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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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seine Frau -
    »Das sagt der Butler. Wenn er nicht unterwegs ist, ist er
ein Feigling«, sagte von Namtzen voller Genugtuung und steckte sein Taschentuch ein. »Aber ich werde ihn aus seinem Versteck ziehen wie eine Rübe, und dann - was habt Ihr dann vor?«, erkundigte er sich.
    »Wahrscheinlich nichts«, sagte Grey. »Ich glaube, dass er tot ist. Ist das zufällig der fragliche Herr?« Er wies auf ein kleines Porträt in einem mit Perlen besetzten Rahmen auf einem Tisch am Fenster.
    »Ja, das sind Mayrhofer und seine Frau Maria. Sie sind Vetter und Cousine«, fügte er hinzu - unnötigerweise angesichts der großen Ähnlichkeit der beiden Gesichter auf dem Porträt.
    Beide hatten zwar die gleichen zarten Gesichtszüge mit einem langen Hals und rundem Kinn, doch Reinhardt hatte eine gebieterische Nase und eine aristokratische Miene. Maria dagegen war eine echte Schönheit, dachte Grey; natürlich trug sie auf dem Porträt eine Perücke, hatte aber den gleichen warmen Hautton und die gleichen braunen Augen wie ihr Mann, daher war ihr Haar wahrscheinlich ebenfalls dunkel.
    »Reinhardt ist tot?«, fragte von Namtzen interessiert und blickte auf das Porträt. »Wie ist er denn gestorben?«
    »Erschossen«, erwiderte Grey kurz. »Sehr wahrscheinlich von dem Herrn, der mich vergiftet hat.«
    »Was für ein äußerst umtriebiger Knabe.« An diesem Punkt wurde von Namtzens Aufmerksamkeit durch das Eintreten eines Dienstmädchens abgelenkt, dessen Gesicht vor Aufregung weiß war und das ein Schüsselchen mit dem erbetenen Eiklar trug. Sie sah von einem Mann zum anderen, dann hielt sie von Namtzen zaghaft das Schüsselchen hin.

    »Danke«, sagte er. Er reichte Grey das Schüsselchen und machte sich sogleich daran, die Magd auszufragen, und beugte sich so dicht zu ihr hinüber, dass sie sich an die nächstliegende Wand presste, sprachlos vor Schreck und nicht zu mehr imstande, als durch Kopfschütteln Ja und Nein zu signalisieren.
    Da er den Einzelheiten dieser einseitigen Unterhaltung nicht folgen konnte, wandte sich Grey ab und betrachtete angewidert den Inhalt seines Schüsselchens. Das Geräusch von Schritten und erregten Stimmen im Flur ließ darauf schließen, dass der Butler in der Tat wie befohlen den Haushalt versammelte. Er stellte die Schüssel hinter einer Alabastervase auf dem Tisch ab und trat in den Korridor hinaus, wo er eine kleine Anzahl von Hausbediensteten antraf, die aufgeregt auf Deutsch durcheinander plapperten.
    Bei seinem Anblick hielten sie abrupt inne und starrten ihn mit einer Mischung aus Neugier und Argwohn an, zu der sich in einigen Gesichtern schlichte Angst zu gesellen schien.
    »Guten Tag«, sagte er und lächelte freundlich. »Ist jemand von Euch Engländer?«
    Es wanderten Blicke hin und her, die sich auf zwei junge Zimmermädchen zu konzentrieren schienen. Er lächelte ihnen beruhigend zu und winkte sie zur Seite. Sie sahen ihn mit weit aufgerissenen Augen an wie zwei Rehe, die sich einem Jäger gegenübersehen, doch ein Blick auf von Namtzen, der hinter ihm aus dem Morgenzimmer trat, überzeugte sie rasch davon, dass Lord John das geringere Übel war, und sie folgten ihm dicht auf den Fersen wieder in das Zimmer, sodass von Namtzen sich mit der Versammlung in der Eingangshalle befassen konnte.

    Ihre Namen, so gaben die Mädchen stotternd und errötend zu, waren Annie und Tab. Sie stammten beide aus Cheapside, waren Busenfreundinnen und standen seit drei Monaten in Herrn Mayrhofers Diensten.
    »Wenn ich es richtig verstehe, ist Herr Mayrhofer heute nicht zu Hause«, sagte Grey immer noch lächelnd. »Wann ist er ausgegangen?«
    Die Mädchen sahen einander verwirrt an.
    »Gestern?«, meinte Grey. »Heute Morgen?«
    »Oh, nein, Sir«, sagte Annie. Sie schien die Beherztere der beiden zu sein, wenn sie sich auch nicht dazu durchringen konnte, ihm länger als den Bruchteil einer Sekunde in die Augen zu sehen. »Der Herr ist seit Dienstag f-fort.«
    Und Magruders Leute hatten die Leiche am Mittwoch Morgen gefunden.
    »Ah, ich verstehe. Wisst Ihr, wohin er gegangen ist?«
    Natürlich wussten sie das nicht. Allerdings sagten sie - nachdem sie eine Weile von einem Fuß auf den anderen gestiegen waren und einander widersprochen hatten -, dass Herr Mayrhofer oft kurze Reisen unternahm und zwei oder dreimal im Monat mehrere Tage lang nicht zu Hause war.
    »Aha«, sagte Grey. »Und was bitte macht Herr Mayrhofer geschäftlich?«
    Verblüffte Blicke, gefolgt von Achselzucken. Herr Mayrhofer hatte

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