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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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habe Recherchen über Drachen angestellt.«
    Ich wirbelte herum, mein Licht funktionierte endlich und blendete ihn beinahe mit dem weißen Strahl.
    Er blinzelte und sah weg. »Ich wollte feststellen, ob ich irgendetwas in Erfahrung bringen könnte.« Sein Gesicht leuchtete bleich im grellen Licht meiner Taschenlampe. »Es ist so oft passiert, dass ich ständig denke, sie hätten es auf mich abgesehen und dass es nicht einfach nur schreckliches Pech ist. Ja, ich hatte diese Bücher in meinem Zimmer. Ich hatte auch Bücher über Sylphen da, weil ich mir um dich genauso große Sorgen gemacht habe. Zwei Angriffe in zwei Tagen.«
    Meine Kehle wurde eng, und ich zog ihn fest an mich. »Oh, Sam.« Ich drückte das Gesicht in die weiche Wolle seines Mantels und atmete seinen warmen Duft ein. »Es tut mir leid. Mach dir um mich keine Sorgen. Wenn du Drachen recherchieren willst, lass mich helfen.«
    »Ich will dich nicht belasten. Jeder wird mit seinen eigenen
Sorgen und Ängsten wiedergeboren. Irgendwann – irgendwann regelt es sich von selbst, und es geht uns wieder gut.«
    Das klang wie das, was Sine gesagt hatte. Vielleicht war sie nicht mit Absicht so unsensibel gewesen. Es war einfach alles, was sie gewusst hatte.
    Ich berührte Sams Gesicht. Bartstoppeln verfingen sich in der Wolle meiner Handschuhe. »Belaste mich.«
    »Du hast wichtigere Dinge, um die du dir Gedanken machen musst. Der erste Fortschrittsbericht …«
    »Nächste Woche. Ich weiß.« Mit einem Seufzer löste ich mich von ihm und drehte noch einige Male an meiner Taschenlampe. Schön, dass jeder so erpicht darauf war, dass ich meine Sache gut machte, aber mein größter Antrieb war es, nicht aus dem Reich verbannt zu werden oder, schlimmer noch, zu Li abgeschoben zu werden. »Es ist schwer, mich aufs Lernen zu konzentrieren, wenn mein bester Freund schon Schwierigkeiten hat, eine einzelne Lehrstunde zu überstehen.«
    Er zögerte. »Jetzt bin ich also dein bester Freund?«
    Meine Wangen wurden heiß, und ich zuckte die Achseln. »Ich musste mich zwischen dir und Sarit entscheiden, und du hast das Klavier. Sie hat nur Honig.«
    Sam lachte und strich mit dem Handrücken über meinen Handschuh, so als wolle er meine Hand nehmen und hätte es sich anders überlegt. »Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass du das Klavier gewählt hast und nicht mich …«
    Ich stieß ihm die Schulter gegen den Arm, was ihn erneut zum Lachen brachte. Jetzt, da ich mich an den Gedanken gewöhnte, dass er nicht über mich lachte, genoss ich dieses Lachen immer mehr.
    Wir gingen die Südallee entlang, aber unser unbefangenes Schweigen wurde drückender, als ich mich an die Ereignisse des vergangenen Abends erinnerte. Die Schritte.

    Kalte Luft wehte um meine Kapuze und fuhr mir in die Haare. Ich schauderte vor Kälte und der Erinnerung und betrachtete vergeblich die Häuser, an denen wir vorbeikamen. Wie konnte ich herausfinden, wer mir gefolgt war? Meine Gedanken kehrten immer wieder zu Li zurück, zu ihren Drohungen vom Markttag und ob sie vielleicht gelernt hatte, Sylphen zu kontrollieren.
    Sam berührte mich am Arm.
    Ich erschrak und ließ beinahe die Taschenlampe fallen. Wolle rutschte über Metall, doch ich fing die Lampe vor der Brust und hielt sie dort fest.
    »Du scheinst dich nicht wohlzufühlen.« Sein Gesichtsausdruck war in der Dunkelheit unmöglich zu deuten. Nur Sternenlicht und der unheimliche Schein des Tempels erhellten die Stadt. Der Mond war noch nicht aufgegangen, in einigen Nächten schien sein Licht von den Mauern wider und verlieh Heart einen übernatürlichen Glanz. Aber nicht heute Abend. Es war einfach nur dunkel. »Ana?«
    Ich trat auf ihn zu und ging wieder weiter, wobei ich meinen Schritt beschleunigte. »Mir geht es gut.« Wirklich, ich wollte einfach nur von der Straße weg.
    Er hielt mühelos Schritt. »Ich will dich nicht als Lügnerin bezeichnen, aber ich kann sehen, wenn du nicht ehrlich bist. Ist etwas passiert?«
    »Gestern Abend.« Ich sprach leise, gedämpft durch meinen Schal. »Als ich zu deinem Haus zurückging, hörte ich, dass mir jemand folgte. Da waren Schritte. Sie verschwanden, als ich mich umdrehte.«
    Er fragte mich nicht, ob ich mir sicher sei, wie ich eigentlich erwartet hatte, sondern legte mir nur den Arm um die Schultern und drückte mich sanft. »Ich habe zu Hause etwas für dich.«

    In dem dunklen Wohnzimmer bedeutete Sam mir, mich zu setzen, und ging zu einem der Bücherregale. Alte Scharniere quietschten, als er

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