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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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die Menschen Schlange, um in den Rat nachzurücken, wenn es eine freie Stelle gab – was nur dann geschah, wenn ein Ratsmitglied starb –, und dann dienten sie für den Rest ihres jeweiligen Lebens. Meuric war in jedem seiner Leben dabei. Seine ständige Mitgliedschaft im Rat machte ihn wahrscheinlich zum mächtigsten Mann in Heart.
    Sam hatte außerdem gesagt, dass Meuric an Janan glaubte. Warum sollte jemand so leidenschaftlich an etwas glauben, ohne den geringsten Beweis?
    »Also, Ana.« Meurics Tonfall veränderte sich und wurde
freundlicher, aber ich traute ihm immer noch nicht, ebenso wenig den anderen Ratsmitgliedern. Sie hatten dafür gestimmt, mich aus der Stadt herauszuhalten. »Wie gefällt dir Heart bis jetzt?«
    »Es ist wunderschön.« Mein Hals kratzte vor Nervosität, und ich wünschte, wir hätten Wasser mitgenommen. Aber dann hätte ich wahrscheinlich alles auf einmal getrunken und müsste für den Rest der Versammlung aufs Klo. »Sehr groß.«
    Sam nahm auf dem Stuhl neben mir Platz und stieß mich am Bein an. Ich konnte nicht deuten, was er wollte, daher ignorierte ich es. Er wollte wahrscheinlich nicht, dass ich die Sache mit den Mauern und dem Tempel erwähnte. Nicht, dass ich das vorgehabt hätte.
    »Wir hatten noch nicht viel Zeit, um uns umzusehen«, warf Sam ein und beugte sich zum Tisch vor, »aber wir planen bereits Klavierstunden, und Stef hat ebenfalls ihre Dienste angeboten.«
    O ja, genau. Ich versuchte, freundlich zu klingen, wie er es vorgeschlagen hatte. »Heute Morgen haben wir Verabredungen mit einem ganzen Haufen Leute getroffen. Armande wird mir nächste Woche Backen beibringen.«
    »Das ist großartig. Du solltest mich auch einmal besuchen kommen. Wenn du bei Sam Musik studierst, wird dir vielleicht auch Dichtung gefallen.« Sine breitete die Hände auf dem Tisch aus. Runzeln überzogen ihre Haut und ihre Adern kreuz und quer, sie sah so alt und zerbrechlich aus.
    Meine Augen waren Lügner. In Wahrheit waren Sine und Sam gleich alt.
    Bei diesem Gedanken bekam ich Kopfschmerzen, aber ich schaffte es zu nicken, als Sam meinen Fuß anstieß. »Klingt großartig«, stieß ich hervor. »Vielen Dank.«
    Ich konnte mir Sam nicht anders vorstellen als so wie jetzt,
sosehr ich es auch versuchte. In keinem der Bücher, die ich mir angeschaut hatte, waren Fotos oder Skizzen von ihm gewesen, und das Video, das ich von ihm gesehen hatte, zeigte ihn größtenteils von hinten. Außerdem war es verschwommen. Würde ich ihn erkennen, wenn ich ein scharfes Foto sah?
    Stefs Beschreibung der Widmungszeremonie ließ mich erneut schaudern. Wie konnte jemand so weiterleben und es riskieren, den Menschen nicht zu erkennen, den er liebte? Wie konnte er in den Spiegel schauen und sich selbst erkennen? Ich sah aus wie ich. Sam sah aus wie Sam.
    Ich trug ein Kleid, das Sam in einem anderen Leben getragen hatte. Und seinen Pullover.
    Eine Frau auf der anderen Seite des Tisches beugte sich zu ihrem Nachbarn und murmelte ihm etwas zu. Beide sahen mich an, als würde ich mich gleich übergeben.
    »Ana, geht es dir gut?« Sam berührte mich an der Schulter.
    Ich blinzelte. Nickte. Er verließ sich auf mich. »Tut mir leid.«
    »Dies war eine große Veränderung für sie«, erklärte er dem Rat. »Wir sind noch keinen Tag hier, und schon reden die Leute über sie. Es ist eine gewaltige Veränderung für sie.«
    »Natürlich.« Sine lächelte, als hätte sie eine Ahnung, was ich durchmachte, aber die anderen Ratsmitglieder blickten mich alle merkwürdig an.
    Einer nach dem anderen stellten sie sich vor. Von den meisten hatte ich bereits gehört, und an Antha und Frase erinnerte ich mich von gestern. Deborls Name war vertraut, aber ich wusste nicht viel über ihn. Wie Meuric sah er jünger aus als ich.
    Ich versuchte, mich zu konzentrieren, während Sam unsere Abmachungen mit den Lehrern umriss, aber ich hatte das Gefühl, als stürzten Mauern in mir ein. Während meines ganzen Lebens war ich auf das Purpurrosenhaus und den umliegenden
Wald beschränkt gewesen, und es war leicht gewesen, zu wissen , dass Heart voller unglaublich alter Menschen war. Doch bis jetzt hatte ich den Beweis dafür noch nie so deutlich vor Augen gehabt. Ihr Leben und ihre Geschichten waren so viel größer als ich.
    Bevor ich Sam kennen gelernt hatte, als er nur ein Name in einem Buch gewesen war, hatte ich gedacht, dass es keine Rolle spielen würde, wie er – sie? – aussah, dass ich in jedem Fall das Gleiche empfinden würde.

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