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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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eindeutig Geld; woher es kam, ging sie nichts an. Grey spürte einen zunehmenden Metallgeschmack am hinteren Ende seiner Zunge und schluckte, um ihn hinunterzuzwingen.
    »Nun denn. Als er diesmal das Haus verlassen hat, ist er morgens aufgebrochen? Oder später am Tag?«

    Die Mädchen runzelten die Stirn und konferierten murmelnd miteinander, bevor sie zu dem Schluss kamen, dass keine von ihnen gesehen hatte, wie Herr Reinhardt das Haus verlassen hatte, und nein, sie hatten nicht gehört, wie die Kutsche vorfuhr, aber -
    »So muss es gewesen sein, Annie«, sagte Tab, die sich jetzt so sehr ereiferte, dass sie einen Teil ihrer Angst verlor. »Denn er war am Nachmittag schließlich nicht in seinem Schlafzimmer, nicht wahr? Herr Reinhardt macht gern einen Mittagsschlaf«, erklärte sie an Grey gewandt. »Ich schlage gleich nach dem Mittagessen das Bett auf und habe es auch an diesem Tag getan - doch es war nicht benutzt, als ich nach dem Tee hinaufgegangen bin. Also muss er doch am Morgen aufgebrochen sein, oder?«
    So ging die Befragung noch eine Weile weiter, doch Grey konnte ihnen nur wenige hilfreiche Aussagen entlocken, von denen die meisten verneinender Natur waren.
    Nein, sie glaubten nicht, dass ihre Herrin ein grünes Samtkleid besaß, obwohl es natürlich möglich war, dass sie eins hatte anfertigen lassen; das würde ihre Leibdienerin wissen. Nein, die Herrin war heute wirklich nicht zu Hause, zumindest glaubten sie das. Nein, sie wussten nicht mit Gewissheit, wann sie das Haus verlassen hatte - aber ja, gestern war sie hier gewesen, und letzte Nacht, ja. War sie letzten Dienstag zu Hause gewesen? Sie glaubten schon, konnten sich aber nicht genau erinnern.
    »Ist hier je ein Herr namens Joseph Trevelyan zu Besuch gewesen?«, fragte er. Die Mädchen wechselten achselzuckende Blicke und sahen ihn dann verblüfft an. Woher sollten sie das wissen? Ihr Arbeitsfeld war oben; sie
bekamen nur selten Besucher zu Gesicht, es sei denn, diese blieben über Nacht.
    »Eure Herrin - Ihr sagt, sie ist letzte Nacht zu Hause gewesen. Wann habt Ihr sie zum letzten Mal gesehen?«
    Die Mädchen runzelten gleichzeitig die Stirn. Annie sah Tab an; Tab erwiderte ihren Blick mit einer Miene der Verwunderung. Beide zuckten mit den Achseln.
    »Nun … ich weiß es nicht genau, Mylord«, sagte Annie. »Sie ist in letzter Zeit schlecht zurecht gewesen, die Herrin. Sie ist den ganzen Tag in ihrem Zimmer geblieben und hat sich Tabletts bringen lassen. Ich gehe natürlich regelmäßig in ihr Zimmer, um die Bettwäsche zu wechseln, aber sie war dann immer in ihrem Boudoir oder in der Kammer mit dem Nachttopf. Ich glaube, das letzte Mal, dass ich sie selbst gesehen habe, war … Montag?« Sie sah Tab mit hochgezogenen Augenbrauen an, und diese zuckte mit den Achseln.
    »Schlecht zurecht«, wiederholte Grey. »Sie ist krank gewesen?«
    »Ja, Sir«, sagte Tab, glücklich, eine konkrete Auskunft erteilen zu können. »Der Arzt ist hier gewesen und so weiter.«
    Er fragte weiter nach, jedoch ohne Erfolg. Keine von ihnen, so schien es, hatte den Arzt selbst gesehen oder irgendetwas über die Krankheit ihrer Herrin gehört; sie hatten nur durch die Köchin davon reden gehört… oder war es Ilse gewesen, die Kammerzofe der Herrin?
    Grey ließ das Thema fallen, doch die Erwähnung von Gerede brachte ihn darauf, sich weiter nach ihrem Herrn zu erkundigen.
    »Natürlich könnt Ihr das nicht aus persönlicher Erfahrung
wissen«, sagte er und veränderte den Ausdruck seines Lächelns zu entschuldigender Höflichkeit, »aber eventuell hat der Kammerdiener von Herrn Mayrhofer ja einmal etwas erwähnt … ich frage mich, ob Euer Herr vielleicht irgendwelche besonderen Stellen oder Merkmale hat? An seinem Körper, meine ich.«
    Die Gesichter beider Mädchen verloren jeden Ausdruck und liefen dann so schnell rot an, dass sie sich innerhalb von Sekunden in ein Paar zum Bersten reifer Tomaten verwandelten. Sie wechselten kurze Blicke, und Annie gab ein schrilles Quietschen von sich, das ein unterdrücktes Kichern hätte sein können.
    Er brauchte an dieser Stelle kaum noch eine Bestätigung, doch nachdem sie eine Reihe von Beinahe-Schreien unterdrückt und sich die Hände vor den Mund gehalten hatten, rückten die Mädchen schließlich damit heraus, dass Waldemar, der Kammerdiener, der Kammerzofe Hilde erklärt hatte , warum er so viel Rasierseife benötigte …
    Er entließ die Mädchen, die kichernd aus dem Zimmer gingen, und ließ sich für einen

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