Stift niedergeschrieben und so gut lesbar war, dass Grey hier und dort ein auf dem Kopf stehendes Wort ausmachen konnte.
    »Dies sind die Berichte, die Jack Byrd für uns angefertigt hat«, sagte Bowles und legte die Bögen einen nach dem anderen auf den Tisch. »Er beschreibt jede von O’Connells Bewegungen und notiert die Beschreibung - und oft auch den Namen - jeder Person, die er im Gespräch mit dem Sergeant beobachtet hat. Agenten meines Amtes -«, Grey bemerkte, dass er nicht weiter darauf einging, welches
Amt, »- haben die meisten dieser Personen lokalisiert und identifiziert. Es sind mehrere darunter, die in der Tat lose Verbindungen ins Ausland haben - jedoch keiner, der in der Lage wäre, einen Kontrakt in dieser Größenordnung in die Wege zu leiten.«
    »O’Connell war auf der Suche nach einem Käufer«, fasste Grey zusammen. »Vielleicht hat ihm ja einer von diesen kleinen Fischen den Namen dieses Meyer genannt, nach dem er sich erkundigt hat.«
    Bowles neigte seinen runden Kopf ein paar Zentimeter in Greys Richtung.
    »Das hatte ich ebenfalls angenommen, Major«, sagte er höflich. »›Kleine Fische‹. Ein sehr pittoreskes und passendes Bild, wenn ich das sagen darf. Und es ist gut möglich, dass dieser Meyer der Hai in unserem Meer der Intrigen ist.«
    Aus dem Augenwinkel sah Grey, wie Harry Grimassen schnitt, und er hustete und wandte sich in die andere Richtung, um Bowles’ Blick auf sich zu lenken.
    »Eure … äh … Quelle - könnte er diese Person nicht finden, wenn es eine Verbindung zwischen ihr und dem ›Lavender House‹ gibt?«
    »Das will ich doch wohl meinen«, sagte Bowles, der jetzt wieder einen selbstzufriedenen Eindruck machte. »Meine Quelle leugnet jedoch, von einer solchen Person zu wissen - was mich zu der Annahme führt, dass O’Connell entweder in die Irre geführt worden ist oder dass dieser Meyer eine Art Decknamen benutzt. Kaum unwahrscheinlich, wenn man die… äh … Natur dieses Hauses bedenkt.«
    Die letzten Worte wurden mit einem solchen Unterton
ausgesprochen - irgendetwas zwischen Missbilligung und… Faszination? Schadenfreude? -, dass Grey ein kurzes Kribbeln verspürte und sich instinktiv über den Handrücken strich, als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen.
    Bowles griff jetzt in eine weitere Mappe. Das Papier, das er herauszog, war von sehr viel besserer Qualität; gutes Pergament, das mit dem Königlichen Siegel verschlossen war.
    »Dies, Mylord, ist ein Brief, der Euch ermächtigt, Nachforschungen in Sachen Timothy O’Connell anzustellen«, sagte Bowles und reichte Grey das Papier. »Er ist mit Absicht sehr vage formuliert, doch ich baue darauf, dass Ihr ihn sinnvoll nutzen werdet.«
    »Danke«, sagte Grey, der das Dokument mit den bösesten Vorahnungen entgegennahm. Er wusste noch nicht genau, warum, doch seine Instinkte warnten ihn, dass das rote Siegel Gefahr verkündete.
    »Nun, wollt Ihr etwa, dass Lord John dorthin zurückgeht und das Haus auf den Kopf stellt?«, fragte Quarry ungeduldig. »Wir haben einen zahmen Konstabler; sollen wir ihn bitten, die Juden in seinem Distrikt zusammenzutreiben und sie mit den Füßen ins Feuer zu halten, bis sie mit diesem Meyer herausrücken? Was in Gottes Namen sollen wir tun ?«
    Mr. Bowles mochte es nicht, wenn man ihn zur Eile trieb, das konnte Grey sehen. Seine Lippen wurden erneut dünn, doch bevor er etwas erwidern konnte, meldete sich Grey seinerseits zu Wort.
    »Sir - wenn ich etwas sagen dürfte? Ich habe da etwas - es ist natürlich möglich, dass es nichts ist -, doch es
scheint da eine merkwürdige Verbindung zu geben…« So gut er konnte, erklärte er das Auftauchen eines ungewöhnlichen, deutschen Weins im »Lavender House« und seine offensichtliche Verbindung mit Trevelyans mysteriöser Partnerin. Und Jack Byrd wiederum stand natürlich in Verbindung zu Trevelyan.
    »Daher frage ich mich, Sir, ob es möglich wäre herauszufinden, wer zu den Käufern dieses Weins gehört, und so eventuell die Fährte des geheimnisvollen Mr. Meyer aufzuspüren?«
    Die speckige Hautwulst, die Mr. Bowles als Stirn diente, durchlief krampfartige Bewegungen wie eine Schnecke, die heftig nachdenkt - doch dann entspannte sie sich.
    »Ja, ich glaube, dass dies eine lohnenswerte Spur ist«, räumte er ein. »Unterdessen, Oberst -«, er wandte sich im Befehlston an

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