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Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben

Titel: Das Meer der Seelen Bd. 1 - Nur ein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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Kompostbehälter. »Du musst mir nicht alles erzählen.«
    Er seufzte und stand von seinem Stuhl auf. »Ana …«
    Ich legte meinen Teller in die Spüle und drehte mich zu ihm um. »Hör mal, du hast mich gebeten, hier zu wohnen. Deine Wände sind nicht gerade schalldicht. Ich schnüffele nicht herum und gehe nicht an deine Sachen, aber wenn du im Haus sprichst, werde ich es wahrscheinlich hören.« Ich holte tief Luft. »Ich will nicht gehen, aber wenn du nicht mehr möchtest, dass ich hier wohne, brauchst du es nur zu sagen.«
    Sam durchquerte die Küche mit vier langen Schritten und trat so dicht vor mich hin wie an dem Tag, an dem er mich nicht geküsst hatte. Sein Mund öffnete und schloss sich und hielt, was immer er hatte sagen wollen, gefangen. »Geh nicht.«
    Es gab tausend unhöfliche Dinge, die ich hätte sagen können, aber er wirkte besorgt, und ein Dutzend andere Gefühle huschte über sein Gesicht, zu schnell, um sie zu lesen. Zu vielschichtig. »Dann werde ich nicht gehen.« Ich hielt seinem Blick stand. »Ich wünschte, du würdest mir sagen, was los ist.«

    Er schloss die Augen, und wieder war ich nicht schnell genug, um seinen Gesichtsausdruck zu verstehen. »Ich verspreche, es dir zu sagen, aber nicht jetzt. Ich muss wirklich gehen.«
    »Wenn du es mir nicht erzählst, damit ich mich heute Abend trotzdem amüsiere, bist du dumm. Jetzt werde ich mir um alles Sorgen machen.« Ich ballte die Fäuste in meinen Ärmeln. »Ich meine, du hast mir ein Messer gegeben. Wie soll ich mich denn danach fühlen?«
    »Es tut mir leid, Ana. Es gibt im Moment einfach zu viel zu erklären.«
    »Dann bitte, wenn du zurückkommst.« Ich senkte den Blick nicht, obwohl er mich überragte und mein Nacken schmerzte, weil ich den Kopf so weit zurückbeugte. »Wenn es mich betrifft, habe ich ein Recht, es zu erfahren.«
    »Also gut. Sobald ich wieder da bin.« Sein Lächeln war gezwungen. »Bitte, geh nicht.«
    »Du müsstest schon viel gemeiner sein, als das Frühstück zu ruinieren, um mich zu vertreiben. Schließlich habe ich achtzehn Jahre gebraucht, um Li zu verlassen, und du weißt, wie schrecklich sie war.« Mein ebenso erzwungenes Lächeln erstarb, als uns beiden klar wurde, wie diese letzten Worte hätten klingen können, als würde ich Sam tatsächlich mit Li vergleichen. Mein Tonfall wurde hohl. »Ich werde hier sein.«
    Er nickte, strich mir das Haar aus dem Gesicht und ging aus der Küche mit den Worten: »Ich hasse es, ein Jugendlicher zu sein.«
    »Wieso?«
    »Hormone.« Mit einem traurigen, schwachen Lächeln verließ er das Haus.
     
    Da er während des Vormittags außer Haus war und ich keine Termine hatte – die Bibliothek war wegen der Vorbereitungen
für die Maskerade geschlossen, und für heute waren keine Unterrichtsstunden angesetzt worden –, nutzte ich die Gelegenheit, mein Kostüm anzuprobieren, um noch einmal den Sitz zu überprüfen. Ich sah darin nicht aus wie ich, und es dauerte eine Ewigkeit, es richtig anzuziehen, dennoch war ich mit dem Ergebnis zufrieden.
    Vorsichtig zog ich alles wieder aus und legte es zurück in sein Versteck.
    Ich ging nach draußen, um Arbeiten im Hof zu verrichten. Tiere fütterten sich nicht von selbst. Gerade als ich mit allem fertig war, hörte ich Sams und Stefs Stimmen über das Gackern der Hühner hinweg. Ich warf die alten Arbeitshandschuhe auf ein Regal und hielt aufs Haus zu, um ihnen zu sagen, dass ich draußen war und ihr sehr privates Gespräch hören konnte.
    »Es erklärt viel über Ana, nicht wahr?«, fragte Stef.
    Ich blieb am Weg stehen. Sie waren hinter den Bäumen an der Straße, nah genug, dass ihre Stimmen klar zu mir drangen. Ich wollte nicht lauschen, da ich Sam vorhin gesagt hatte, dass ich ihm nicht nachschnüffelte, aber wenn ihr privates Gespräch sich um mich drehte, war es nicht fair, dass ich ausgeschlossen wurde.
    Sam sagte: »Als wir uns am See aufgewärmt haben, hat sie die ganze Zeit darauf gewartet, dass ich sie wieder hinaus in die Kälte werfe. Ich denke, sie hatte auch Angst davor, dass ich ihr nichts zu essen geben oder ihr etwas wieder wegnehmen würde.« Er klang, als könne er es nicht glauben. Wie lächerlich ich gewesen sein musste. »Sie war davon überzeugt, dass alles, was ich tat, irgendwie ein grausamer Scherz war.«
    »Jetzt verhält sie sich nicht mehr so.« Stefs Stimme kam von der gleichen Stelle wie zuvor. Sie bewegten sich nicht. Wahrscheinlich, damit sie ihr Gespräch nicht ins Haus trugen, wo ich es

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