Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
Vom Netzwerk:
zurückkommen konnte, aber als ich hinschaute, war mein Fäustling immer noch verschwunden. Wie dem auch sei, wenn man bedachte, wie die Tür sich in nichts aufgelöst hatte, vertraute ich auch nicht darauf, dass der Bogen dort bleiben würde, wo ich ihn zurückgelassen hatte.
    Der Drachendonner, der draußen lauter geworden war, existierte hier drinnen nicht. Die Mauern verschluckten den Lärm vollkommen, aber ich wünschte, ich hätte hören können, was vor sich ging. Ich stellte mir immer wieder vor, wie Sam in dem Gefängnis in der Falle saß, während Drachen durch Heart wüteten.

    Als sie das letzte Mal gekommen waren, waren sie direkt auf den Tempel losgegangen, in dem ich mich jetzt befand. Wenn ich nicht herauskam und die Drachen die Wand durchbrachen …
    Ich gab es auf, mich verstohlen zu bewegen, und warf mich durch den Bogen, stolperte und landete auf Händen und Knien.
    Eine Treppe.
    Weil es keine Schatten gab, hatte ich sie nicht gesehen. Meine Augen schmerzten von dem ganzen Weiß und von dem Versuch, etwas klar zu erkennen, wenn alles aussah, als sei es gleich weit entfernt.
    Mit mehr Vorsicht tastete ich mich voran, bis ich die Höhe und Tiefe der Stufen ermittelt hatte, die vor mir nach unten führten.
    Seltsam. Ich war gestolpert, als führte die Treppe nach oben. Wenn die Stufen hinabführten, dann müsste ich sie hinabgestürzt sein und hätte mir das Genick gebrochen. Trotzdem fühlten sie sich so an, als gingen sie nach unten. Ich ließ die Hände über den Stein gleiten und versuchte verzweifelt, den Herzschlag des Tempels zu ignorieren.
    Ich stand wieder auf, aber als ich versuchte, den Fuß hinabgleiten zu lassen, trafen meine Zehen auf Stein. Adrenalin machte mich immer noch benommen, doch ich zwang mich, mich hinzuhocken und alles noch mal abzutasten. Die Stufen gingen definitiv nach unten, als ich mit den Händen über den Stein fuhr, aber sobald ich versuchte hinunterzugehen, stieß ich dagegen, als führten sie nach oben.
    Verlogene Treppenstufen.
    Na schön. Ich ging nach oben, und meine Augen gaben den Versuch auf, sich an das allgegenwärtige Licht und das Fehlen von Schatten zu gewöhnen.

    Die Treppe schien endlos zu sein, und die widersprüchlichen Wahrnehmungen blieben verwirrend. Ich hatte das Gefühl aufzusteigen, aber jedes Mal, wenn ich auf meine Füße schaute, sah es so aus, als stiege ich hinunter. Meine Oberschenkel brannten vor Anstrengung. Es ging definitiv nach oben.
    Ich blieb zweimal stehen, um mich auszuruhen und durchzuatmen und um gegen das Gefühl von Mauern anzukämpfen, die gleichzeitig nah und fern waren. Wenn ich die Hände ausstreckte, war auf beiden Seiten von mir nichts. Es war schwer zu erkennen, wie breit die Stufen waren. Ich konnte mich hinhocken und ein Bein ganz ausstrecken, ohne dass der Boden irgendwo aufhörte, und das Gleiche auf der anderen Seite tun, aber ich hatte auch spüren können, dass die Treppen nach unten gingen, daher vertraute ich auf gar nichts.
    Ich hätte in dem großen Raum unten bleiben sollen. Oder oben. Ich hätte nicht gewusst, was ich dort tun sollte, aber zumindest wäre ich nicht so blind und verwirrt gewesen und hätte meine ganze Aufmerksamkeit auf irgendeinen Hinweis in diesem leeren Tempel gerichtet. Was, wenn ich für immer hier gefangen war? Allein?
    Es gab bestimmt einen Weg hinaus.
    Schließlich kam ich … irgendwo an. Der Boden wurde eben, und das Licht war auf einer Seite eines langen Raums dunkler, was es einfacher machte, etwas zu erkennen, aber leider meine Kopfschmerzen nicht linderte. Und obwohl ich es hätte wissen müssen, überprüfte ich die Treppe. Sie war verschwunden. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass irgendetwas dort blieb, wo ich es zurückließ.
    Fünfzehn dunkle Torbogen führten aus dem neuen Raum, der etwa die Größe von Sams Wohnzimmer hatte und an dessen gegenüberliegendem Ende Bücher auf dem Boden lagen.
Dunkle Ledereinbände, glänzend, als seien sie soeben erst gebunden worden. Ich wäre beinahe auf sie zugerannt – ein Zeichen von irgendetwas anderem als mir und einer großen Leere –, aber das Letzte, was ich wollte, war ein hässlicher Tod, weil ich keine Vorsicht hatte walten lassen.
    »Hallo?« Die Luft und die Wände erstickten mein Flüstern. Was, wenn noch andere hier in der Falle saßen, gefangen in dem weißen Nichts?
    Ich lauschte, doch da war nur die Abwesenheit von Geräusch.
    Ich biss mir auf die Lippe, bewegte mich Zoll für Zoll durch den Raum und

Weitere Kostenlose Bücher