Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben
mir auf die Füße getreten ist!
Du wirst dich entweder an Sams mangelnde Anmut gewöhnen oder das Tanzen ganz aufgeben müssen.«
Sam sprach meine Frage aus. »Wovon redest du?«
»Du hast ihr doch Tanzen beigebracht, oder? Habt ihr nicht deswegen beide mitten in der Küche gestanden, während euer Kaffee kalt wurde?« Sie nippte mit hochgezogenen Brauen an ihrem Becher. »Ich habe angenommen, es hatte etwas damit zu tun, dass Teras und Ashs Neuwidmung bevorsteht.«
»Ach, das. Ja.« Sam glitt mit seinem Kaffee zurück auf seinen Stuhl. Dunkle Haare fielen ihm über die Augen, und er musste den Kopf schütteln, um klar sehen zu können. »Nur noch ein paar Wochen.«
Stef verdrehte dramatisch die Augen. »Ja. Was der Grund ist, warum du Ana Tanzen beigebracht hast. Aber offenbar hast du es völlig verbockt. Sieh sie dir nur an!«
Sie richteten den Blick auf mich.
Ich vermied jeglichen Augenkontakt mit Sam. »Es ist nicht seine Schuld.« Es war definitiv seine Schuld, aber ich musste lügen, weil ich nicht wusste, wie gut er tanzte. »Ich habe es nicht richtig hinbekommen. Meine Füße führen ein Eigenleben.«
Stef lachte und stellte ihren Kaffee wieder auf der Theke ab. »Natürlich tun sie das. Du brauchst nur den richtigen Lehrer. Also, was hat er versucht, dir beizubringen?«
Als hätte ich den leisesten Schimmer.
»Ah, ich sehe schon, dass Sam sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, es dir zu sagen.« Sie zwinkerte mir wieder zu und drehte sich zu ihm um. »Spiel uns etwas Musik, Schatz. Wir kriegen es schon raus.«
Er nahm einen letzten Schluck von seinem Kaffee, bevor er ihn wegstellte. »Sei vorsichtig mit ihren Händen. Sie sind noch nicht ganz verheilt.«
Sie nahm mein Handgelenk so schnell, dass ich keine Zeit hatte zurückzuweichen. Ihre Hände waren glatt und kühl, im Gegensatz zu meinen, die sich verschwitzt anfühlten. »Das stimmt. Keine Sorge, Dossam, ich werde vorsichtig mit ihr sein.« Und dann, als Sam den Raum verließ, beugte sie sich vor und murmelte: »Lass nicht zu, dass er dir das Herz bricht, Süße. Den kriegt man nicht unter die Haube.«
Ehe ich mehr als ein Wort herausbringen konnte – »Was?« –, begann Sam zu spielen, und Stef wirbelte mich durch die Küche. Für jemanden, der so geschmeidig war, war sie stark .
»Das Wichtigste«, sagte Stef und übertönte dabei die Klaviermusik, »ist, sich zu entspannen. Du tust das, um Spaß zu haben, nicht um dir selbst wehzutun.«
Ich kannte das Lied von einer Aufzeichnung, die ich in Sams Hütte gehört hatte, daher wusste ich, welchen Takt Stef meinte, als sie sagte, ich solle mich im Takt bewegen. Als sie sagte, jetzt herumwirbeln, und es vormachte, ahmte ich auch das nach. Musik erfüllte das Haus, und die blitzschnellen Töne erweckten in mir den Wunsch zu tanzen. Ich tat alles, was Stef tat, und wenn ich es falsch machte, nahm sie meine Arme und legte sie dorthin, wo sie sein sollten, oder schob meinen Fuß mit ihrem zurecht.
Als das erste Stück aufhörte, machte Sam sofort mit dem nächsten weiter. Es war ebenfalls schnell, aber es hatte einen ganz anderen Rhythmus.
»Zähl mit«, forderte Stef mich auf. »Eins, zwei, drei. Keine vier. Nicht in diesem Stück.«
In meinem Kopf rasteten Verbindungen ein, und als ich versuchte, ihre Bewegungen nachzuahmen, gehorchte mein Körper. Hüfte, Arme, Beine. Schritt hier, hier und hier. Mir war schwindelig, als wir den Tanz beendeten und Stef Sam zurief, das Stück noch einmal zu spielen.
»Erinnerst du dich daran?« Sie grinste, als die Musik einsetzte. »Du kannst diesen Tanz zu jedem Lied mit diesem Rhythmus tanzen. Pass dich einfach dem Tempo an. Bist du bereit?« Sie wartete nicht auf meine Antwort, sondern fing einfach an zu tanzen, und jede Bewegung war fließend, aber präzise. Haar flog umher, als ich ihr folgte, und ich nahm aus den Augenwinkeln ein blondes und rotes Aufblitzen wahr. Mein Körper erinnerte sich daran, was er tun musste, wie er sich zu diesem Lied bewegen musste. Unsere Röcke wirbelten hoch, als wir uns drehten und umeinander kreisten. Es war schwer, jetzt eifersüchtig oder wütend zu sein. Vielleicht war sie doch nicht so übel.
Als die Musik aufhörte, war ich verschwitzt und außer Atem, aber ich lächelte. Stef wirkte sehr zufrieden mit sich selbst.
»Was jetzt?« Sam spähte aus dem Nebenzimmer herein, seine Miene vorsichtigerweise ausdruckslos, während er uns beobachtete. »Noch eins?«
Stef warf mir einen Blick zu, während sie sich
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