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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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wirst, wenn du wiedergeboren wirst. Dein nächstes Leben wird sich hier drin abspielen. Und deins, Ana, falls du reinkarniert wirst.«
    Ich sog scharf die Luft ein. Siebzig oder mehr Jahre in diesem Raum, wo mich Gitterstäbe von der Welt trennten? Es würde vielleicht nicht mein Schicksal sein, wenn ich einfach verschwand, wenn ich starb, aber es würde definitiv Sams Schicksal sein, wenn er mit mir ging.
    »Es ist mir egal.« Sam griff erneut nach meiner Hand, und als unsere Fingerspitzen sich berührten, sagte er: »Das wird es wert sein.«

    Meine Schulter war gegen die Gitterstäbe gepresst und schmerzte. »Ich weiß nicht, wie ich dich herausholen soll.« Vielleicht hätte ich meine Meinung ändern sollen, da ich jetzt den Preis kannte, doch ich konnte nicht hierbleiben, und ich konnte außerhalb des Reichs nicht allein überleben.
    Nicht nur das. Bei dem Gedanken an die Art, wie er mich geküsst hatte, wurde mir warm. Ich hatte ihn immer gebraucht, wegen der Musik und als Zuflucht und aus Gründen, nicht alles an meinem Leben zu hassen, und jetzt, weil er mir die Brust eng machte und tausend Dinge versprochen hatte. Er war Sam.
    »Nein.« Stef schüttelte den Kopf. »Ich werde das nicht zulassen. Sam, du bist klüger, als das zu tun. Ana, wenn dir wirklich etwas an ihm liegen würde, würdest du ihn nicht zu einem Leben der Gefangenschaft und der Kanalinstandhaltung verurteilen.«
    »Er ist fünftausend Jahre alt, Stef.« Ich nahm die Hände von den Gitterstäben, falls sie mir auf die Knöchel schlug, wie Li es getan hätte. »Lass ihn selbst entscheiden.«
    Sam grinste, aber der Anflug des Lächelns verschwand, als Stef sich zu ihm umdrehte. Seine Stimme wurde tiefer. »Wie Ana gesagt hat.«
    »Idiot.« Sie marschierte vom Fenster weg.
    Sam runzelte die Stirn und drehte sich wieder zu mir um. »Es tut mir leid, dass ich dir nichts von den Tagebüchern erzählt habe. Ich habe wirklich versucht, sie vor dir zu verstecken, aber nur, weil ich nicht wollte, dass du dir Sorgen machst.«
    »Das ist mir nicht mehr wichtig. Ich denke, ich verstehe es.« Ein schneller Blick über die Schulter zeigte, dass mich noch niemand gefunden hatte, doch es war nur eine Frage der Zeit. Meine Knie schmerzten, und meine Brust juckte, weil ich mich gegen den weißen Stein drückte. »Wie komme ich vom Rathaus zum Gefängnis? Oder gibt es eine andere Tür?«
    »Li hat versucht, dich zu töten.« Sein Gesichtsausdruck war ernst. »Ich habe nach Beweisen gesucht, dass sie dich durch die Sylphen ermorden wollte. Menehem hat an etwas gearbeitet, das Sylphen vielleicht angreifen konnte, aber ich konnte sonst nichts darüber finden. Ich bin am Tag der Maskerade zu ihr gegangen, aber sie hatte jede Information, die sie besaß, versteckt. Sie und wer immer mit ihr zusammenarbeitet.«
    Wir hatten die ganze Zeit über die gleichen Nachforschungen angestellt. Er wollte beweisen, dass Li versuchte, mich umzubringen, und dabei Sylphen benutzte, damit sie nicht eingesperrt wurde. Und ich – ich war darüber gestolpert, obwohl ich die Bedrohung niemals so klar gesehen hatte wie er.
    »Ich weiß alles darüber.« Ich zog mich auf die Knie hoch und hielt mich an den Gitterstäben fest. »Es ist schon gut. Sag mir nur, wie ich dich hier rausholen kann.«
    Er warf mir ein hoffnungsvolles Lächeln zu. »Geh um das Gebäude herum …«
    Schritte. Er musste sie auch gehört haben, eine Spur lauter als der Wind, der um das Gebäude pfiff. Und bevor er mir befehlen konnte, mich zu verstecken, grollte erneut der Donner, und seine Augen wurden groß. Stef und Orrin – der nicht in meinem Sichtfeld war – fluchten laut.
    »Geh, Ana. Versteck dich irgendwo und komm nicht raus, bis es aufgehört hat zu donnern.« Als ich nicht sofort ging und verzweifelt versuchte, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren, rief er: »Lauf , Ana. Drachen.«
    Taumelnd erhob ich mich und stürzte irgendwohin davon. Meuric hatte gesagt, sie würden kommen. Die Geschichtsbücher sagten das Gleiche – manchmal Hunderte von Drachen. Also rannte ich, bis ich auf eine weiße Mauer mit einer Tür stieß. Zitternd drehte ich den Griff und warf einen Blick
über die Schulter – noch niemand da –, dann warf ich mich hinein in einen dunklen, stillen, erdrückenden Ort.
    Die Luft pulsierte.
    Ich wirbelte herum, mein Puls dröhnte mir in den Ohren. Nein, nicht mein Puls. Die Luft. Die Mauern. Weißes Licht schimmerte in einem gewaltigen Raum. Das hier war nicht das Rathaus. Es

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