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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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war der Tempel.
    Neue Panik durchfuhr mich, und ich schoss auf die Tür zu, um zu fliehen. Dann doch lieber Drachen.
    Aber die Tür war verschwunden.

KAPITEL 26
Unmögliches
    Ich hämmerte gegen die Mauer, bis meine Handflächen unerträglich schmerzten. Ich brüllte, bis meine Stimme ein Hagel von Glassplittern war, der meine Kehle zerriss. Ich trat auf die Mauer ein, bis Zehen und Füße taub wurden.
    Die Tür war weg. Wie sollte ich fliehen, wenn die Tür weg war?
    Meine Beine zitterten, während ich gegen den Zusammenbruch ankämpfte. Es hatte nie eine Tür in den Tempel gegeben, nicht bis vor zehn Minuten, und jetzt war sie wieder fort. Dies dürfte gar nicht möglich sein. Nicht nur die Tür, sondern dass ich diejenige war, die sie gefunden hatte. Ich, die nie hätte geboren werden dürfen. Ich, die Ciana hätte sein sollen.
    Das waren zu viele unmögliche Dinge.
    »Bleib ruhig«, flüsterte ich mir wieder und wieder zu und hoffte, dass es irgendwann funktionieren würde. »Atme.« Die Luft war schwer, als inhalierte ich trockenes Wasser. Mein Kopf schmerzte von dem Gewicht und dem Druck. Meine Gedanken überschlugen sich: Wie konnte ich entkommen, wie konnte ich freikommen?
    Ich löste mich von der Wand, aber die pulsierende Luft ließ meinen Kopf nicht aus ihrem Griff. Es war, als presste ich den ganzen Körper an die Stadtmauer. Es war mehr, als wenn man einfach nur in Heart war, und auch mehr, als wenn man sich in den Häusern mit den weißen Mauern oder im Rathaus befand.
    Aber es war ja auch der Tempel ohne Türen, das Zentrum von Heart. An klaren Tagen wanderte der Schatten des Tempels über die Stadt wie eine Sonnenuhr. Vor Tausenden von Jahren hatten sie mithilfe des Tempels die Uhrzeit abgelesen.
    Ich hasste den Tempel. Ich hatte ihn instinktiv gehasst, als ich ihn das erste Mal gesehen und das Gefühl gehabt hatte, dass er mich beobachtete , und dann, als ich den Puls durch die Stadtmauer spürte. Fels sollte keinen Herzschlag haben.
    Da war kein Geräusch, nicht einmal ein Klingeln in meinen Ohren, wie ich es oft hatte, wenn es ruhig war. Ich hasste diese Stille und das Pulsieren und das Gewicht, die Abwesenheit von Temperatur. Nicht kalt oder heiß, aber auch nicht ganz richtig. Es fühlte sich einfach … wie gar nichts an.
    Ich hockte mich vor die Wand, kniff die Augen fest zusammen und wartete darauf, dass etwas geschah. Dass die Tür wie durch Zauberhand wieder erschien. Ich wollte nicht schreien – auch wenn ich das bereits getan hatte – und riskieren, dass etwas kam, um mich zu fressen. Oder schlimmer noch, riskieren, dass die marmordicke Luft meine Stimme zerquetschte, bevor ich ein Wort herausbrachte.
    Die weit entfernten weißen Wände des Raumes schimmerten in derselben unheimlichen Art wie die Außenwände, doch sie waren völlig schmucklos. Es gab keine Bilder, keine Gefäße oder Statuen. Es gab keine Schatten, kaum eine Tiefe dank des allgegenwärtigen Lichtes.
    Es gab nur mich.
    Sam hatte nicht viel über den Tempel gesagt. Dass er leer war, ja, und dass Worte auf der Außenseite geschrieben standen, die Deborl entziffert hatte. Sie sprachen von einer Wesenheit namens Janan, die jedem eine Seele und eine Ewigkeit an Leben gegeben hatte, die vielleicht sogar Heart gebaut hatte, um sie vor Drachen und Sylphen und dergleichen zu beschützen. Sie
sollten Janan anbeten, obwohl sie nicht wussten, wie, und er erschien nie, um das zu fordern, was sie ihm schuldeten.
    »Janan?« Ich ließ einen Fäustling dort liegen, wo die Tür gewesen war, dann legte ich die Hand über Sams Messer, während ich mich an der Wand entlangschob, sorgfältig darauf bedacht, den Stein nicht mehr zu berühren als notwendig.
    Nach zehn Schritten schaute ich zu meinem Fäustling zurück, um mich zu beruhigen – nicht, dass es eine Rolle spielte, falls die Tür nie wieder erschien –, aber der Fäustling war plötzlich auch weg.
    Mist. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass ich entkommen sollte, würde mir ein Handschuh fehlen.
    Ich konzentrierte mich darauf, damit ich nicht darüber nachdachte, wo der Fäustling geblieben sein mochte. Was ihn genommen haben mochte. Ebenso wenig wollte ich an Sam denken oder an Drachen oder daran, was geschehen würde, wenn er getötet wurde.
    Vor mir erschien ein Bogen, beinahe unsichtbar vor den weißen Mauern und dem gleichmäßigen Licht.
    Wenn ich gedacht hätte, dass es funktionieren könnte, hätte ich versucht, eine Spur zu legen, damit ich auf diesem Weg

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