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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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wird wissen, dass ich bei dir bin, und etwas Schreckliches tun. Wir werden beide nicht sicher sein.« Adrenalin durchströmte mich und ließ mich zittern. »Ich bin bereit, die Schmerzen zu ertragen. Aber geh nicht dorthin.«
    »Ich werde dich nicht leiden lassen.« Er schloss den SAK wieder an meine Ohrhörer an, und eine Sinfonie für zwölf Musiker setzte erneut ein. »Vor Einbruch der Nacht bin ich zurück.«
    Und er hielt Wort. Mir war nicht klar, wie weit Lis Haus von seiner Hütte entfernt war – ich hatte diesen Ort bei meinen Streifzügen nie gefunden –, aber er kehrte lange vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Vielleicht war er gerannt. Ich war einfach glücklich, ihn wiederzusehen.
    »War sie schrecklich?«, fragte ich von meinem Platz im Sessel aus. Der SAK spielte mir gerade ein Klavierstück mit einem seltsamen, federnden Rhythmus vor.
    Er ließ die Vorratstasche mit einem Rasseln von Pillen und
dem dumpfen Geräusch von Glas auf die Theke fallen. »Sie war nicht da, aber die Tür war unverschlossen.«
    »Also hast du die Sachen einfach genommen?« Der Gedanke daran ließ mich lächeln.
    »Du brauchst sie.« Er blickte etwas bekümmert zum Kamin hinüber, obwohl wir doch Glück gehabt hatten. Li war nicht da. Sie würde mich nicht suchen kommen. Er hätte erleichtert sein sollen, aber er wirkte nur nachdenklich. »Ich frage mich, wo sie hingegangen ist.«
    »Vielleicht wollte sie gegen Drachen kämpfen, und sie haben sie aufgefressen.«
    Sam schüttelte nur den Kopf. »Aber ich habe auch gute Nachrichten.«
    Lis Abwesenheit war eine großartige Nachricht. Wenn das bei ihm nicht als gut zählte, was dann? Ich war wirklich sehr neugierig.
    Er zog ein großes Glas aus der Tasche, das mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war. »Ich habe herausgefunden, wo sie den Honig versteckt hat.«
    Ein Wirrwarr von Gefühlen umringte mich wie Schlingpflanzen. Vorsichtig schob ich den SAK von meinem Schoß auf den Sessel. Die Ohrhörer folgten.
    Sam beobachtete mich, als ich mich bewegte und auf ihn zuging. »Ana?«
    Nach der Art, wie er meinen Namen aussprach, musste ich ein rätselhaftes Wesen sein. Er hatte gedacht, er würde meine Gewohnheiten kennen, aber jetzt warf ich die Arme um ihn und drückte ihn so fest an mich, wie ich konnte. Ich zitterte vor Aufregung – jemanden freiwillig zu berühren und ihm zu erlauben, mich in seinen Armen zu halten –, und ich zitterte in einer widerstreitenden Mischung aus Verwirrung und Dankbarkeit.

    Warum sollte er etwas so Freundliches tun?
    Ich verstand es nicht. Wenn er Li gewesen wäre, hätte er meine Vorlieben irgendwie gegen mich benutzt. Aber jedes Mal, wenn ich ihm etwas über mich erzählte, gab er mir etwas zurück. Musik. Honig. Ihn zu umarmen war ein schönes Gefühl, beinahe sicher, aber es dauerte zu lange. Nicht lange genug. Er löste sich als Erster und untersuchte meine Hände. »Sie sehen schon viel besser aus.« Sein Mundwinkel zuckte. »Meinst du, du kannst einen Löffel halten?«
    »Vielleicht. Warum?«
    Mit einer hochgezogenen Augenbraue warf er einen Blick auf das Honigglas auf der Theke.
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Nur, wenn du einen Löffel halten kannst.« Er warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Belustigung? Herausforderung? Es war nicht wie der herausfordernde Blick von Li. »Aber wenn du es nicht kannst …«
    »Doch, doch, ich kann. Ich bin mir nur nicht sicher, ob du mithalten und deine Portion essen kannst.«
    Er grinste und durchstöberte die Schubladen nach zwei Löffeln. »Wir essen, bis uns schlecht wird.«
    »Das wird lustig.« Ich testete meine rechte Hand. Sie fühlte sich überhaupt nicht gut an, aber als Sam mir einen Löffel anbot, war ich in der Lage, ihn zu halten.
    Bald hockten wir beide auf der Theke, das Glas zwischen uns, und versuchten verzweifelt, uns nicht völlig mit Honig vollzutropfen. Er erzählte Geschichten und listete all die Dinge auf, die wir seiner Meinung nach tun sollten, sobald wir in die Stadt kamen, und ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so viel gelächelt zu haben.

KAPITEL 6
Schmetterling
    Zu Anfang der dritten Woche brachen wir vor Sonnenaufgang auf. Es war wärmer geworden, ein saphirblauer Himmel überwölbte Friedhof und Wald, und die Stille war so zart wie Raureif. In der frischen Luft des frühen Morgens bummelten Elche durch den Wald, während Adler und Habichte einander ihre Reviergrenzen zuschrien. Ich konnte nicht anders, ich summte, als wir die

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