Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben
das Haar zurückstrich. Sie schwitzte nicht einmal. »Ich denke, das reicht für heute. Ich komme morgen wieder, also mach im Wohnzimmer Platz, denn die Küche ist kein Ort zum Tanzen. Wir werden einen anderen Tanz ausprobieren. Etwas Langsameres vielleicht. Es ist schließlich eine Widmung von Seelen, da wirbelt man nicht im Kreis herum, bis man nicht mehr stehen kann. Ana findet vielleicht jemand Nettes zum Tanzen.«
»Hm.« Sam kehrte in die Küche zurück und sah mich immer noch nicht an.
Ich holte mehrmals tief Luft, bevor ich mich wieder setzte, und ließ die Euphorie des Tanzes verebben. »Was ist eine Widmung von Seelen?«
»Ah, typisch Sam, hat vergessen, das zu erklären.« Sie spielte
weiter Theater, obwohl ich mir sicher war, dass wir alle wussten, dass sie sich für irgendetwas rächte. Weshalb war sie ursprünglich gekommen? »Manche Menschen glauben, Seelen seien als zusammengehörige Paare geschaffen worden. Es kann einige Zeit dauern, bis sie es begreifen oder in ihre Rollen als Liebende hineinwachsen, aber am Ende finden die Paare zueinander. Jedes Leben widmen sie ihre Seelen einander. Und weil jeder gerne feiert, widmen sie sich ihrem Liebsten jedes Mal neu, wenn sie wiedergeboren wurden.«
»Das ist wirklich süß.« Ich nahm einen Schluck von meinem kalten Kaffee und versuchte, mir vorzustellen, jemanden so sehr zu lieben, dass ich Tausende von Jahren mit ihm verbringen wollte.
»Ja, einige Leute denken das.« Sie ließ sich auf den Stuhl zwischen Sam und mir gleiten. »Aber der eigentliche Spaß der Neuwidmung ist die Maskerade. Der Grundgedanke ist nämlich der, dass man, wenn man jemanden leidenschaftlich liebt und das Gefühl hat, seine Seele gehöre fest zu der des anderen, in der Lage sein sollte, diese Seele zu finden und zu lieben, ganz gleich, in welchem Körper sie steckt. Man erzählt uns natürlich allen, wer wer ist, wenn jemand geboren wird. Und wenn dann die Zeit für die Neuwidmung kommt, kostümieren sich alle.«
Ich nickte langsam. »Weil man in der Lage sein sollte, seinen Partner zu finden, auch wenn man nicht sieht, wen man vor sich hat.«
»Genau.«
»Man soll eigentlich niemandem erzählen, als was man geht«, warf Sam ein. »Vor allem, wenn man derjenige ist, der widmet. Aber die Leute tun es normalerweise doch. Es ist peinlich, wenn man am Schluss mit dem Falschen tanzt.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Zumindest braucht man nicht die ganzen Ansprachen zu ertragen, wenn sie sich irren.« Stef grinste.
»Rate mal, welcher Stefs Lieblingsteil ist«, murmelte Sam. »Denn außer dem Tanzen und den zwei Seelen, die auf der Jagd nach ihrem Partner sind, gibt es …«
»Verdirb ihr nicht alles, Dossam.« Stef winkte ab. »Alle sind eingeladen. Lass sie es sehen, wenn sie dort ist.«
Nun, ich war nicht in die Stadt eingeladen worden. Der Rat konnte sagen, dass es für mich keine Maskerade geben würde, und ich würde im Haus festsitzen, während alle anderen loszogen, um Spaß zu haben. Ich biss mir auf die Lippen. »Hat einer von euch seine eigene Zeremonie gehabt?«
»Nein«, antworteten beide, und Stef fuhr fort: »Sie ist sehr selten, und die meisten Menschen sind nicht einmal sicher, ob es wirklich zusammenpassende Seelen gibt. Aber sie mögen das Fest. Es gibt immer jede Menge zu essen und zu trinken, und es ist ein wunderbarer Vorwand, um sich zu verkleiden.«
»Ihr beide geht immer hin?«
»Stef tanzt. Ich mache Musik.«
Bei dem Gedanken an Sams Klavierspiel musste ich ein Lächeln unterdrücken. »Wolltest du hierher zurückkehren, um auf dem Fest zu spielen?«
Er zuckte die Achseln und sprach hauptsächlich zum Fenster. »Es gibt viele Musikaufzeichnungen, die sie benutzen könnten. Aber da ich schon mal hier bin, werde ich vielleicht den Flügel aus dem Lagerhaus holen oder schauen, ob ich Sarit, Whit und ein paar von den anderen überreden kann, mit mir zu spielen. Ich weiß, dass du es nicht tun wirst.« Er deutete mit dem Kopf auf Stef.
»Lass sie die Aufzeichnungen benutzen.« Stef trank ihren Kaffee aus. »Verkleide dich und tanze. Du könntest sogar Spaß haben.«
»Ich weiß nicht. Vielleicht. Mir gefällt die Vorstellung nicht, Menschen darum zu bitten, ihre ewige Liebe allen anderen zu beweisen.«
»Tu es für Ana. Willst du nicht, dass sie sich amüsiert?« Ihre Stimme hatte einen Unterton, nicht diese kokette Neckerei wie zuvor, der mich denken ließ, dass sie nicht um meinetwillen fragte.
Falls Sam es bemerkte, so reagierte er
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