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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Harry, »empfehle ich Euch, dass Ihr Euch Mr. Scanlon und seine Frau vornehmt und ihnen gegenüber die geeigneten Schritte einleitet.«
    »Daumenschrauben eingeschlossen?«, erkundigte sich Harry und stand auf. »Oder soll ich beim Einsatz der Knute die Grenze ziehen?«
    »Das überlasse ich Eurem unfehlbaren beruflichen Urteilsvermögen, Oberst«, sagte Bowles höflich. »Ich werde die weiteren Nachforschungen im ›Lavender House‹ übernehmen. Und Major Grey - ich halte es für das Beste, wenn Ihr Euch um Mr. Trevelyans mögliche Verwicklung in die Angelegenheit kümmert; Ihr scheint mir am ehesten in der Position zu sein, es diskret zu tun.«
    Was bedeutet , dachte Grey, dass jetzt in leuchtenden Großbuchstaben das Wort »Sündenbock« auf meiner
Stirn steht. Wenn die ganze Sache hochgeht, kann man sie getrost mir in die Schuhe schieben und mich für den Rest meines Lebens nach Schottland oder Kanada verschiffen, ohne dass der Gesellschaft ein Verlust entstünde.
    » Danke«, sagte Grey, der das Kompliment entgegennahm, als sei es eine tote Ratte. Harry prustete, und sie verabschiedeten sich.
    Doch bevor sie noch die Tür erreicht hatten, sprach Bowles erneut.
    »Lord John. Wenn Ihr einen gut gemeinten Rat annehmen würdet, Sir?« Grey drehte sich um. Die vagen, blauen Augen schienen auf eine Stelle oberhalb seiner linken Schulter konzentriert zu sein, und er musste sich zwingen, sich nicht umzudrehen und nachzusehen, ob tatsächlich jemand hinter ihm stand.
    »Natürlich, Mr. Bowles.«
    »Ich glaube, ich würde es Mr. Trevelyan nur ungern gestatten, mein angeheirateter Verwandter zu werden. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.«
    »Ich danke Euch für Eure freundliche Anteilnahme, Sir«, sagte Grey und verbeugte sich äußerst korrekt.
    Er folgte Harry die baufällige Treppe hinunter und über den lärmigen Hof auf die Straße, wo sie beide einen Moment stehen blieben und tief durchatmeten.
    »Knute?«, sagte Grey.
    »Auspeitschen auf Russisch«, erklärte Quarry und zupfte an seiner zerknitterten Halsbinde. »Mit einer Peitsche aus Nilpferdhaut. Habe ich einmal gesehen; es hat den armen Kerl mit drei Hieben bis auf die Knochen zerfetzt.«
    »Klingt sehr verlockend«, pflichtete Grey ihm bei
und verspürte einen unerwarteten Anflug von Seelenverwandtschaft mit seinem Halbbruder Edgar. »Ihr habt nicht zufällig eine Knute übrig, die Ihr mir leihen könntet, bevor ich Trevelyan besuche?«
    »Nein, aber es könnte sein, dass Maggie eine in ihrer Sammlung hat. Soll ich sie fragen?« Aus Bowles’ bedrückendem Loch befreit, kehrte Quarrys natürliche Fröhlichkeit zurück.
    Grey verneinte mit einer Handbewegung.
    »Macht Euch keine Mühe.« Er setzte sich neben Harry in Bewegung, und sie wandten sich die Straße hinunter zurück zum Fluss.
    »Wenn man den guten Mr. Bowles trocknen und ausstopfen würde, würde er eine exzellente Ergänzung dieser Sammlung abgeben. Wer ist er, wisst Ihr das?«
    »Weder Fisch noch Fleisch, also muss er wohl Geflügel sein«, sagte Quarry achselzuckend. »Darüber hinaus stellt man wohl besser keine Fragen.«
    Grey nickte zustimmend. Er fühlte sich wie ausgewrungen - und fürchterlich durstig.
    »Kann ich Euch im ›Beefsteak‹ ein Glas ausgeben, Harry?«
    »Macht ein Fass draus«, sagte Harry und schlug ihm die Hand auf den Rücken. »Und ich spendiere das Essen. Also los.«

13
    Barbier, Barbier, das Schwein rasier
    Die Weinhandlung Fraser & Cie war klein und dunkel, aber sauber - und die Luft im Inneren war Schwindel erregend mit dem Parfum von Trauben geschwängert.
    »Willkommen, Sir, Willkommen. Würdet Ihr die Freundlichkeit besitzen, mir Eure ehrliche Meinung über diesen Wein zu sagen?«
    Ein kleiner Mann, der mit Perücke und Rock bekleidet war, war aus dem Halbdunkel aufgetaucht und mit der Plötzlichkeit eines Gnoms, der aus der Erde schlüpft, neben ihm erschienen, um ihm einen Becher mit einer geringen Menge eines dunklen Weins anzubieten.
    »Was?« Verblüfft folgte Grey seinem Reflex und nahm den Becher entgegen.
    »Ein neuer Wein«, erklärte der kleine Mann und verbeugte sich. »Ich selbst finde ihn wunderbar - ganz wunderbar! Aber Geschmack ist eine solch individuelle Sache, findet Ihr das nicht?«
    »Ah … ja. Das ist wahr.« Grey hob den Becher vorsichtig an sein Gesicht. Ihm stieg ein Aroma von erstaunlicher Wärme und Würze so tief in die Nase, dass er sich
unwillkürlich mit an die Lippen gepresstem Becher wiederfand, um den flüchtigen

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