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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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ein Kästchen öffnete.
    Er hockte sich vor mich hin und legte mir eine kleine, in einer Scheide steckende Klinge auf die Knie.
    Ich wollte zurückweichen, aber die Klinge berührte mich bereits. »Was ist das?« Vorsichtig schob ich sie zu ihm hin, weg von meinen Knien und in seine Hände.
    »Ein Messer.« Er zog die Lederscheide ab, und eine winzige Klinge kam zum Vorschein, so dünn und lang wie mein Zeigefinger. »Du musst mir etwas versprechen.«
    Ich ließ den Stahl nicht aus den Augen. »Ich will das nicht haben.«
    »Bitte, Ana. Ich würde nicht fragen, wenn ich es nicht für nötig hielte. Ich glaube dir, dass dir gestern Abend jemand gefolgt ist. Wenn er freundliche Absichten hatte, warum hat er sich dann nicht bemerkbar gemacht?«
    »Du denkst, jemand könnte versuchen, mir etwas anzutun.«
    Etwas blitzte in seinen Augen auf, aber ich war zu langsam, um es richtig zu sehen. Ich hatte Mühe, den Blick von dem Messer abzuwenden. Es war so klein, viel zu winzig für Sams Hand. Wenn ich es als eine übergroße Nadel betrachtete, würde es mir vielleicht nicht ganz so schrecklich vorkommen.
    »Als du geboren wurdest, hat der Rat ein Gesetz verabschiedet, das allen verbot, dir etwas zu Leide zu tun. Weil du sterben könntest.«
    Plötzlich erinnerte ich mich an meine erste Begegnung mit dem Rat in der Wachstation und daran, dass Sam gesagt hatte, dass es ein Gesetz über meinen Tod gebe. Ich erschauderte und versuchte, nicht darüber nachzudenken, welche anderen Gesetze der Rat wohl in Bezug auf mich erlassen hatte.
    »Wir anderen würden zurückkommen, aber bei dir weiß
man es einfach nicht. Der Rat würde es nicht zulassen, dass jemand dein Leben nimmt.«
    Für einen Moment hatte ich Gewissensbisse wegen meiner Unterstellungen gegenüber den Ratsmitgliedern, aber Sam drückte mir den Messergriff in die Hand und hielt ihn dort fest, bis ich nachgab. Das Messer lag perfekt in meiner Hand.
    »Ein Gesetz ist gut und schön, aber man kann nie sicher sein, dass sich auch jeder daran halten wird. Es ist unwahrscheinlich, dass jemals etwas geschieht, trotzdem kann es nicht schaden, wenn du ein Messer bei dir hast, auch wenn du dich damit nur auf dem Heimweg sicherer fühlst.« Er riskierte ein Lächeln. »Ich werde nicht zulassen, dass du verletzt wirst, wenn ich es verhindern kann, doch du möchtest bestimmt nicht, dass ich dir auf Schritt und Tritt folge, oder?«
    Vielleicht. Doch. »Auf keinen Fall. Die Maskerade steht bevor, und es ist mir egal, ob alle anderen mogeln. Niemand soll wissen, wer man ist, richtig? Ich werde dir nicht zeigen, was ich trage, und ich will nicht wissen, wie du dich verkleidest.«
    »Ich weiß. Aber du wirst das hier bei dir tragen.« Er deutete mit dem Kopf auf das Messer, das ich immer noch in der Hand hielt.
    Es war nicht schwer. Der Rosenholzgriff war glatt, aber nicht rutschig, und er roch süß, während die zierliche Klinge kürzlich gereinigt worden war. Sie war zweifellos scharf, aber ich berührte sie nicht, um es zu überprüfen. Abgesehen von Schönheit und der Frage, ob ich es bei mir tragen sollte, hatte ich keine Ahnung, worauf ich bei einer Waffe achten musste, aber ich schätzte, dass dies eine gute war. Sam hob nichts auf, was aufzuheben sich nicht lohnte.
    »Versprichst du mir, das Messer bei dir zu tragen?« Er wirkte ernst, und ich wollte mich wirklich nicht auf ihn verlassen.
    Eine Waffe mit mir zu führen kam mir extrem vor, wenn
mir nur jemand gefolgt war, vor allem, wenn es ein Gesetz gab, das mich beschützte. Aber, wie Sam gesagt hatte, nicht jeder gehorchte den Gesetzen. Ich würde mich nicht an die Sperrstunde halten, wenn die Strafe nicht Li oder eine Verbannung wären. Was war die Strafe für jemanden, der versuchte, mich zu töten?
    Wieder dachte ich an das, woran Menehem gearbeitet hatte, bevor er Heart verließ.
    Ich streifte die Scheide über die Klinge und legte das Messer auf einen Tisch neben mir. »Nur, weil du so lieb gefragt hast.«
    »Großartig.« Er lächelte, aber hinter seinen Augen blieb ein Schatten. Er verheimlichte mir etwas, doch auch ich hatte ihm nicht alles gesagt. Nichts von Li auf dem Markt.
    Ich ließ es gut sein, mein Herz konnte heute nicht mehr ertragen.
    »Wie wär’s mit etwas Musik vor dem Schlafengehen?«, fragte er.
    »Mir fallen gleich die Finger ab.«
    »Ich wollte für dich spielen. Das heißt, wenn du magst.« Sein Lächeln war aufrichtig, als ich nickte. »Ich habe überlegt, dich irgendwann mit einem anderen

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